Schnee und Goldrausch
Lake Tahoe
Vom Topaz Lake fahren wir über einen wunderschönen Gebirgspass – und natürlich durch Schnee- nach South Lake Tahoe. Ein bisschen fühlen wir uns wie zuhause in den Alpen. Die Landschaft ist einfach herrlich und der Frühling beginnt gerade. Alles fängt zu blühen an. Wir wollen unbedingt an den Lake Tahoe, denn Armin war noch nie hier und ich zuletzt vor 35 Jahren mit meinen Eltern. Dieser kristallklare See befindet sich auf einer Höhe von 1900 m inmitten von Kiefernwäldern in einer Gebirgslandschaft der östlichen Sierra Nevada. Die Staatsgrenze von Kalifornien und Nevada verläuft mitten durch den See, was zur Folge hat, dass sich auf der Ostseite des Sees Kasinos etabliert haben.
In South Lake Tahoe merken wir allerdings schnell, dass wir doch in den USA sind. In diesem kleinen Skiort mit dem Skigebiet „Heavenly“, findet man alles, was das amerikanische Touristenherz begehrt: Kitschläden, Supermärkte, Sportläden, usw. Wir erfahren im Visitor Center, dass ein Tagesskipass hier stolze 95 $ kostet und wo wir einen wunderschönen Campingplatz finden.
Am Nevada Beach Campground bekommen wir noch einen Platz mit Blick auf Strand und See. Dies ist ein traumhaft schöner State-Campingplatz mitten in der Natur, mit vielen Radwegen und einem langen goldfarbenem Sandstrand mit Blick auf die schneebedeckten Berge rund um den See. Von Juni bis September ist dieser Platz immer ausgebucht, doch wir haben Glück. Nur mit dem Wetter nicht, es stürmt und regnet. Außerdem ist es ziemlich kalt, so dass wir das erste Mal die Heizung unseres Wohnmobils ausprobieren. Nach einigem Nachjustieren verschiedener Kabel wird es, Armin sei dank, mollig warm. Da ist auch der Regen gut auszuhalten, besonders mit der Aussicht auf Sonne am nächsten Tag.
Bei tiefblauem Himmel starten wir am nächsten Morgen unsere 120km lange Rundtour um den See. Die Westseite enttäuscht uns etwas, da man von der Straße nur selten einen schönen Blick auf den See hat und die beiden vorhandenen Aussichtspunkte gerade restauriert werden. Auch auf der Straße werden viele Winterschäden ausgebessert. Durch den langen, harten Winter und das Erdbeben im Januar gibt es genügend zu tun.
Von der Nordseite des Sees machen wir einen Abstecher in das historische Städtchen Truckee, in dem man noch gut die Wildwest-Atmosphäre spüren kann. Wir setzen uns in ein nettes kleines Cafe und erkunden anschließend die Westseite des Sees, nachdem wir uns noch das Squaw Valley, den Austragungsort der Oympischen Winterspiele 1960 angeschaut haben. Zum Stolz der Amerikaner gab es dieses Jahr zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder ein Weltcupskirennen und man kann sogar jetzt, Mitte Mai, noch skifahren.
Die kalifornische Westseite des Sees wird im Führer beschrieben als „die schönste Straße der Welt“. Das bezweifeln wir (wir sind einfach verwöhnt von zuhause), doch sie verzaubert auch uns. Überall stehen hier wunderschöne Villen mit Seeblick und wir fühlen uns fast an den Starnberger See erinnert, nur die Berge sind deutlich näher. Das Wasser ist hier so klar, dass man angeblich einen weißen Teller noch in 21m Tiefe sehen kann. Außerdem ist der Lake Tahoe der größte Gebirgssee Nordamerikas.
Den Höhepunkt der Seeumrundung stellt die Emerald Bay dar. Dies ist eine fjordartige, kleine, smaragdfarbene Bucht, die in den Lake Tahoe übergeht und gesäumt ist von Granitfelsen, zerklüfteter Küste und windschief wachsenden Kiefern. Ich finde ständig ein noch schöneres Fotomotiv, doch irgendwann macht mein Akku schlapp.
