Auf nach Guatemala

Unser Abenteuer wird abenteuerlicher!

Auf der Strecke Richtung Grenze nach Guatemala übernachten wir noch einmal auf dem Mayabell Campingplatz in Palenque. Es ist ein kleiner Umweg, doch von dem Campingplatz wissen wir, dass er uns gefällt.

 

Wir kommen an und springen erst einmal in den Pool. Anschließend fragen wir in dem kleinen Massagehäuschen, ob sie vielleicht gerade Zeit haben. Und wir haben Glück und bekommen eine halbe Stunde masaje relajante für umgerechnet 15,- Euro. Nach der langen Autofahrt ist das sehr entspannend. Abends essen wir in dem kleinen, netten Restaurant, in dem auch einige andere Deutsche sind, unter anderem Alfons aus Berchtesgaden, ein sehr sympatischer, lustiger Zeitgenosse, der hier mit zwei Mexikanern auf seiner Maultrommel Musik macht. Er ist ungefähr 60 Jahre alt und hat seinem Kleidungsstil und der Musikrichtung nach (er hat auch allein gespielt) einige Jahre in diversen Ashrams in Indien verbracht. Er wirkte sehr „geerdet“.

 

Bevor wir ins Bett gehen, genießen wir noch einmal die Kühle des Pools und schwimmen unter dem Sternenhimmel, in den Ohren das Konzert der Brüllaffen, die hier im Urwald rund um den Campingplatz wohnen.

 

Am  nächsten Morgen brechen wir auf nach Guatemala. Doch wir kommen nicht weit. Nachdem wir in Palenque in dem kleinen Cafe mit dem guten Kaffee und Internet gefrühstückt haben, müssen wir uns hinter der Stadt auf der Straße nach San Cristobal in den Stau stellen. Gestern haben wir von anderen Deutschen erfahren, dass die Strecke nach San Cristobal gesperrt ist, doch wir hofften zumindest bis zur Abzweigung zu kommen.  Nun stehen wir im Stau. Die Aufständischen in Chiapas halten alle Autos auf um auf ihre Rechte aufmerksam zu machen. Mit Gesichtsmaske, Schlagstöcken und Nagelbrettern werden die Autos von ihnen einzeln „abgefertigt“ und auch wir zahlen ihnen 200 Pesos (ca 10 Euro), nachdem wir sie von 500 Pesos runtergehandelt haben. Dafür bekommen wir dann ein Pamphlet darüber, dass die Opfer des Terrorismus die Bewohner der Dörfer sind. Seit Jahren kämpfen hier die Indigenas für ihre Rechte. Es geht um die Landverteilung und die Rechte der Arbeiter.

 

Die Fahrt geht weiter und unser Navi führt uns wieder so eine glorreiche Abkürzung entlang: eine 16km lange dirt road, wo wir noch einmal das Mexiko abseits der Straßen kennenlernen. (Wir haben vergessen die dirt roads aus der Routenbeschreibung herauszunehmen) Hauptverkehrsmittel ist hier das Pferd und dann kommt lange nichts und dann die kleinen Motorräder. Es ist wunderschön, aber sehr ärmlich. Die Leute winken uns alle freundlich zu.

Bienvenidos in Guatemala

Nach einer Weile kommen wir an die Grenzstation El Ceibo. Auf mexikanischer Seite sind wir schnell durch. Wir reisen aus und lassen das Auto weiterhin auch in Mexiko angemeldet.

In Guatemala müssen wir zuerst zur Migracion, dann führen wir das Auto ein. Natürlich brauchen die Beamten Kopien von allen Ausweisen und dem Zulassungsschein „el titolo“. Der eine Beamte entdeckt dann auch noch den Hund, der mal wieder auf dem Beifahrersitz aus dem Fenster schaut und so brauchen wir auch noch Kopien von seinem Ausweis und der Tollwutimpfung. Wenigstens kann der Beamte diese in seinem Häuschen machen und wir müssen nicht wieder die 500 m zum Kopierladen laufen. Es ist so heiß hier. Wir zahlen alles, was wir bezahlen müssen (ca 40 Euro), dann wird unser Auto noch desinfiziert, d.h. der Unterboden abgesprüht und nun sind wir in Guatemala. Die Beamten waren alle sehr nett und es war ihnen sehr wichtig, dass ich die Tür aufmache (immer in Sichtweite), so dass der Hund genügend Luft bekommt. Als Dank gibt Armin dem einen Beamten einen F.C.Bayern Sticker, über den er sich sehr freut. Er weiß sogar, wer der aktuelle Trainer bei Bayern ist.

Hinter der Grenze wechseln wir auf der Straße Geld und off weg go. Jetzt fehlt uns zwar noch die Autoversicherung, aber die bekommen wir sicher auch noch irgendwo.

