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Französisches Kanada II

Le Chemin du Roi

Bei noch schönem Wetter verlassen wir Montreal, eine Stadt, die uns ausnehmend gut gefallen hat. Wir folgen auf dem landschaftlich wunderschönem "Königsweg" dem St Lawrence Strom nach Osten. Der Chemin du Roi war die erste wagentaugliche Straße zwischen Quebec und Montreal. Er führt durch viele kleine Ortschaften und in Sorel überqueren wir mit der Fähre den Fluss. In Trios Rivières legen wir eine Kaffeepause ein, allerdings wirkt dieses Städtchen ein bisschen ausgestorben. Die leuchtenden Farben des Indian Summer begleiten uns während der Fahrt.

Am Spätnachmittag erreichen wir unseren Campingplatz, der eine Viertelstunde von Quebec entfernt liegt. Wir fahren noch in das Vieux Quebec und lassen die Stadt auf uns wirken.

Quebec City

Quebec ist die Hauptstadt der Provinz Quebec, eine der ältesten Städte Kanadas und die Wiege und das heutige Zentrum der französischen Zivilisation in Nordamerika. 95% der ungefähr 500.000 Einwohner (Metropolregion 765.000) Quebec Citys sprechen Französisch als Muttersprache. Und das französische Flair und die französische Lebensart durchziehen die ganze Stadt. Durch ihre gut erhaltene Altstadt, die -einmalig nördlich von Mexiko- von einer Stadtmauer umgeben ist, gilt sie als europäischste Stadt Nordamerikas. 

 

Sie wurde 1608 von dem französischen Entdecker Samuel de Champlain am Steilufer des St. Lawrence River in der Nähe der Irokesensiedlung Stadacona gegründet und diente ihm als Ausgangspunkt für seine Forschungsreisen ins Landesinnere. Quebec bedeutet "wo der Fluss enger wird" und das passiert auch kurz hinter Quebec, hier wird aus dem Fjord, der vom Atlantik in das Land hereinragt, ein schmaler Fluss. Der Ort für eine Stadtgründung war auf einem bis zu 110 m hohen Hochplateau über dem St. Lawrence River gut gewählt worden. Von 1608 bis 1759 war Quebec französische Kolonie. Nach einer entscheidenden Niederlage gegen die Briten auf den Plaines d'Àbraham im Jahre 1759, wurde Neufrankreich England zugesprochen. Wie in Montreal galt natürlich auch hier der Quebec Act, der der französischsprachigen Bevölkerung das Recht zusicherte, ihre Kultur, Religion und Rechtsprechung zu behalten. Nach der Entstehung der Dominions of Canada im Jahre 1867 wurde Quebec die Hauptstadt der französischsprachigen Provinz Quebec. Auch hier flattern noch überall die 150-Jahr-Fahnen  zum Geburtstag des kanadischen Bundesstaates. Die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt wuchs durch Weizen- und Holzhandel und den Schiffsbau. Als Ende des 19. Jahrhunderts keine Holzschiffe mehr gebaut wurden, mussten viele Werften schließen. Desweiteren wurde eine Fahrrinne im St Lawrence Strom ausgebaggert, der es den hochseetauglichen Schiffen erlaubte, an Quebec vorbei bis nach Montreal zu fahren.

Erst im 20. Jahrhundert verbesserte sich die wirtschaftliche Lage wieder. Es siedelten sich Schuh- , Textil- und Bekleidungsindustrie an, außerdem wurde hier Munition produziert. Die Canadian Pacific Railway trug mit ihrem Hotel "Chateau Frontenac" dazu bei, dass Quebec eine beliebte Touristendestination wurde.

 

Wir fahren in das Vieux Quebec, finden auch gleich einen Parkplatz und wandern durch die fast mittelalterlich anmutenden Gassen. Die Altstadt teilt sich in eine Unterstadt, wo die erste Siedlung der Franzosen errichtet wurde und eine Oberstadt, wo die meisten historischen Gebäude liegen, auch das Chateau Frontenac. 

Dieses Chateau Frontenac, ein großes Schlosshotel, welches im Auftrag der Canadian Pacific Railway errichtet wurde, trohnt als Wahrzeichen über der Stadt. Wir machen eine Führung durch dieses sehr beeindruckende Hotel und erfahren, dass es nach dem Comte de Frontenac, einem der Gouverneure der Stadt benannt worden ist. Unser Führer, der seiner Kleidung nach aus dem 19. Jahrhundert stammt, erzählt uns die Geschichte der Stadt und des Hotels. Das gewaltige Bauwerk von 1892 wurde nach mehreren Anbauten 1925 fertiggestellt und beherrscht nun das Stadtbild. Es hat heute 611 Zimmer und ist zuletzt 2014 für 75 Millionen Dollar komplett renoviert worden. Wichtigste Ereignisse, die in dem Hotel stattfanden, waren 1943 und 1944 die beiden historischen Konferenzen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill, auf denen unter anderem die militärische Operation "D-Day" beschlossen wurde. 

