Baja - der Nordteil

Baja California Norte

Wir folgen der MEX 1 weiter nach Norden. Durch den kleinen hässlichen Ort Guerrero Negro fahren wir nur hindurch. Es ist eine Industriestadt, in deren Nähe auf einer Insel vor der Küste, der Isla Cedros, die größte Saline der Welt liegt. In ihr werden jährlich 7,5 Millionen Tonnen Salz gewonnen.

Wir fahren über den 28. Breitengrad, der die Staaten Baja California Sur und Baja California Norte trennt. So verändert sich auch die Zeit für uns und wir haben nun die gleiche Zeit wie Los Angeles. Jetzt sind wir im Nordteil der Halbinsel angekommen.

Nach weiteren hundert Kilometern durch Kakteenwüste biegen wir nach Osten ab um zur angeblich sehr schönen  Bahia de los Angeles am Golf von Kalifornien zu kommen.  Die Landschaft wird immer wüstenartiger, d.h. es wächst nur noch sehr wenig. Wir bewundern viele von den „Chacha Bings Kakteen“ (wir haben die Kakteen so getauft, weil sie uns an den Charakter aus Star Wars erinnern), bevor wir von einem Hügelrücken das dunkelblaue Meer vor uns sehen. Die große Bucht ist eingerahmt von einigen Inseln, frei von jeglicher Vegetation. So etwas haben wir noch nicht gesehen: ein surreales Bild aus kahlen Felsen und azurblauem Wasser. Es ist sehr einsam und menschenleer hier und hat doch einen ganz eigenen Reiz.  Wir finden einen sehr schönen Campingplatz, an dem jeder Stellplatz eine eigene Palapa und einen herrlichen Blick aufs Meer hat.

 

Bahia de los Angeles

Als wir in der Früh, nach einem herrlichen Sonnenaufgang (Zeitumstellung), in ein wunderschön glattes Meer schwimmen gehen, sind wir sehr erstaunt, wie kalt hier das Wasser ist. Das sind wir nicht mehr gewöhnt und so wird es nur ein kurzes Bad.  Uns gefällt es recht gut hier und nach einigem Überlegen beschließen wir noch eine weitere Nacht zu bleiben.

Den Tag verbringen wir mit Spaziergängen am Strand und lesen. Neben uns steht Max aus Kalifornien. Er ist leidenschaftlicher Taucher und Angler und geht vormittags raus zum Speerfischen. Zwei Stunden später kommt er mit vier Snappern zurück und lädt uns ein zu Mittag mit ihm Fischtacos zu essen. Ich mache eine Guacamole dazu und nachdem er die Fische fachmännisch ausgenommen hat, grillen wir sie. Es schmeckt ganz hervorragend. Max ist unterwegs mit Oscar, seinem Hund der gerne schwimmt, Frisbee spielt und in der Hängematte liegt. Es ist interessant sich mit ihm über alles Mögliche zu unterhalten und er gibt uns viele gute Tipps, wo wir in Kalifornien günstig übernachten können.

Zurück geht es über dieselbe Straße, bevor wir wieder auf die Carretera #1 stoßen und weiter Richtung Norden fahren.  Wir kurven über einige Bergrücken auf einer Achterbahnstrecke, durch das Valle de Cirios, dem Valley of Candles,  vorbei an Unmengen verschiedener Kakteen, die hier zum Teil leuchtend gelb und lila blühen,  erspähen kurz den Pazifik, bevor es durch ziemlich hässliche Straßenstädte geht. Das ist nicht das Mexiko, das wir lieben. Doch bald ändert sich die Landschaft wieder und wir fahren durch landwirtschaftlich genutzte Flächen  und Weinanbaugebiete. 

 

Cabo Punta Bando bei Ensenada

Schließlich nach 540 Kilometern erreichen wir El Maneadero (Taboada). Eine lange Tour ist das heute, auf teilweise schlechten Straßen mit vielen Schlaglöchern, doch wir wollen unbedingt zu dem Strand Punta Bando, der dafür bekannt ist, dass bei Ebbe heißes Wasser und Dampf durch den Sand aufsteigt und man sich nur eine Schaufel nehmen und ein Loch buddeln muss um in seinem privaten Jacuzzi zu sitzen. Max hatte uns davon erzählt und das probieren wir natürlich bei Ebbe aus.

Am nächsten Morgen schauen wir uns zuerst La Bufadora, das berühmte blow-hole an. Es ist die zweitgrößte Fontäne der Welt und sie spritzt 20-30 Meter hoch. Es ist ganz nett, begeistert uns aber nicht wirklich.

Danach fahren wir nach Ensenada, eine Stadt mit 360.000 Einwohnern und einigen guten Shopping-Centern, die nur 130km von der mexikanisch-amerikanischen Grenze entfernt liegt. Die Stadt gefällt uns nicht sonderlich, aber wir füllen unsere Vorräte wieder auf und rufen hier bei gutem Internet meine Eltern und unsere Kinder an. 

Interessant ist, dass in dieser Stadt zweimal im Jahr die Baja-Ralleys starten: die Baja 1000 und die Baja 500. Die Baja 1000 (1000 Meilen) zählt zu den längsten und härtesten Auto- und Motorradrennen der Welt. Sie ist sozusagen die amerikanische Version der Paris-Dakar-Rallye, allerdings fährt man als Privatmann mit. Über 1000 Meilen Offroadstrecke führen von Ensenada nach La Paz am unteren Ende der Baja California. Die verwendeten Fahrzeuge sind meistens allradgetriebene Spezialkonstruktionen. Es ist eine der wenigen Rallyes, bei der es keine Regeln gibt, außer wer am schnellsten ankommt, hat gewonnen. Dabei darf man fahren wie man will, wenn man allerdings die Straße benutzt, muss man sich an die Geschwindigkeitsregeln halten. 

 

Gegen 15.00 Uhr wollen wir wieder zurück auf dem Campingplatz sein, denn der Bereich des Strandes, wo heißer Dampf aus dem Boden tritt, ist bei Flut überspült. Unser Klappspaten bekommt seinen ersten Einsatz und wir graben ein großes Loch, in dem wir beide sitzen können. Aus dem Boden tritt heißes Wasser hervor und füllt das Loch, zu unserem Leidwesen mit über 50 Grad heißem Wasser. Gut, dass unsere Nachbarn einen Eimer haben, mit dem wir kühles Meerwasser zum Beimischen holen können. Es ist ein lustiges Gefühl, von unten gekocht zu werden, während man oben im Wind etwas friert. Mit steigender Flut kommen immer mehr kalte Meerwassergüsse in unseren Hot Tub, bis es uns schließlich zu ungemütlich wird. Armin kühlt sich im Meer ab, ich gehe lieber in die Dusche, da hier sowohl das Wasser, als auch die Luft deutlich niedrigere Temperaturen haben als auf unserer ganzen bisherigen Reise.

Timba ist in seinem Element und buddelt auch begeistert Löcher.

 

Von Freunden kam die Frage, warum wir immer auf Campingplätze übernachten. Das liegt daran, dass wir uns dort deutlich sicherer fühlen. Wir hatten zwar nie das Gefühl von Gefahr, aber wir haben doch ein paar Mal von aktuellen Diebstählen und Überfällen gehört. Diesem Risiko wollten wir uns nicht aussetzen. Außerdem ist eine schöne Dusche am Morgen auch nicht zu verachten und teuer sind die Campingplätze hier auch nicht (zwischen 5 und 15 Euro pro Nacht). Häufig kommt man auch mit anderen Overlandern in Kontakt, was immer recht interessant ist. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0