Chichicastenango

Überlandfahrt und Markt in Chichicastenango

Je weiter wir kommen, desto besser lernen wir Guatemala kennen. Es ist doch ganz anders als Mexiko, obwohl die Kulturen nicht soweit voneinander entfernt sind.

 

Durch das Peten nähern wir uns langsam dem Hochland. Doch hier ist noch alles so saftig grün, dass man sich gar nicht satt sehen kann.  Wir fahren durch eine Landschaft, die von kleinen kegelförmigen Bergen durchsetzt ist. Das sind bewaldete Kalksteinkegel, die ungefähr 100-200 Meter hoch sind. Moringabäume bilden hier die Straßenbegrenzung, man sieht viel Landwirtschaft und alle Hütten haben hier Schilfdächer. Außerdem sieht man hier auf dem Land viele kleine Schulen (Primarias) neben der Straße. Hier bewegen wir uns wirklich abseits der Touristenpfade. Vieles erinnert uns an Nepal, nur mit Straßen. Was allerdings auffällt sind viele Mädchen, die sehr selbstbewusst auf Mopeds fahren und fast alle ihre Tracht anhaben: schöne Röcke mit einem Top und einem weiten Shirt obendrüber. Es sieht sehr adrett aus.  

An den Grutas de Candelaria, wo wir eigentlich übernachten wollen, fahren wir irgendwie vorbei. Aber mit Timba hätten wir die Tubingtour dort eh nicht machen können. Wir sind jetzt im Bundesstaat Altaverapaz angekommen.

Die Leute sind alle sehr freundlich, winken uns zu oder lachen über ein Fahrzeug aus dem fernen Deutschland. 

Die Straßenqualität ist insgesamt schlechter als in Mexiko. Es gibt auch viele gute Stücke, doch die Topes sind schlechter erkennbar und hier wechselt gut schnell mit katastrophal. Die Autobahn, soweit man das so nennen kann ist wie bei uns einen schlechte Landstraße.

 

Nach einer Nacht im Ecocentro Holanda, das wunderschön in einem kleinen Waldstück liegt,  geht unsere Fahrt nach Chichicastenango. Es sind 160 Kilometer und wir haben schon erfahren, dass wir die in unserer Karte rot dargestellte Straße nicht fahren sollen, obwohl es die größere Straße ist. Aber sie muss in einem katastrophalen Zustand sein. Also fahren wir eine kleinere Straße (Gelb in unserer Karte). Da sind zwar die ersten 30 Kilometer Schotterstraße, aber dann soll der Teer in gutem Zustand sein. Und dem ist auch so. Allerdings brauchen wir für die 160 Kilometer fünfeinviertel Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30km/h. Es sind hier Berge ohne Ende. Sobald wir oben sind, müssen wir wieder runter um den Fluss zu queren, dann geht es wieder in endlosen, zum größten Teil sehr scharfen Kurven hoch. Und das stundenlang, natürlich inklusive Schlaglöchern, die über die ganze Fahrbahn reichen und immer wieder Abschnitten mit Schotterstraße. Zwischendurch passieren wir kleine Orte, deren Häuser rechts und links der Straße liegen und größere Orte mit engen und vollgeparkten Gassen durch die wir kaum durchpassen.  Armin vollbringt wirklich eine Meisterleistung, vor allem, wenn uns die wunderschön angemalten, guamaltekischen Busse entgegenkommen, deren Fahrer vollkommen rücksichtslos fahren. Sie bekommen eine Pro Kopf Prämie, deshalb versuchen sie sich ständig gegenseitig zu überholen und vor dem anderen an der nächsten Haltestelle zu sein, um dort die Passagiere vor dem anderen einzuladen.

 

Doch wir haben es geschafft und stehen jetzt hier auf dem für hiesige Verhältnisse großen Parkplatz des Mayan Inn Hotels  in der Hochlandstadt Chichicastenango, die man auch auf Guatemaltekisch liebevoll Chichi nennt. Der Name stammt von der Pflanze Chichicaste und heißt soviel wie Stadt der Nesseln.  Morgen ist hier großer Markttag und da ist wahrscheinlich kein Durchkommen.