Wir bummeln durch die kopfsteingepflasterten Gassen der malerischen Altstadt, die an eine französische Kleinstadt erinnert. Nachdem wir ausführlich durch die engen Straßen der Oberstadt spaziert sind, steigen wir die steilen Treppen hinunter in die Unterstadt, setzen uns da in eines der netten, kleinen Restaurants, essen Quiche und genießen von der Terrasse aus den Blick auf die vorbei flanierenden Fußgänger. Durch zwei Kreuzfahrtschiffe sind viele Touristen in der Stadt. Wir genießen dieses wunderschöne Quebec-City, in dem es viele hübsche Boutiquen gibt. Wie schon in Montreal finden wir hier auch eine Unmenge an Herrenausstattern. Die Franzosen legen Wert auf ihr Äußeres und auch Armin wird hier wieder fündig.

Außerdem gibt es hier Delikatessenläden mit leckeren Patès, gutem Käse und anderen tollen Produkten. Im Gegensatz zu den USA haben die Läden allerdings nur bis 17.00 am Wochenende und unter der Woche bis 18.00 geöffnet. 

 

Eine Besonderheit Quebecs sind die vielen katholischen Kirchen, die es hier gibt. Im Jahre 2001 gehörten noch 89% der Bevölkerung dem katholischen Glauben an, doch die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger schrumpfte laut wikipedia zwischen den Jahren 1960 und 2008 von 90% auf 6% und ist nun der tiefste in der westlichen Welt. Vielleicht würde so eine Lichtaufführung, wie wir sie in Montreal gesehen haben, dem Abhilfe schaffen.

 

Am nächsten Morgen wachen wir auf und es schüttet wie aus Kübeln. Wir drehen uns wieder um und schlafen noch einmal eine Runde. Gegen mittag, es regnet immer noch, fahren wir zuerst zu einem Shoppingcenter, den Galeries de la Capitale, und danach in die Stadt und besuchen das Musee de la Civilisation. In einer Ausstellung erfahren wir Interessantes über die Geschichte Quebecs, in einer anderen wird das Leben der Ureinwohner früher und heute gezeigt und die Sonderausstellung beschreibt das Leben und Wirken Hergés, dem Erfinder der Comic-Figur Tintin. Um so einen Comicband herzustellen, muss man nicht nur Schriftsteller, sondern vor allem auch ein Künstler sein. Armin, der Comics eigentlich nicht mag, ist genauso fasziniert wie ich.

 

 

Nach diesem Regentag lacht am nächsten Morgen die Sonne wieder vom blauen Himmel und wir fahren noch einmal in die Altstadt Vieux Ville. Da zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen, wimmelt es in den kleinen Gassen vor Touristen. Wir machen noch ein paar Photos bei Sonnenschein und besuchen den Marché du Vieux Port de Quebec, wo wir noch ein paar Delikatessen einkaufen. Das Französisch geht uns schwer von der Zunge. Den ersten Satz überlege ich mir immer vor dem Sprechen, was auch gut funktioniert. Doch wenn ich dann auf schnelle Fragen antworten muss, kommt meistens Spanisch raus und der hiesige Dialekt ist auch nicht so einfach zu verstehen.

 

Leider verlassen wir nun diese schöne Stadt wieder und düsen Richtung Grenze zu den USA.

Lange haben wir überlegt, wie wir weiterfahren, denn wir hätten gerne Liz besucht, die wir in Mexiko kennengelernt haben. Sie wohnt auf der Halbinsel Gaspé und ist noch bis Anfang November da, bevor sie wieder den Winter in Mexiko verbringen wird. Liz hat uns eingeladen ein paar Tage bei ihr zu bleiben, doch wir beschließen diesen Besuch auf eine der nächsten Reisen zu verschieben, denn sonst säßen wir jetzt nur noch im Auto. Die Entfernungen hier sind nicht zu unterschätzen und das wären noch einmal 2000 Kilometer mehr. So machen wir uns jetzt auf den Weg durch die White Mountains (Indian Summer) nach Boston und werden zum Abschluss noch vier Tage auf Cape Code verbringen.

 

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