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Zwischen Bishop und Lake Tahoe

Die Scenic Route #395

Über die wunderschöne scenic route #395 möchte ich einen berühmten Naturforscher zu Wort kommen lassen. John Muir beschrieb die Gegend hier 1864 folgendermaßen: "Heiße Wüsten sind umsäumt von schneebedeckten Bergen, Schlacke und Asche verstreuen sich über abgeschliffene Gletscher - kurz: Frost und Feuer arbeiten gemeinsam an der Entstehung dieser Schönheit."

Fish Lake Hot Springs

Im Visitor Center in Bishop erkundigen wir uns nach weiteren heißen Quellen. Wir sind hier in einer geologisch sehr interessanten Gegend mit vielen ehemaligen Vulkanen. Ein herrliches Nebenprodukt dieser feurigen Vergangenheit sind die zahllosen heißen Quellen, von denen die meisten aber ein gut gehütetes Geheimnis der Einheimischen sind. Der nette Herr im Visitor Center fragt uns auch gleich, ob wir Hot Springs Hunter seien. Wir verneinen dies zwar, bekommen aber trotzdem den Tip zu den Fish Lake Hot Springs zu fahren, denn dort könne man auch übernachten.

 

Wir machen also einen "kleinen" Umweg von 120 Kilometern und fahren durch die White Mountains wieder nach Nevada zu den Fish Lake Hot Springs. Die letzten Kilometer sind auf einer Schotterpiste, von der der Herr im Visitor Center meinte, sie sei schwierig zu fahren. Doch wer einmal in Guatemala war........

Außer vier anderen Wohnmobilen ist hier weit und breit nichts und wir finden leicht noch einen Platz. Und wirklich, in einem eingefassten Becken blubbert eine heiße Quelle vor sich hin. Hier können wir wunderbar in ungefähr 40 Grad warmen Wasser baden und danach im kleinen See schwimmen gehen. 

Es ist eine sehr bizarre Landschaft hier. Wir sitzen in einer Art Buschwüste, mit Büschen, die nicht höher sind als 30 Zentimeter und sonst sind um uns herum nur Berge, im Westen mit Schnee bedeckt, und sonst meilenweit Nichts. Das Wetter ist auch sehr dramatisch. Von Westen nähert sich ein Tiefdruckgebiet, welches Schnee mit sich bringt. Wie durch ein Wunder werden wir von den Regenschauern verschont, doch die Wolkengebilde hier in der Wüste sind faszinierend, besonders im Licht des Sonnenuntergangs.

Wir wechseln uns mit den anderen Campern ab, wer wann in den Pool steigt und wir genießen ein letztes Bad um Mitternacht unter dem dunklen Wüstenhimmel.

Mono Lake

Nach einem letzten Bad am Morgen fahren wir eine kleine Passstraße zurück nach Kalifornien. Auf dem Weg durchqueren wir auf 2200m Höhe sogar einen Schneesturm! Beim Mono Lake stoßen wir wieder auf den Highway #395. Wir waren hier letztes Jahr mit den Kindern und sind immer noch fasziniert von den Tuffformationen mitten im See. Heute wechselt sich Schneesturm mit Sonne ab und dadurch kommt diese surreale Landschaft besonders gut zur Geltung. Der See hat jetzt im Mai eine ganz andere Farbe als im September. Teilweise wirkt er so türkis wie die Karibik, nur die Temperaturen passen nicht dazu.

Der Monolake ist mindestens 760.000 Jahre alt und damit einer der ältesten Seen der USA. Er ist ein Natronsee, der sowohl alkalisch, als auch salzhaltig ist. Seit 1941 wird durch eine 520 Kilometer lange Leitung Wasser aus dem Einzugsgebiet des Sees abgeführt, das Los Angeles mit Trinkwasser versorgt. Dadurch sank der Wasserspiegel langsam, aber kontinuierlich ab und der Salzgehalt des Sees stieg. Seitdem sich Umweltschützer Mitte der 80er Jahre für den See stark machten, wurde die Ableitung begrenzt und seit Mitte der 90er Jahre steigt der Wasserspiegel des Sees langsam wieder an. Eine Folge der Absenkung war, dass die Kalktuff-Formationen, die unter Wasser entstanden sind, sichtbar wurden. Durch unterschiedliche Säurewerte von Quellen im See und dem Seewasser entstehen diese Tuff-Gebilde, die sehr bizarr anzuschauen sind. Wir wandern fast allein auf den Holzstegen zum Ufer und erreichen vor dem nächsten Regen wieder das Auto.

Ghosttown Bodie

In Lee Vining halten wir im Visitor Center und erfahren, dass die Straße zur berühmten Geisterstadt Bodie heute das erste Mal in diesem Jahr wieder offen ist. Sie war bis jetzt geschlossen, weil sie durch ein Erdbeben im Januar stark beschädigt wurde. Das hatten wir schon vorher gehört, und dachten, Bodie können wir auch diesmal nicht besuchen. (Im September hatten wir zu wenig Zeit).

Wir können unser Glück kaum fassen und machen uns auf den Weg zur ghosttown. Eine zwanzig Kilometer lange Straße führt auf 2500 Meter Höhe zu der ehemaligen blühenden Goldgräberstadt. Die Landschaft hier ist geprägt von einer Western-Einöde und erscheint sehr karg. Die letzten Kilometer sind Schotterpiste, wir sind hier komplett abseits jeglicher Zivilisation.

Bodie war einst berühmt dafür, die wildeste Stadt im Wilden Westen zu sein. Von 1877 bis 1888 lebten hier bis zu 10.000 Menschen und diese haben mehr als 35 Millionen Dollar in Gold aus den Minen geholt. Wir erfahren, dass Bodie in zwei Hälften geteilt war. Die guten, anständigen Bürger lebten im Süden, die "Gesetzlosen" im Norden, wo es ständig Schießereien gab und sich auch die Saloons und Bordelle befanden. Wir sind ganz begeistert, wie gut erhalten die ungefähr 200 noch vorhandenen Gebäude sind, auch wenn diese nur 5% aller Bauwerke aus der Blütezeit der Stadt darstellen. In den Häusern ist teilweise noch das Mobiliar vorhanden. Nicht nur die Bauwerke, sondern auch verschiedene Pferdefuhrwerke, ein alter Dodge und Teile der Gold-Förderanlagen zeigen ein authentisches Bild der Vergangenheit. Wir entdecken sogar eine ehemalige Tankstelle.

Wir haben das Glück, die Stadt während einer Regenpause anschauen zu können und die Sonne sorgt mit den Wolken für dramatische Effekte. Überhaupt ist Bodie ein Traum für jeden Fotografen.

 

Zurück auf der #395 fahren wir über die kleine Stadt Bridgeport am recht wilden Walker River entlang bis zum Topaz Lake, wo wir einen Campingplatz direkt am Seeufer finden. Die Landschaft, die wir heute erleben durften, ist einfach grandios.

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Kommentare: 1
  • #1

    Judith (Donnerstag, 18 Mai 2017 09:33)

    Hast du dich ein bisschen an die Onsen in Japan erinnert?