Wir überlegen, ob wir noch eine weitere Nacht am doch recht kalten Seeufer verbringen und entscheiden uns weiter Richtung Sacramento zu fahren. Leider finden wir sehr lange keinen Campingplatz, dann in Placerville einen teuren KOA, direkt an der Autobahn, der uns nicht gefällt und so erreichen wir nach zwei Stunden Fahrt und 2300 Höhenmeter bergab Sacramento. Dort suchen wir dann noch gut eine Stunde nach einem Übernachtungsplatz. Wir überlegen uns uns einfach an die Straße zu stellen, doch hier sehen wir zum ersten Mal, seitdem wir in den USA sind, viele Bettler und das ist uns dann nicht so geheuer. Nach drei missglückten Versuchen landen wir schließlich auf einem riesigen Platz an der Messe, der zwar nicht sehr schön und auch nicht sehr billig ist, aber immerhin Internet und heiße Duschen hat.
Sacramento
Der nächste Tag entschädigt uns dann für die anstrengende Fahrt. Sacramento, die Hauptstadt Kaliforniens, liegt am Zusammenfluss der beiden Flüsse Sacramento River und American River und hat einen ganz eigenen Charme.
Wir kaufen auf einem Farmer`s Market in der Nähe des State Capitols Obst und Mandeln, schauen uns die neue Arena , The Golden 1 Center, an und bummeln einige Zeit durch Midtown. Die Stadt gefällt uns gut und natürlich erkunden wir auch den etwas touristischen Stadtteil Old Sacramento. Hier wurden die alten Gebäude restauriert oder nach altem Vorbild wieder aufgebaut. Schon vor dem Goldrausch von 1848 war diese Stadt ein bedeutendes Handelszentrum und man kann sich gut vorstellen, wie der Warenaustausch damals stattfand. Dank der Wasserstraße, die Sacramento mit San Francisco verbindet, konnte der Handel blühen und aus diesem Grund wurde Sacramento 1854 zur Hauptstadt Kaliforniens ernannt.
Doch nicht nur Old Sacramento erinnert an die Gründerzeit. Wir schauen uns auch das berühmte Sutter`s Fort an.
Dies ist der geschichtliche Ursprung der Stadt. Der Deutsch-Schweizer Johann Augustus Sutter bekam von der mexikanischen Regierung Land geschenkt und gründete 1839 ein Fort und eine Handelsstation und nannte sie New Helvetia. 1848 fand James Marshall, der für Sutter 50 Meilen östlich am American River eine Sägemühle bauen sollte, dort Gold. Dieses Gold löste den 1849er Goldrush aus und trug dazu bei, dass Sacramento als Handelsstation immer weiter wuchs.
Dieses Fort schauen wir uns an und sind begeistert. Es ist orginal wieder aufgebaut und gerade als wir hinkommen, sind die sogenannten „hands-on-history-days“. Das gefällt mir als Lehrerin natürlich besonders. Museumsangestellte, Lehrer, Eltern und Schüler sind angezogen wie im 19. Jahrhundert und die Kinder lernen alles über das Leben zu dieser Zeit. Sie backen Brot, machen Butter, werfen Lasso, ziehen Kerzen und fühlen so am eigenen Leib, wie man im 19. Jahrhundert in so einem Fort gelebt hat. Man spürt, wie begeistert die Kinder bei der Sache sind und das ist doch eine tolle Art sich mit Geschichte zu beschäftigen.
Von Sacramento aus machen wir uns auf den Weg nach San Francisco. Stundenlang haben wir im Internet nach einem Campingplatz gesucht, der nicht 94 $ kostet, aber von San Francisco aus erreichbar ist. Wir haben einen State Park gefunden, der zwischen Berkeley und Oakland liegt, nur 25 $ kostet und sogar heiße Duschen hat. Wunderschön in einem riesigen Eukalyptuswald hoch über dem Stausee Lake Chabot gelegen, dem Anthony Chabot Regional Park, finden wir einen Campingplatz und sind nur 25 Minuten von Oakland und 45 Minuten von San Francisco entfernt. Hier ist es nun wieder deutlich wärmer als am Lake Tahoe, trotzdem freuen wir uns abends über unser erstes Lagerfeuer auf unserer Reise.
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