Kunst und Hochprozentiges
Der Lago de Chapala
Wir verlassen den Bauernhof-Campingplatz mit den vielen Tieren und fahren durch die Welt-Avocado-Hauptstadt Uruapan, die uns aber nicht besonders gefällt. Das Navi führt uns durch die dunkelsten Gassen und dann auf einen Feldweg. Schließlich stoßen wir auf das Zentrum, das uns, nach all den schönen Orten, die wir bisher kennenlernen durften, ins keinster Weise begeistern kann.
Also fahren wir weiter zum Lago de Chapala, dem größten Süßwassersee Mexikos, in etwa so groß wie der Bodensee. Der Weg dahin führt uns durch unzählige Avocadoplantagen, durch hügeliges Hochland und schließlich sehen wir den riesigen See. Viele Amerikaner und Kanadier haben hier ihren Altersruhesitz und entsprechend gut ausgebaut ist die Infrastruktur. Eine Engländerin erklärt uns, wie intelligent hier das Wetter sei: im Winter ist es trocken und angenehm warm und im Sommer, wenn es heiß wird, kühlt der tägliche Regen abends alles wieder ab. Aber wenn man in England gewohnt hat, ist wahrscheinlich jedes Wetter besser.
Wir finden jedenfalls nach wiederholtem Verfahren und Suchen endlich unseren Campingplatz und der ist mehr ein Erholungszentrum, als RV Park. Ein riesiger Pool erfrischt uns abends und morgens. Wir beschließen einen Ruhetag einzulegen, putzen das Wohnmobil, was nötig ist, denn Timba hat seinen Fellwechsel und unterhalten uns bei einem Glas Wein lange mit unseren Nachbarn Margo und Rosario, zwei Kanadiern aus Sudbury, Ontario, die hier erstmals überwintert haben und ganz begeistert sind von Mexiko.
Tlaquepaque
Am nächsten Morgen geht’s weiter mit dem Ziel in dem Künstlervorort von Guadelajara, Tlaquepaque, zu frühstücken. Guadelajara ist mit 5,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Mexikos und Hauptstadt des Staates Jalisco. Wir wollen uns nicht in die Innenstadt dieser riesigen Stadt begeben und haben von dem Vorort, Tlaquepaque, gehört, ein Pueblo Magico und angeblich die Kunsthandwerksmetropole Mexikos.
Und wirklich, dies ist ein wunderschöner Ort und wir finden bald ein Cafe mit einem sehr ansprechenden Innenhof, wo wir frühstücken. In dem Ort gibt es Keramik, Lederwaren, Gläser mit blauem Rand, Töpferwaren, bunte Tiere aus Pappmachee und vieles mehr. Viele bedeutende Künstler Mexikos unterhalten hier einen Laden.
Dass heute Palmsonntag ist, merkt man an den Kirchen, die so voll sind, dass die Leute vor den Türen stehen. Vor der Kirche verkaufen Indios wunderschön geflochtene Palmfächer und Blumen, die die Leute in der Messe segnen lassen. Wir kaufen auch so ein Kunstwerk und verschönern damit unser Wohnmobil.
Tequila und die Destillerie Herradura
Unser nächstes Ziel ist Tequila, ja, es gibt wirklich einen Ort mit diesem Namen. Bevor wir den Ort erreichen, fahren wir durch viele Kilometer blaugrüne, silbrig schimmernde Agavenfelder. Tequila liegt 50 Kilometer nordwestlich von Guadelajara am Fuße des erloschenen Vulkans Cerro de Tequila. Die Stadt ist das Zentrum der Tequilaproduktion und hier wird über 50 Prozent des in Mexiko produzierten, weltweit verkauften Tequilas hergestellt.
Darren und Nicole, die wir in Chetumal getroffen haben, haben uns ganz begeistert von der Tour durch die Herradura-Destillerie erzählt und so suchen wir diese. Nach einigem Nachfragen, erfahren wir, dass diese Fabrik außerhalb Tequilas im Nachbarort Amatitan liegt. Wir fahren dorthin und finden auch gleich die Tequila-Fabrik. Ein imposanter Torbogen führt zu einem riesigen Gelände eines Herrschaftshauses im Kolonialstil. Wir fragen nach einer Führung und die nette Dame erklärt uns, dass die letzte Tour um 15.00 stattfand und sie leider nichts machen kann, da die guides danach nach Hause gehen. Jetzt ist es 16.00Uhr. Das ist wirklich schade und Armin ist schon wieder am Gehen. Ich bin jedoch in manchen Dingen doch meiner Mutter sehr ähnlich (ich habe u.a. ihre Beharrlichkeit geerbt) und versuche noch einmal eine Führung zu bekommen. Nein, sagt sie, heute leider nicht mehr, aber wir dürfen uns das Gelände bis zu dem großen Tor, welches zu den Produktionshallen führt, anschauen. Was wir natürlich tun. Auf dem Rückweg gehe ich noch einmal zu ihr und insistiere noch einmal, ob sie nicht doch etwas tun könne. Und wirklich, sie erklärt sich bereit in einer Viertelstunde, wenn sie ihr Büro schließt, uns selbst zu führen.
