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Von Prince George bis zur Grenze British Columbia/Alberta

Auf dem Weg von Chetwynd nach Prince George fahren wir eine ganze Zeit am McLeod Lake entlang und finden eine schöne Stelle, an der wir baden gehen. Wir liegen auf einem kleinen Steg, genießen die Sonne und lesen mal wieder in unseren Büchern.

 

Prince George enttäuscht uns sehr, wie so viele dieser Straßenorte hier. Im frühen 19. Jahrhundert errichtete Simon Fraser einen Handelsposten für die North West Trading Company und nannte ihn Prince George. Mit dem Bau der Eisenbahn wuchs der Ort und ist heute ein Zentrum der Holz- und Ölindustrie und des Bergbaus. Es ist zwar mit 72.000 Einwohnern das größte nördliche Handelszentrum in British Columbia und liegt am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Highways und zweier großer Flüsse, dem Fraser River und dem Nechako River, doch uns gefällt die Stadt überhaupt nicht. Allerdings finden wir hier alle Annehmlichkeiten der „Zivilisation“ wie Supermärkte, Shoppingcenter, Restaurants und einen recht schönen Campingplatz mit Swimmingpool.

 

Für unseren Hochzeitstag entdecken wir ein sehr extravagantes Restaurant, von dem wir total begeistert sind. Nachdem ich gerade verkündet hatte, dass wir aber heute nicht Pizza essen gehen, sehen wir dieses moderne Gebäude, eigentlich das einzige in der Hauptstraße von Prince George, das uns gefällt – und es ist eine Pizzeria. Diese ist allerdings vom feinsten. Sehr modern in schwarzem und naturfarbenem Holz eingerichtet, mit einem riesigen Pizzaofen in der Mitte der offenen Küche landen wir in einem kultivierten Restaurant, das sogar Stoffservietten hat. Dies ist für USA oder Kanada eher eine Seltenheit. Das Essen ist von hervorragender Qualität, schön serviert und so feiern wir uns in angemessenem Stil.  Wir sind doch stolz, dass wir es solange zusammen geschafft haben, zwei tolle Töchter haben und immer noch ähnlich denken und glücklich sind.

Da Edmonton nicht mehr so weit ist, lassen wir uns nun mit dem Reisen etwas Zeit und verbringen den nächsten Tag am Swimmingpool und im Shoppingcenter. Wir besuchen noch einmal dieses gute Restaurant und erstehen zwei der getöpferten Servierschalen, die mir so gut gefallen haben. Die Töpferei, die diese herstellt, hat leider im August zu, doch der Besitzer des Restaurants ist so nett und lässt mich aus seinen Schalen zwei auswählen.

 

Danach fahren wir weiter Richtung Jasper Nationalpark. Die Landschaft ähnelt nun unserem Voralpenland bei Benediktbeuern oder Lenggries. Sogar die Kühe schauen ähnlich aus. Nur die Ausmaße von allem sind deutlich größer. Wir nähern uns dem höchsten Berg der Rocky Mountains, dem Mount Robson und übernachten in Tete Jaune Cache, wo wir einen Traumplatz, etwas abgetrennt von allen anderen, direkt am Fluss gefunden haben.

Hier gefällt es uns so gut, dass wir spontan beschließen, noch eine zweite Nacht zu bleiben.

    

Am nächsten Tag fahren wir in den zwanzig Kilometer entfernten Ort Valemount, der uns recht gut gefällt. Es ist ein kleiner, sympathischer Ort mit einer sehr guten Swiss Bakery, in der wir echte Brezen und ein gutes Bauernbrot bekommen. Valemount ist im Winter dafür bekannt, dass es "powerboarding" oder "sled-assisted skiing" anbietet. Das bedeutet, dass es hier keinen Lift gibt, sondern Ski- oder Snowboardfahrer werden mit einem Schneemobil den Berg hochgezogen und dürfen sich dann in den "Powder" stürzen.

 

An der Salmon Viewing Platform des Ortes lernen wir den Lebenszyklus des Chinook Salmon kennen. An diesem Nebenarm des Fraser River beobachten wir diese größte Lachsart, den Chinook Lachs, der eine 1300 Kilometer lange Reise hinter sich hat, wenn er hier am Swift Creek ankommt. Als kleiner Fisch startet er von hier Richtung Pazifik, wandelt sich dort in einen Salzwasserfisch, schwimmt dann bis nach Alaska und sogar zu den aleutischen Inseln, bevor er nach vier bis fünf Jahren in einem Jahr nach Süden bis nach Vancouver zur Mündung des Fraser River schwimmt und sich dann über tausend Kilometer flussaufwärts kämpft um an seiner Geburtsstätte wieder abzulaichen und anschließend zu sterben. Flussaufwärts gelingt es ihm fünfzehn Kilometer am Tag zu schwimmen und er überspringt sogar Stromschnellen und kleine Wasserfälle. Dies ist doch ein ganz anderer Lebenszyklus als der, den die Farmlachse haben, die wir zuhause essen. Allerdings schmecken hier auch nur die Lachse aus dem Ozean oder aus dessen Nähe und nicht die abgekämpften, mageren Tiere, die nach der langen Reise an ihrem Ablaichort ankommen.

Nikola beim Blog schreiben

Der Weg der Chinook Lachse

Uns gefällt es hier so gut, dass wir noch eine weitere Nacht bleiben. Am nächsten Morgen fahren wir zum Mount Robson Visitor Center. Der Mount Robson ist mit 3954 Metern der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains. Dieser Granitfelsen steht monumental vor uns, ist oben noch mit Schnee bedeckt und wir sind begeistert. Im Visitor Center erfahren wir, dass wir den BergLake Trail die ersten acht Kilometer auch mit dem Rad fahren dürfen. Das finden wir eine gute Idee und so schwingen wir uns in den Sattel. Timba läuft nebenher. Ich stelle bald fest, dass Berg-Mountainbiking nicht meine Sportart ist, trotzdem keuchen wir eine Stunde bergauf bis zu unserem Ziel, dem Kinney Lake, der wunderbar in dieser Hochgebirgswelt liegt. Von hier aus könnten wir nun vier bis fünf Stunden weiter bergauf steigen bis zu dem Berglake, in den ein Gletscher mündet, doch nach einer Pause an dem traumhaft schönen See, beschließen wir den Rückweg anzutreten. Es war auch so ein herrlicher Ausflug in den kanadischen Rockies.

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