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Toronto

Ontario

Die Provinz Ontario liegt im Südosten Kanadas. Sie grenzt an die Provinzen Manitoba im Westen und Quebec im Osten, außerdem im Süden an fünf US-Bundesstaaten, allerdings verlaufen diese Grenzen fast alle in Seen oder Flüssen. Im Norden reicht sie bis an die Hudson Bay. Die Hauptstadt Kanadas, Ottawa, liegt in Ontario, doch die moderne Wirtschaftsmetropole und Hauptstadt der Provinz ist Toronto.  

 

Ontario ist ein irokesisches Wort und bedeutet schönes Wasser. Bevor die Europäer die Gegend erreichten, lebten hier die Stämme der Irokesen und Alkonkin-Indianer. Im 17. und 18. Jahrhundert gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den Franzosen und den Briten um dieses Gebiet. Am 1. Juli 1867 wurde schließlich die Kanadische Konföderation gegründet und die Provinz Kanada in Quebec und Ontario geteilt. Ontario wurde zum wirtschaftlichen Zentrum des Landes. Besonders nach dem zweiten Weltkrieg zogen viele Einwanderer in den Großraum Toronto, der heute einer der ethnisch vielfältigsten Regionen Nordamerikas ist.

 

Toronto

Toronto liegt am nordwestlichen Ufer des Ontariosees, dem kleinsten der fünf Seen. Dass diese Gegend, das am dichtesten besiedelte Gebiet Kanadas ist, bemerken wir, als wir uns der Stadt nähern. Von so vielen Autos waren wir zuletzt in Los Angeles umgeben. Obwohl es Sonntag vormittag ist, fahren wir in langsam vorankommendem Verkehr dreispurig nach Downtown. Seitdem sich 1953 die City of Toronto mit zwölf umliegenden Ortschaften zur gemeinsamen Verwaltung, dann 1998 noch einmal mit fünf weiteren Städten zusammengeschlossen hat, bildet sie mit 5,6 Millionen Einwohnern eine der großen Megametropolen in Nordamerika und die größte Stadt Kanadas. In der Golden Horseshoe Bay, so heißt die Region, die sich wie ein Hufeisen um das westliche Ende des Ontario-See legt, leben 8,1 Millionen Menschen. Die Stadt Toronto selbst hat knappe drei Millionen Einwohner.

 

Ursprünglich lebten die Indianerstämme Mississauga und Huronen am nördlichen Ufer des Lake Ontario. Sie nannten die Gegend Toronto, was Versammlungsort bedeutet, weil von dort aus eine Route für Frachtkanus den Lake Huron mit dem Lake Ontario verband. Diese Route wurde, nachdem sie für einen Spottpreis von den Indianern gekauft worden war, auch von den französischen Pelzhändlern genutzt.

 

Das heutige Toronto wurde 1793 von dem britischen Gouverneur von Upper Canada, Lord Simcoe, als Fort York gegründet. Um das Fort herum entstand der Ort York. "Muddy" York wie die Stadt wegen ihrer oft verschlammten Straßen damals gerne genannt wurde, entwickelte sich gut und erhielt 1834, im Jahr der Stadtrechtsverleihung, zur besseren Unterscheidung von New York wieder seinen ursprünglichen, indianischen Namen Toronto. Damals hatte die Stadt bereits 9000 Einwohner.

 

Toronto entwickelte sich zur Großstadt, stand jedoch lange Zeit im Schatten von Montreal. Einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls erhielt die Stadt 1957 durch die Fertigstellung des St. Lawrence Seaway, der Toronto mit dem Atlantik verbindet. Ab den 1970er Jahren kehrten viele Angelsachsen der Provinz Quebec aufgrund der dortigen separatistischen Bewegungen den Rücken zu und ließen sich in Toronto nieder. 

Nach einer Lockerung der Immigrationsbestimmungen für Nicht-Europäer stieg der Zuzug von Asiaten signifikant an. Heute ist Toronto eine sehr multikulturelle Stadt, in der viele Ethnien friedlich zusammenleben. Da passt das Motto der Stadt gut dazu: diversity - our strength. Interessanterweise ist hier die Kriminalitätsrate nur halb so hoch wie in vergleichbar großen Städten.

 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Toronto ein bedeutendes Industrie-, Handels- und Wirtschaftszentrum ist. Ein Fünftel aller in Kanada hergestellten Waren stammen aus Toronto. Als wir durch die Industriegebiete in die Stadt fahren, erkennen wir viele Namen, der dort ansäßigen Konzerne.

 

 

Es ist schon ein interessanter Zufall, dass wir auf unserer 10-monatigen Reise ausgerechnet Sonam aus Nepal in Toronto treffen. Er vertritt sein Reiseunternehmen Asian Alpine Treks auf einer Ökoreisemesse. Nachdem wir uns einen Platz auf dem hinter dem Flughafen zwischen Autobahn und Bahngleisen gelegenen Campingplatz gesichert haben, fahren wir zum Exhibition Place, der Adresse, die Sonam uns angegeben hat. Wir sind früh dran und stolpern zuerst noch in eine andere Messe von Modedesignern aus Quebec. Dort erfahren wir, dass sich alles, was mit Mode zu tun hat, in  Montreal und Quebec abspielt. Armin findet einen Herrenausstatter, der ihm schöne, etwas außergewöhnliche Hemden verkauft und im guten Deal ist auch noch ein Sakko enthalten. Nun ist er gerüstet für seinen neuen Job. Ich finde ein "kleines Schwarzes", das mir sehr gut gefällt.