Wir bekommen also eine Privatführung und steigen in einen kleinen Golfcart ein. Zuerst erklärt Roxana uns, dass die seit 1870 bestehende Fabrik seit zehn Jahren zu einem amerikanischen Konzern gehöre, der auch Jack Daniels produziere. Der ehemalige Besitzer, die Familie LaPena aus Guadelajara besitze nur noch das Herrenhaus, das Museum und eine berühmte Bibelsammlung, die in den ehemaligen Stallungen ausgestellt ist.
Nun fährt Roxana uns durch das Gelände zu den verschiedenen Fabrikhallen und erklärt uns die Produktionschritte zur Herstellung des Tequilas. Das Verfahren ähnelt stark der Produktion des Mezcal, jedoch darf für den Tequila nur die "pina", das Herz, der 6-8jährigen blauen Agave verwendet werden. In dieser Fabrik sehen wir wie mit großen Mengen umgegangen wird. Zweihundert Tonnen Agavenherzen passen in einen der 25 Öfen, die wir sehen. Die Agavenherzen werden 26 Stunden mit Dampf gegart und anschließend zerkleinert. Aus dem ausgepressten Saft wird das Honigwasser separiert um später durch dieses die gewünschte Süße des Tequilas zu erreichen. Hier bei Herradura wird kein anderer Zucker zugesetzt. Nun wird der gewonnene Agavensaft in großen Fermentiertanks unter "Anflug" natürlicher Hefen von umstehenden Mangobäumen fermentiert. Nach drei bis sechs Wochen wird der nun entstandene Most in Destillationsöfen mindestens zweimal gebrannt. Danach reift der Tequila in Weißeichenfässern je nach Qualität bis zu vier Jahren. In professionellen Flaschenabfüllanlagen werden hunderte von Flaschen pro Stunde befüllt.
Als letztes zeigt sie uns die alte Produktionsstätte, wo von 1870 bis 1965 produziert wurde, und die jetzt ein Museum ist. Das wunderschöne, alte Ziegelgewölbe beeindruckt uns durch seine Ausstrahlung und Größe. Das eigentliche Verfahren hat sich nicht sehr stark verändert, nur das jetzt vermehrt Maschinen zum Einsatz kommen.
Zu guter Letzt dürfen wir noch die Spitzenqualitäten des Hauses verkosten. Wir sind Roxana sehr dankbar, dass sie uns so eine tolle Privatführung gegeben hat.
Die Laguna de Santa Maria del Oro
Wir machen uns nun auf den Weg zu unserm heutigen Übernachtungsplatz, der Laguna de Santa Maria del Oro und fahren 150 Kilometer auf der hügeligen und kurvigen Autobahn Richtung Westen.
Die Lagune ist ein wunderschöner Kratersee, welcher sich 400 Höhenmeter unterhalb des Hochplateaus befindet und an dem Palmen wachsen. Er ist etwas größer als der Wesslinger See, allerdings wirkt es, dadurch dass er in einem alten Vulkankrater liegt, als ob er direkt von Bergen gerahmt ist. Dort gibt es einen kleinen Campingplatz mit einem Restaurant (sehr leckere Camarones al Coco) direkt am Seeufer. Es ist ziemlich warm hier, aber wir sind ganz begeistert von der schönen Landschaft. Abends nehmen wir noch ein nächtliches Bad bei Vollmond und der musikalischen Untermalung der Jugendlichen, die an einem Lagerfeuer am Ufer sitzen. Die Tiefe des Sees wird schon gleich am Ufer deutlich, denn zwei Meter vom Ufer weg, kann man nicht mehr stehen.
Agavenfelder im Hochland Die Laguna Santa Maria del Oro Beim Frühstück im Wohnmobil
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