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Highway #1

Eine der schönsten Straßen der Welt: Highway #1

 

Nachdem wir die Golden Gate Bridge passiert haben, verlässt die CA 1 das San Francisco County. Das Gebiet, das sie nun bis zur Grenze nach Oregon durchquert, wird oft als Redwood Empire bezeichnet, da sich immer wieder Kolonien der riesigen Redwood Bäume an der Straße befinden und als Nationalpark ausgewiesen sind. 

Der wunderschöne Highway #1 zieht sich im Gegensatz zum Highway #101, direkt an der Küste entlang. Er ist keine Autobahn, sondern eine extrem kurvige Küstenstraße, von der aus man immer wieder faszinierende Ausblicke auf das Meer hat. Durch ein Unwetter ist ein Teil der Straße nicht passierbar und wir müssen einen Umweg durch das Bergland des malerischen Point Reyes Parks nehmen. Der Weg schlängelt sich den Berg hinauf und wieder hinunter, Armin heizt die Kurven und ich merke, wieviel Spaß es ihm macht. Allerdings denke ich, dass wir spätestens in Vancouver neue Vorderreifen benötigen.

Der für hier typische Nebel holt uns immer wieder ein. Er wird durch den Kalifornienstrom verursacht. Hier an der Küste trifft der 15 Grad kalte Strom auf das erhitzte Festland und löst in der Küstenregion ( und auch in San Francisco) oft starken Nebel aus. Das ist eine ganz eigene Stimmung. Manchmal bricht die Sonne durch den Nebel und dann ergibt sich so ein wunderschönes Zwielicht.

 

In Anchor Bay finden wir nach drei Stunden wunderschöner, aber auch anstrengender Fahrt einen schönen Campingplatz direkt am Meer. Leider sitzen wir auch hier am nächsten Morgen noch im Nebel, aber auch das hat seinen Reiz, wie wir bei einem Strandspaziergang mit Timba feststellen.

Mendocino

In Point Arena besuchen wir den 1908 errichteten Leuchtturm, nachdem der Vorherige bei dem Erdbeben von 1906 Schaden genommen hat. Man darf nicht vergessen, dass wir nach Norden ständig auf der Andreas-Spalte entlangfahren, und das damalige Erdbeben auch hier Auswirkungen gezeigt hat.

Nach weiteren 50 Kilometern Fahrt an der zerklüfteten Küste entlang, abwechselnd durch Nebel und Sonne fahrend, erreichen wir den pittoresken Küstenort Mendocino. Dieser Ort ist als Künstlerkolonie bekannt. Viele Häuser sind in traditioneller Holzbauweise errichtet, meist liebevoll gepflegt und restauriert. Erstaunlich und wunderschön sind die vielen bunten Bauerngärten, die sich vor und hinter den Häusern erstrecken. Im Moment blühen sie auch alle in den verschiedensten Farben.

Wir bummeln durch die sehr individuellen Geschäfte, finden einen interessanten Buchladen und ein kleines, nettes Café, in dem ich die für hier typische Suppe, eine Clam Chowder, probiere. Armin isst lieber eine Apple-pie. Nicht nur die Clam Chowder erinnert uns hier an die Ostküste der USA. Auch die Häuser sehen so aus, als könnten sie genauso gut in Maine stehen. Vielleicht liegt das an dem Klima hier, der feuchte Nebel an der Küste hat doch so seine Auswirkungen. 40 Kilometer landeinwärts habe es heute 40 Grad, erfahren wir von einer Ladenbesitzerin auf die Feststellung, dass doch ganz schön viele Leute hier seien. Da ziehe es die Menschen an die kühlere Küste.

So zehn Grad mehr wären hier aber auch nicht schlecht, überlegen wir uns, als wir weiter nach Fort Bragg fahren. Hier übernachten wir und sehen uns bei einer Radtour noch ein bisschen die kleine Stadt an.

 

Wir pausieren einen Tag auf dem wunderschön angelegten Campingplatz von Fort Bragg. Wir machen einfach mal „nichts“, bis auf Wäsche waschen, Wohnmobil putzen, Blog schreiben, Route planen und zwei Filme anschauen. Das tut auch einmal gut, besonders nachdem wir schon wieder soviel erlebt haben.

