Oaxaca

Playa Zipolite

Wir halten es schließlich doch deutlich länger aus (drei Nächte), als wir am Anfang dachten. Der Strand ist einfach herrlich hier und so erholsam. Wir verbringen die Tage in der Hängematte und legen einen Luxustag ein, an dem wir uns beide je eine Stunde morgens und eine Stunde abends massieren lassen. Hier am Strand hat eine Mexikanerin, Dulce, einen Massagestand aufgebaut und wir genießen ihre Kunst in vollen Zügen.

Außerdem haben wir ein hervorragendes Strandrestaurant gefunden, La Posada Mexico, wo es Camarones für mich, Pizza für Armin und einen "Vulcano" als Nachspeise gibt.

Immer wieder kommen "Händler" vorbei, die einem irgendetwas verkaufen wollen. Von frisch aufgeschlagenen Kokosnüssen über selbst gebrannten Mezcal, Hängematten und Pareos kann man alles haben.

Wir wären sicher noch zwei Nächte länger geblieben, wenn es nachts nicht auch noch 25 Grad gehabt hätte. 

Die Fahrt nach Oaxaca

Das ist eine Fahrt: 250 Kilometer in sechs Stunden, von 0 Meter, Meereshöhe, hoch auf 2740 Meter in endlosen, engen Kurven (die "wilde Maus" auf dem Oktoberfest ist nichts dagegen), wieder runter auf 1200 Meter und dann die letzten 70 Kilometer eine Autobahn nach Oaxaca. Ich glaube es geht vor der Autobahn nur drei oder viermal länger als 200 Meter geradeaus. Es ist eine atemberaubende Landschaft durch tropischen Regenwald, Kiefernwälder, Hochebenen und Staubwüsten. Das Land wartet dringend auf den Sommerregen.  Am Straßenrand sehen wir immer wieder Obststände mit für uns seltsamen Obstsorten, Artesanias-Stände mit Holzschnitzereien und Cocinas Economicas, wo man etwas essen kann. Wir machen Pause bei einem italienischen Restaurant, Taberna de los Duendes, das auf iOverlander empfohlen wird. Und wirklich, es gibt hervorragende  Spaghetti, allerdings so große Portionen, dass wir die Hälfte mitnehmen und auch gleich ein Abendessen haben.

Wir befinden uns jetzt im Bundesstaat Oaxaca, der durch hohe Trockenheit, zu viel Abholzung und jahrzehntelanger Überweidung zu den ärmsten Regionen des Landes gehört. Den Staat Oaxaca hat einst Cortez als Dank für die Eroberung Mexikos von König Karl V. geschenkt bekommen. Heute siedeln hier 16 verschiedene ethnische Gruppen, die zum Teil direkte Nachkommen einiger großer vorkolumbischen Zivilisationen sind: die Zapoteken, die Mixteken und die Nahua. Die Zapoteken sind eines der ältesten Völker Mittelamerikas, die seit 500 v. Chr. in der Gegend um Monte Alban siedelten und von hier aus Mittelamerika beherrschten. Bis heute weiß man nicht, warum sie um 900 n. Chr. die Gegend verlassen haben. 

Der größte Teil der Bevölkerung lebt heute von der Landwirtschaft. Die Bauern sind in Kooperativen organisiert und es werden Mais, Gemüse, Tabak, Zuckerrohr, Ananas, Bananen, Chilis und Erdnüsse angebaut. Das Land verfügt außerdem über historisch sehr bedeutsame archäologische Zeugnisse wie Monte Alban und Mitla, prächtige Kolonialbauten und wunderschönes Kunsthandwerk.

Oaxaca

Oaxaca ist die Hauptstadt des gleichnamigen Staates und liegt auf 1500 Metern in einem von der südlichen Sierra Madre umgebenen Tal und hat ungefähr 400.000 Einwohner . Die Stadt hat ein angenehmes Klima, tagsüber warm bis heiß, doch nachts kühlt es auf 15 Grad ab und wir können gut schlafen. Wir empfinden Oaxaca als sehr mexikanisch. Man begegnet überall dem kolonialen Erbe, besonders um den Zocalo, dem Hauptplatz der Stadt, der von wunderschönen Arkadengängen umrahmt ist, in denen sich Cafés und Restaurants befinden. Auf dem Platz tummeln sich Schuhputzer, Luftballon- und Souvenirverkäufer.  Touristen sieht man fast keine, doch die Stadt lebt auch von den Indigenas, die aus den umliegenden Dörfern kommen. Wir bummeln durch die Stadt, genießen die schöne Atmosphäre und die geschäftige Lebendigkeit.

