Wieder in Mexiko

Zurück nach Mexico: die Lagos de Colon

Gestern Abend haben wir noch Rudi und Helga aus Ansbach kennengelernt, die seit drei Jahren durch Mexiko und Mittelamerika kurven. Ihr Wohnmobil lassen sie jeweils in Mexiko stehen und kommen jedes Jahr für drei Monate. Diesmal waren sie in Nicaragua, wo es ihnen sehr gut gefallen hat. Allerdings meinten sie, dass die Lebenshaltung teurer wird, je weiter südlich man fährt. Das merken wir ja hier in Guatemala schon.

 

Sie haben auch ihren Hund dabei und Timba hat endlich einen richtigen Spielgefährten gefunden, noch dazu, wo hier soviel Platz ist.  Sie düsen zusammen durch die Gegend und haben die höchste Gaudi.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns und verlassen den schönen Lago de Atitlan. Wir fahren durch die herrliche Landschaft des Hochlands von Guatemala auf der Panamericana Richtung mexikanischer Grenze. Höchste Konzentration ist angesagt, denn selbst auf dieser Hauptverbindungsstraße von Süden nach Norden wechseln sich Schlaglöcher mit nicht ausgeschilderten Tumulos ab. Diese Vulkanlandschaft ist ein Traum, allerdings ist die Strecke auch extrem kurvig und plötzlich hört der Teer einfach auf und wir müssen auf Schotter weiter fahren. Mehr als 45km/h schaffen wir nicht und das ist relativ schnell. Unterwegs überholen wir Jo mit seinem Expeditionsfahrzeug, den wir vom Lago de Atitlan kennen und der wohl auch in Richtung Grenze unterwegs ist. Wir winken uns zu. Auf der Fahrt kommen wir durch Orte mit so schönen Ortsnamen wie La Democracia, Independencia und La Libertad; vielleicht sollte Trump hier mal Urlaub machen.

Ohne uns zu verfahren finden wir La Mesilla, den Grenzort in Guatemala und sind hopplahopp ausgereist und genauso schnell in Mexiko wieder eingereist. Den Scheibensticker für die Einfuhr des Fahrzeugs nach Guatemala geben wir ab und den für Mexiko haben wir ja noch, weil wir das Wohnmobil nicht ausgeführt hatten. Er ist zehn  Jahre gültig. Die Migracion geht schnell vonstatten, nachdem sich der Grenzbeamte für kurze Zeit von seinem Fernseher losreißen konnte, um uns abzufertigen. Für die 200 Kilometer bis zur Grenze haben wir fünf Stunden gebraucht, für den Grenzübergang 20 Minuten und nun sind wir wieder in Mexiko.

 

Helga und Rudi hatten uns den Tipp gegeben ca 30 Kilometer hinter der Grenze bei den Lagos de Colon zu übernachten. Dies ist eine lagunenartige Seenlandschaft, wo ein Fluss verschiedene, wunderschön türkisfarbene, sehr klare Seen bildet, in denen man baden kann. Wir dürfen uns in den Innenhof eines Restaurants direkt an die Lagune stellen und freuen uns erst einmal auf ein erfrischendes Bad.  Hier sind nur Mexikaner und am Wochenende ist hier sicher die Hölle los, doch jetzt unter der Woche ist es herrlich.  Wir machen einen langen Spaziergang den Flusslauf entlang, gehen etwas essen (hier kostet es die Hälfte von Guatemala)  und danach hängt Armin sich die Hängematte auf und erholt sich von den Strapazen der Fahrt.

 

Am nächsten  Morgen unternehmen wir, nachdem wir vor dem Frühstück schon schwimmen waren, noch einen langen Spaziergang zu den Wasserfällen hier bei den Lagunas. Wir balancieren über Stege, Holzbretter und Hühnerleitern. Viele Herausforderungen für Timba, doch er macht alles mit. Wir fragen einen Arbeiter, der uns entgegenkommt, woher das viele Wasser komme, und er erklärt uns, es komme aus den Bergen, fließe zu den Lagos de Montebello, verschwinde dann unter der Erde und komme hier bei den Lagos de Colon wieder an die Erdoberfläche. Es ist jedenfalls eine wunderschöne Landschaft.

San Cristobal de las Casas

Anschließend fahren wir die wunderbar durchgehend geteerte Panamericana weiter  Richtung San Cristobal de las Casas. Wir halten bei einem Walmart und staunen über die Auswahl an Lebensmitteln. Nach zwei Wochen Guatemala kommt einem das unglaublich vor.