 

Chichicastenango liegt 2.172 m hoch und hat ungefähr 70.000 Einwohner. Es ist ein schöner Ort mit schmalen Pflasterstraßen (sehr unbequem zu gehen) und vielen roten Ziegeldächern.

 

Immer donnerstags und sonntags zieht dieser Markt, der sich über zwei Quadratkilometern erstreckt, mehr als 4000 Besucher an. Händler aus der gesamten Umgebung reisen meist schon so wie wir am Vorabend an, um sich für den Markttag einen Platz zu sichern. Darunter befinden sich neben den Mayan Quiché auch Angehörige der Mam, Ixil und Kaqchikel.

Auf den Treppen der Kirche Santo Tomás haben Händlerinnen Blumen ausgebreitet. Dieser Platz ist das Zentrum des bunten Treibens. Wo heute diese Kirche steht, befand sich einst ein Maya-Tempel. Die 18 Stufen, die die Monate des Maya-Kalenders symbolisieren, stammen aus jener Zeit des alten Königreichs der Quiché. Es ist nicht unüblich, dass die Quichés an diesem Ort erst einer Messe beiwohnen und danach dem Maya-Schamanen lauschen.

 

Wir schlendern schon ein bisschen durch den Ort, schauen den Vorbereitungen für den Markttag zu und beschließen den anstrengenden Fahrtag in der Bar und im Restaurant des wunderschönen Hotels Mayan Inn.

Markttag in Chichicastenango

Um 7.00 Uhr früh wecken uns heute die Kirchenglocken und die Messe wird mit Lautsprechern im gesamten Ort übertragen. Wir bleiben noch ein bisschen liegen, doch dann zieht die Neugier auf den Markt uns aus dem Bett. Nach einem kurzen Frühstück und einem etwas längeren Ball spielen mit dem Hund, marschieren wir los (ohne ihn). Ein Gewusel und Gewimmel empfängt uns in den Marktgassen. Ein Stand ist farbenprächtiger als der nächste. Viele Indios aus dem Hochland sind gekommen und alle in ihren wunderschönen, bunt bestickten Gewändern. Wir können uns gar nicht satt sehen. Neben Stoffen, Blusen, Taschen und bestickten Läufern aller Art gibt es auch Lederwaren und natürlich Alltagsgegenstände für die Einheimischen. Außerdem schlendern wie über den Viehmarkt, wo die Hühner und Truthähne an den Füßen zusammengebunden ergeben auf ihr Schicksal warten. Wir sehen auch kleine, so süße Hunde, doch Armin bewahrt uns davor einen Spielgefährten für Timba zu kaufen.

Wir kaufen Ledergürtel, eine Tasche und ein paar andere kleine Sachen. Man muss sehr genau darauf achten, dass einem die Qualität zu Hause noch gefällt, und da verkleinert sich doch doch die Auswahl auf nur einige wenige Stände.

Aber es macht unheimlich Spaß hier durchzubummeln und das ganze Flair hier in sich aufzunehmen. Ich würde gerne viel mehr fotografieren, aber ich trau mich nicht immer und oft mögen es auch die Leute nicht. Das kann ich ja auch verstehen, trotzdem wären es tolle Bilder.

Nach vier Stunden und einem Aufenthalt in einem kleinen Café mit sehr gutem Latte Macchiato wollen wir uns auf den Weg nach Antigua machen und hoffen, dass wir irgendwie durch die Gassen aus dem Ort hinausfahren können.

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Kommentare: 2
  • #1

    Ina Sell (Montag, 13 März 2017 16:25)

    Hallo ihr drei, ich bewundere euch sehr. Ich habe auch schon viel erlebt (3J.in Indien
    gelebt), (2 J. Äthiopien) und von dort die umliegenden Länder besucht. Das, was ihr
    leistet, ist schon irre. Manchmal habe ich richtig Angst um euch nach deinen
    Beschreibungen Nikola. Ich finde, ihr seid mutig. Tomba scheint das alles gut zu
    überstehen. Besonders denke ich an die Hitze, die ihn sicher plagt. Toll, macht weiter
    so mit eurer schönen Reise, ich nehme Anteil daran. Ina und Ricardo

  • #2

    Ina Sell (Montag, 13 März 2017 16:27)

    ich habe mich vertippt, ich meine natürlich TIMBA