Abends fahren wir zurück zu unserem Campingplatz , der 18km außerhalb liegt. Wir beschließen noch eine kleine Radtour zu einer Mezcalproduktionsstätte zu unternehmen: zum Casa Mezcal Oro de Oaxaca. Dort bekommen wir genau erklärt, wie  Mezcal hergestellt wird. Die Herzen der Agaven werden in einem Erdofen bei niedriger Temperatur eine Woche lang "gekocht", anschließend von einem schweren Mühlstein, traditionell von einem Pferd gezogen, zermalmt und der Saft läuft über Ablaufrinnen in einen Behälter. Dort gärt der Saft eine weitere Woche und wird abwechselnd beheizt und gekühlt. Anschließend wird der vergorene Saft in holzgefeuerten Öfen gebrannt. Das Pinienholz, das verfeuert wird, gibt u.a. dem Mezcal seinen Geschmack. Je nach Qualität wird er bis zu dreimal gebrannt und die Spitzenqualität bis zu fünf Jahren in Eichenfässern gelagert. Aus 2.000 Kilo Agavenherzen entstehen so 200 Liter Mezcal.. 

Nun können wir noch die verschiedenen Mezcal-Qualitäten und die daraus hergestellten Fruchtliköre verkosten. Allerdings müssen wir noch heimradeln, aber gottseidank geht es die vier Kilometer neben der Hauptstraße hauptsächlich bergab.

Auf der Hochebene von Oaxaca

Uns interessieren die umliegenden Dörfer um Oaxaca, in denen die Nachfahren der Zapoteken leben und verschiedenem Handwerk nachgehen.  Zuerst fahren wir in den Ort Tlacolula, schauen die wunderschöne Dorfkirche an und schlendern über den täglichen Gemüsemarkt. Neugierig probiere ich selbst gebrauten Pulque, der hier verkauft wird. Er schmeckt ähnlich wie der Hollersekt meiner Omi, den ich noch aus meiner Kindheit kenne.

 

Als nächstes statten wir dem Dorf der Weber  Teotitlan del Valle einen Besuch ab. Es ist eine alte Zapotekensiedlung, die in ganz Mexiko bekannt ist für ihre kunstvollen Webarbeiten. Zu Hause fertigen Männer und Frauen an ihren Webstühlen Teppiche aus Wolle nach traditionellen und modernen Mustern und aus Baumwolle wunderschöne sogenannte Sarapes, Schulterumhänge, von denen wir auch zwei kaufen "müssen". Wir dürfen beim Weben zuschauen und beobachten einen jungen Mann, der einen Teppich mit einem komplizierten Muster webt. Er benötigt für diesen großen Teppich (2x3m) einen Monat und er wird dann umgerechnet 1000,- Euro kosten. 

 

Anschließend fahren wir zum Höhepunkt unseres Ausflugs, dem Hierve de Agua. Dies ist eines der Naturwunder des Bundesstaates Oaxaca. Schon allein die Anfahrt ist ein Erlebnis. Sehr kurvig geht es bergauf in die Berge und schließlich stehen wir vor einem versteinerten Wasserfall und zwei großen natürlichen Überlaufbecken, in denen türkisblaues Wasser schimmert und von denen man Blick auf die herrliche Hochebene und die Berge von Oaxaca hat. Das Wasser hat 24 Grad und lädt zum Baden ein. Wir sind begeistert und haben auch noch das Glück eine Zeit erwischt zu haben, in der nur wenig Leute da sind.

 

Am Spätnachmittag geht es wieder zurück zu unserem Campingplatz, auf dem wir immer noch alleine stehen. Betreut wird der Platz von zwei Amerikanern, die vier Jahre in Alaska gelebt haben und nun hier gestrandet sind. Sie ist Friseuse und das nutzen wir gleich aus und lassen uns beide einen tollen neuen Haarschnitt schneiden, während wir uns einige heiße Tipps für Alaska geben lassen.

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