Es geht hoch auf 2100 Meter.  Von San Cristobal waren wir vor 28 Jahren bei unserer Mexikoreise total begeistert. Wir sind gespannt, wie es sich entwickelt hat. Wir fahren zu der bei Ioverlander angegebenen Ranch San Nicolas, die ein Overlandertreff ist. Und wirklich, wir landen auf einem sehr schönen Campingplatz  und können in 20 Minuten zum Stadtzentrum laufen. Gegenüber von uns stehen zwei Engländer, Jo und Phil, die auch seit sechs Monaten einen Hund haben, der ihnen auf der Baja California zugelaufen ist.  Timba und Maya verstehen sich sofort und düsen quer über den Platz. Wir müssen sie schließlich gewaltsam trennen, da wir noch in den Ort gehen wollen.

 

Chiapas ist Mexikos südlichster und ärmster Bundesstaat, gehört geografisch bereits zu Mittelamerika und beinhaltet einige von Mexikos schönsten Naturparks. Es ist so groß wie Bayern und Baden Württemberg zusammen und das macht nur 4% des gesamten Staatsgebietes von Mexiko aus. So riesig ist Mexiko. Es ist die Heimat von ungefähr zwei Millionen Maya, die drei Viertel der Bevölkerung des Bundesstaates ausmachen. Chiapas leidet schon seit langem immer wieder unter Auseinandersetzungen zwischen Großgrundbesitzern und Landarbeitern (Indigenas), die oft am Rande des Existenzminimums leben. Einige wenige Haciendabesitzer  verfügen über große Flächen des Bodens und die Indigenas arbeiten oft für einen Hungerlohn auf den Kaffeeplantagen oder in der Landwirtschaft. Daher kommt es auch häufig zu Aufständen und Straßensperren, mit denen die Indigenas auf ihr Schicksal aufmerksam machen wollen.

 

San Cristobal ist das Handelszentrum und die Indigena-Hauptstadt des Südens. Es liegt auf 2140 Meter und dadurch kann es nachts ziemlich kalt werden. Wir holen unsere Winterdecke wieder aus ihrem Versteck unter den Sitzen. Die wunderschöne Kolonialstadt wurde 1528 gegründet und ist damit eine der ältesten spanischen Siedlungen der Maya-Region.

 

 Wir wussten nicht mehr, wie San Cristobal aussah, aber es gefällt uns unheimlich gut. Armin konnte sich nur noch an die hohen Randsteine erinnern, die hier wirklich sicher 20-50 Zentimeter hoch sind. Die Indigenas haben hier nicht so schönen Trachten an wie die, die man in Guatemala überall sieht. Hier wirken sie eher ärmlich und viele 5-10jährige Kinder wollen einem verschiedenes Kunsthandwerk verkaufen: Freundschaftsarmbänder,  Hundehalsbänder, kleine Webarbeiten, aber auch Wackeltierchen und ähnliches. Wir werden natürlich schwach und kaufen Kleinigkeiten, die wir eigentlich gar nicht brauchen, nur um ihnen zu helfen. Wenn sie uns mit ihren großen Augen anschauen und dann 100 Pesos (5 Euro) für einen von der Mutter gewebten Schal wollen, können wir nicht Nein sagen. Jetzt haben wir also eine Sitzauflage für unsere Bank im Auto, um den Polster vor Timbas Schmutz zu schützen. Auch nicht schlecht.

Wir gehen wunderschön mexikanisch Essen, zahlen mit zwei Drinks 18 Euro und genießen den tollen Ort. Lauter Straßen mit einstöckigen, bunten Kolonialhäusern, viele Cafes und Kunsthandwerksläden, interessante Kirchen und schöne Restaurants, die in den Innenhöfen der Häuser liegen.

Es ist wieder ganz anders als Guatemala und müssten wir uns entscheiden, wir wüssten nicht, was uns besser gefiele. In Guatemala ist die Mayakultur viel ausgeprägter. Hier im Bundesstaat Chiapas in Mexiko leben zwar auch viele Indigenas, doch sie wirken deutlich ärmer. Tracht und Landschaft sind nicht ganz so imposant, doch insgesamt fühlt man sich in Mexiko unserer Kultur näher. Es ist wirklich schwierig das in Worte zu fassen, in jedem Fall sind wir vom Hochland, so wie wir es kennengelernt haben, egal ob Guatemala oder Mexiko, sehr angetan.

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Kommentare: 1
  • #1

    TUX (Samstag, 25 März 2017 10:36)

    Wow wenn ich die bilder so sehe und das lese, sind wir sogut wie schon unterwechs nach Mexiko ..... Zu mindestens im gedanken