 

Anschließend suchen und finden wir die "eigentliche" Messe und treffen Sonam. Fast zwei Jahre habe ich ihn nicht mehr gesehen und es tut gut sich auszutauschen, über unsere Projekte der Himalayan Care Foundation zu reden und sich zu unterhalten.  Zwischendurch ist es einfach wichtig, dass wir uns sehen und nicht nur über email kommunizieren. Verena und Walter haben jetzt die ganzen zehn Monate meinen Part mit übernommen, nun bin ich dann wieder gefordert, wenn ich heimkomme.

Sonam wohnt bei einem Cousin aus Garma, der nach Toronto ausgewandert ist. Die nepalese Community  in der Stadt beläuft sich auf 20.000 ehemalige Nepalesen, das sind ganz schön viele. Nach Beendigung der Messe wird er von seinen Verwandten abgeholt und wir verabschieden uns wieder.

Armin und ich parken noch in der Old Town, bummeln am ältesten Markt der Stadt, dem St Lawrence Market vorbei, suchen uns ein kleines, nettes Restaurant und warten bis der Verkehr etwas abgenommen hat um zurück zum Campingplatz zu fahren. 

 

Am nächsten Morgen parken wir am Rande der Stadt und nehmen die Fahrräder um Toronto genauer zu erkunden. Wir bummeln durch Torontos riesiges, ober- und unterirdisches Einkaufsparadies, das Eaton Centre. "Underground Toronto" ist ein zwölf Kilometer langes Tunnelnetz, das unter der Innenstadt Bürokomplexe miteinander verbindet und in dessen Gängen sich viele Geschäfte angesiedelt haben. So muß man in den kalten Wintermonaten nicht unbedingt an die frische Luft.

Anschließend schauen wir uns die nebeneinander liegenden Old und New City Hall an. Die New City Hall ist von dem berühmten finnischen Architekten Viljo Revell geplant worden und kam mit seinem futuristischen Design bestehend aus  zwei halbrunden Hochhäusern und dem niedrigen Kuppelbau in der Mitte sogar schon in zwei Star Trek Folgen vor.

Danach radeln wir durch die beiden Universitätskomplexe der Ryerson University und der University of Toronto. Beide haben ihren Campus mitten in der Innenstadt, besonders beeindruckte uns jedoch die University of Toronto. Wir kommen uns plötzlich wie nach England versetzt vor. Ehrwürdige, im viktorianischen Stil erbaute Gebäude mit großen Rasenflächen bilden den Campus für 50.000 Studenten. Dies ist eine wunderschöne, Ruhe ausstrahlende Anlage in dem sonst so turbulenten Toronto.

Wir bewundern noch das von Frank Gehry entworfene Royal Ontario Museum, das paläontologische und naturwissenschaftliche Ausstellungen enthält. 

Am Kensington Market, unserem nächsten Ziel, erleben wir das multikulturelle Toronto. Italienische, mexikanische, portugiesische Händler bevölkern diesen Markt und das ganze, etwas heruntergekommene Viertel ist außerdem eine Hochburg für Hippies.

Nun zieht es uns zurück zu unserem Wohnmobil, denn Timba musste fünfeinhalb Stunden dort ausharren und freut sich, als endlich die Tür aufgeht und er raus darf.

Da wir auf dem Weg zum Campingplatz wieder im Stau stehen, beschließen wir kurzfristig ins Kino zu gehen, welches wir von der Autobahn aus sehen. Wir schauen uns den neuen, etwas  klamaukigen "Kingsman" an, in dem lustigerweise wie hier in Toronto, britische  auf amerikanische Charaktere treffen und sich mit den jeweiligen Eigenheiten auseinandersetzen müssen.

 

Da ich ein bisschen fertig bin (für mich waren es in den letzten zwei Wochen zu viele Eindrück in zu kurzer Zeit), beschließen wir noch einen weiteren Tag in Toronto zu bleiben und diesen ruhig anzugehen. Wir fahren mit dem Boot zu den Toronto Islands, die in etwa drei Kilometer Entfernung der Stadt vorgelagert sind. Bei unserer Ost-Kanada Rundtour vor neun Jahren haben wir hier bei Julie, einer Krankenschwester aus Toronto gewohnt und es war herrlich nach einer anstrengenden Besichtigungstour der Stadt den Rücken zu kehren und auf die Ruhe ausstrahlenden Inseln zu kommen. Sobald man auf dem Wasser ist, wird es leise und man lässt den Trubel hinter sich.

Danach spazieren wir noch an der Waterfront entlang, bevor wir uns in den Stau zurück zum Campingplatz begeben. 

 

Mit seiner multikulturellen Gesellschaft beeindruckt uns Kanada immer wieder und das ist hier in Toronto besonders stark ausgeprägt. Viele verschiedenen Nationalitäten leben friedlich nebeneinander, wir hören viele verschiedene Sprachen, ehrwürdige, britische Gebäude wechseln sich mit supermodernen Hochhäusern ab, ganze Viertel bestehen aus im viktorianischen Stil erbauten Reihenhäusern, man findet hier so viel Diversität und doch bildet alles zusammen eine Einheit.

"Diversity - our Strength!"

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