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Hatcher Pass und Talkeetna

Wir heben ab!

Independence Mine und Hatcher Pass

Heute ist ein traumhaft schöner Tag und so verlassen wir Anchorage und fahren mit Julia noch einmal in die Berge zur Independence Mine. Zur Freude von Timba wandern wir ein bisschen an dem kleinen Bach entlang und genießen die Aussicht.

Anschließend überqueren wir den Hatcher Pass, begutachten den Gipfelsee und fahren die wunderschöne Hochgebirgsstraße diesmal in die andere Richtung als vor drei Wochen. An so einem traumhaften Tag, der auch noch auf einen Samstag fällt, ist hier eine Menge los. Viele Leute kommen für das Wochenende her und campen wild am Fluss.

Als wir den Parks Highway erreichen, haben wir einen wunderschönen Blick auf den höchsten Gipfel der Vereinigten Staaten, den Denali (früher Mount McKinley).

So klar sieht man ihn selten und wir halten an jedem Aussichtspunkt an und genießen den Blick. Wir haben gelesen, dass nur 30% der Alaskabesucher den mächtigen Berg zu Gesicht bekommen, weil er sich zweihundert Tage im Jahr hinter Wolken versteckt oder die Sicht zu diesig ist, was wir ja vor drei Wochen erlebt haben.

Wir übernachten wieder in dem kleinen Hippiedorf Talkeetna und auf dem Weg dorthin hat Armin eine seiner Schnapsideen.

Flightseeing the Denali

Er hält bei K2 Aviation und wir erkundigen uns wieviel ein Rundflug zum Denali kosten würde. Julia und ich sind ganz überrascht, weil wir noch nie darüber gesprochen haben, dass wir so etwas tun könnten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten an Flügen, allerdings sind alle davon in der gehobenen Preisklasse. Für morgen ist alles schon ausgebucht, aber heute Abend wäre noch ein Flug frei. Wir überlegen ernsthaft, ob wir uns das gönnen sollen. Armin meint, die Gelegenheit sei einmalig, der Blick heute traumhaft und wahrscheinlich kommen wir nicht mehr her. Kurz entschlossen buchen wir für Julia und Armin den „Denali Flyer“. Ich fliege nicht mit. Ich bin zwar überzeugt, dass es ein tolles Erlebnis ist, aber es ist auch viel Geld und, es ist natürlich nicht zu vergleichen, aber mir gefällt der Blick auf den Denali von Talkeetna aus auch sehr gut.

Gastbeitrag von Armin:

Nach einem herzhaften Abendessen mache ich mich zusammen mit Julia auf dem Weg zum nahen Flughafen. Eine halbe Stunde vor Abflug sind wir da und nach kurzem Check unseres Fluggewichts, holen wir uns aus großen Boxen passende Gletscherüberschuhe. Ab jetzt gehen wir in Moonboots durch die Welt. Der Start ist für 19.00 Uhr angesetzt. Nachdem uns der Pilot eingewiesen hat, heben wir ab. Unser Flugzeug, eine einmotorige Otter von DeHavilland hat zusätzlich Kufen angebracht, da wir als Besonderheit auch eine Gletscherlandung mitgebucht haben. Wenn schon, denn schon. Jeder von den neun Passagieren hat einen Fensterplatz und ist mit einem Headseat für die Kommunikation mit dem Piloten und untereinander ausgestattet. Auf dem Weg über die weite Tundra zwischen Talkeetna und dem Denali erfahren wir von unserem Piloten Kevin Interessantes über die Flugroute und die Besonderheiten des Berges. Der Denali ist mit 6130 Metern der nördlichste Berg der großen Sieben. (die großen Sieben sind die jeweils höchsten Berge der verschiedenen Kontinente).

Aus den Flussläufen werden Gletscherzungen, aus den sanften Hügeln werden schroffe Felswände. Kevin dreht einige Schleifen vor der Südflanke des Denali um allen einen perfekten Blick zu ermöglichen. Wir überfliegen das nun leere Basecamp, welches die Bergsteiger von Ende April bis Mitte Juli für die Besteigung nutzen. Plötzlich spricht Kevin davon, dass wir nun an die Nordseite fliegen. Wir schauen uns überrascht an, denn das war gar nicht mitgebucht. So bekommen wir ohne Aufpreis die Grand Denali Tour und fliegen  einmal rund um den Gipfel des Denali. Auf der Nordseite sehen wir die fast senkrechte 5000 Meter hohe Nordflanke des Denali, an der die Erstbesteigung 1913 stattfand. Sehr beeindruckt fliegen wir durch  die Bergwelt der 5000er hindurch und sehen von oben die riesige Anzahl an Gletschern. In weiten Schleifen sinken wir hinab in ein Gletschertal und landen in 3000 Meter Höhe auf dem Eis. Wir stapfen durch den 20 Zentimeter hohen Schnee inmitten von schroffen Granitfelsen und sind fasziniert von der unendlichen Weite und den Eismassen um uns herum. Die Gegend hier wurde Little Switzerland getauft, obwohl es eher nach den Dolomiten aussieht. Nachdem alle ihre Fotos geschossen haben, geht es zurück. Auf dem Rückweg versucht Kevin im Tiefflug über die Tundra fliegend mir zuliebe einen Elchbullen zu finden. Wenn man die unendlichen Weiten aus Seen und Baumlandschaften dahinziehen sieht, wird es einem erst bewusst, wieviel Glück es ist, einen Bären oder einen Elch in Straßennähe zu entdecken.

Nach zwei Stunden landen wir wieder und steigen mit glänzenden Augen aus dem kleinen Flieger aus. Welch ein wunderbares Erlebnis.

Endlich Sommer!

Am nächsten Tag bummeln wir noch einmal durch den kleinen Ort, sehen uns in der Rangerstation den Film über die Besteigung des Denali an und halten auf der Weiterfahrt in dem netten Cafe „Flying Squirrel“, wo wir etwas essen.

Da das tolle Wetter immer noch anhält, suchen wir uns anschließend einen See um baden zu gehen. In der Nähe eines Flughafens für Wasserflugzeuge finden wir eine Badestelle bei einem verlassenen Wasserflugzeugparkplatz. Wir genießen die Sonne und gehen schwimmen. Endlich Sommer.

Zurück auf dem Parks Highway fahren wir Richtung Denali Nationalpark und Fairbanks. Während der Fahrt bewundern wir den ständigen Blick auf die Alaska Range. Der Gipfel des Denali ist allerdings schon wieder hinter Wolken verschwunden.

An einer Stelle sehen wir viele Autos, die an der Seite des Highways parken und Leute, die in der buschbewachsenen Ebene etwas pflücken. Wir tun es ihnen gleich, stapfen ins Gebüsch und Julia ist begeistert, denn wir sind die nächste halbe Stunde beschäftigt und pflücken wilde Alaskablaubeeren. Der Himmel vor uns verdunkelt sich während dieser Zeit dramatisch und Blitze zucken vom Himmel. In der Abendsonne ergeben sich tolle Fotomotive. Gerade bevor das Unwetter sich entlädt und der Regen uns einholt, erreichen wir den Campingplatz in Cantwell, wo wir die nächste Nacht verbringen.    

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