 

Guatemala wirkt anders als Mexiko, eher wie Ecuador oder sogar wie Nepal.  Es ist eine  noch relativ junge und labile Demokratie und der das Land ist der bevölkerungsreichste Staat in Mittelamerika. Der geographische Mittelpunkt des amerikanischen Doppelkontinents befindet sich hier. Es ist 109.000 Quadratkilometer groß, ungefähr ein Drittel so groß wie Deutschland und es hat um die 15 Millionen Einwohner. Ca 40 Prozent der Einwohner  sind europäischer oder europäisch-gemischter Abstammung  (Ladinos) und weitere 40 Prozent sind Indigene, meist aus der Volksgruppe der Maya. Es nennt sich das Land des ewigen Frühlings „el pais de la eterna primavera“. Leider hat es immer noch eine sehr hohe Analphabetenrate, die bei 30 Prozent liegt und doch zählen die Einwohner dieses Landes nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallop mit zu den glücklichsten Einwohnern der Erde.

 

Wir fahren im nördlichsten Bundesland über die Grenze, in das Peten. Dies ist das Tiefland Guatemalas mit fast durchgehendem Regenwald. Die Region macht den größten Teil der Landesfläche aus, ist aber nur dünn besiedelt, was wir merken, denn es gibt wenige Orte. Allerdings werden diese auch deutlich durch die guamaltekischen Topes, die hier Tumules heißen, gekennzeichnet. Uns wurde gesagt, dass es hier weniger Topes gebe, allerdings sind diese meistens überhaupt nicht gekennzeichnet und im gleichen Grau wie der Straßenbelag. Nachdem wir drei Topes ziemlich schlecht genommen haben, weil zu spät gesehen, beschließen wir am besten beide Ausschau zu halten, was auf Dauer natürlich anstrengend ist. In Mexiko erkennt man die Topes auch immer, weil die anderen Autos langsam werden, doch hier sind kaum Autos. Straßenschilder fehlen fast ganz und wir vertrauen blind auf unser Navi, nachdem es die Straße, die wir fahren auf unserer Landkarte nicht gibt. Hier sieht man viele Tiere: Borstenschweine suchen am Straßenrand nach Nahrung, Kühe, die lustigerweise Schlappohren haben, weiden in der hügeligen Landschaft und die Hunde liegen unbekümmert auf der Straße, wahrscheinlich weil sie hier nur selten ein Auto sehen.

Die Häuser am Straßenrand sind ärmlich, doch es ist hier relativ sauber und jedes Haus hat mindestens eine Hängematte auf der Veranda. Die Straßen sind schmaler und kurvenreicher, aber dafür fahren auch weniger Autos. Motorradfahrer mit Sombreros statt Helmen sehen wir viele und in den Orten gibt es Fahrradtaxis, die vorne Platz für ein bis zwei Gäste haben.

Endlich erreichen wir den Lago de Peten Itza, der in der Nähe der Ausgrabungsstätte Tikal liegt. Wir wollen zu einem Campingplatz, den wir uns vorher ausgesucht hatten. Leider stand nirgendwo, dass die letzten 20 Kilometer dirt road mit vielen Schlaglöchern sind. Als wir dann endlich ankommen, ist die Zufahrt zum Stellplatz für unseren Bus nicht befahrbar und wir müssen den ganzen Weg zurückfahren. Armin ist inzwischen schon total fertig vom langen Fahren und so übernehme ich das Steuer. Wir hatten uns noch einen anderen Übernachtungsplatz rausgesucht und der ist auch sehr schön, direkt am See. Nachdem wir über den Preis verhandelt haben (sie wollen 150 Quetzal und wir wollen nur 100 zahlen, Armin will schon wieder fahren, also gehe ich noch mal hin), stehen wir jetzt an einem schönen Platz (für 100 Quetzal = 13 Euro).

Armin überprüft unseren Strom und stellt fest, dass die Batterie der Photovoltaik nur 9 Volt anzeigt. Irgendetwas muss Strom ziehen und wir wissen nicht was. Es beschäftigt ihn sehr und er ist entsprechend schlechter Laune.

Bevor wir schlafen gehen, kühlen wir uns noch einmal in dem See ab. Armin sagt mir erst hinterher, dass er im Führer irgendetwas über Krokodile gelesen hat. Am nächsten Tag frage ich nach und ein Guamalteke sagt mir, dass es keine Krokodile gibt, sondern nur Alligatoren und die tun Schwimmern nichts und befinden sich nicht hier am Ufer. Na, da hoffen wir mal, dass das stimmt!

 

 

Der Lago Peten Itza, als wir ankamen und im Morgenlicht.

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Kommentare: 1
  • #1

    albergo zwergo (Donnerstag, 09 März 2017 04:32)

    Schön erzählt. Ist als wären wir dabei! 2010 ähnliche Erlebnisse. Schöne Zeit in Gustemala. Ein liebenswertes Land!