 

Am nächsten Tag fahren wir den letzten extrem kurvigen Abschnitt auf dem berühmten Highway #1, der in  der Stadt Legget endet. Ab hier übernimmt der Highway #101 den Status der Panamericana, die weiterführt bis nach Alaska.

The Avenue of the Giants

Auf dem Weg nach Norden kreuzen wir immer wieder durch Teile der Redwood National- bzw Stateparks. Den Humboldt Redwoods State Park schauen wir uns genauer an. Dieser Park wurde 1921 von Philanthropisten gegründet, um die riesigen Sequoia Bäume zu erhalten. Da die Holzindustrie schon ab Ende des 19. Jahrhunderts in dieser Gegend sehr aktiv war, wurde es von vielen Naturliebhabern als wichtig erachtet, diese wunderbaren Bäume zu schützen. Die Hauptattraktion  des Parks ist die  berühmte Avenue of the Giants, die parallell zum Highway und zum Eel River verläuft. Es ist ein Erlebnis, sich durch einen Wald dieser ungefähr 2000 Jahre alten Bältesten Bäume auf der Erde, aber diese Küstenredwoods sind mit 110 Metern die höchsten Bäume der Welt.

Wir besuchen das Visitor Center des Stateparks und sehen uns die interessante Ausstellung an. Unter anderem steht hier eines der ersten „Wohnmobile“ der USA. Der amerikanische Naturalist Charles Kellogg hat sich im Jahr 1917 aus einem mit einer Axt ausgehöhltem, sechs Tonnen schwerem Redwoodstamm ein Fahrzeug „gebastelt“.  Er hat von der Nash-Company ein Nashquad-Fahrgestell bekommen und auf dieses den ungefähr 4800 Jahre alten Redwoodstamm aufgesetzt. Anschließend hat er in diesen Baumstamm ein komplettes „Haus“ mit einer Küche, Schlafzimmer, Eßtisch, Licht und fließendem Wasser gebaut. Dieses Haus ist komplett aus einem Stück gefertigt und Charles Kellogg hat eigenhändig über 12 Tonnen Bienenwachs in das Holz eingearbeitet. Mit diesem „travel log“ ist er durch die USA gefahren und hat sich dafür eingesetzt, dass die riesigen Redwoods geschützt werden. Wir sind entsprechend beeindruckt, besonders da wir nun schon seit vier Monaten am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt auf so engem Raum zu leben.    

 

Eureka und Scenic Byway #299

Wir verlassen die Avenue of the Giants und besuchen nun Eureka, die „größte“ Küstenstadt im nördlichen Kalifornien.

Diese lebensfrohe Hafenstadt besitzt viele kunstvoll verzierte Wohnhäuser aus dem 19. Jahrhundert – wie das Carson Mansion, Inbegriff des Queen-Anne-Baustils und heute Sitz eines privaten Clubs. Diese spiegeln den Wohlstand aus den Gründerjahren von Eureka wieder, als die Stadt noch ganz im Zeichen der Holzindustrie stand. Die gesamte Stadt wurde vom Staat unter Denkmalschutz gestellt, doch wir merken wieder einmal wie gut die Amerikaner das Marketing beherrschen. Wir finden die Stadt ganz nett, aber bei weitem nicht so toll, wie das in den Infobroschüren dargestellt wird.

 

Bald hinter Eureka biegen wir Richtung Osten ab auf den Scenic Highway 299 und folgen dem landschaftlich wunderschönem Trinity River ins Landesinnere. Hier blühen überall wilde violette Lupinen und gelber Ginster. Der Frühling lässt grüßen. Der Trinity River ist ein Fluss, der sich hervorragend zum Raften und Kanufahren eignet und außerdem ein Paradies für Angler ist. Wir finden einen schönen Campingplatz mit Pool direkt am Flussufer und machen noch ein schönes Lagerfeuer. Hier ist es nun wieder deutlich wärmer als an der Küste und es macht Spaß abends noch draußen zu sitzen. Außerdem bekommt Timba wieder seine abendlichen Lektionen. Nachdem er jetzt nicht mehr Platz macht, wenn wir „Pfote“ sagen, sondern wirklich Platz macht, gehen wir jetzt zum Balancieren auf Baumstämmen über. Mit Hilfe von Salamistückchen geht das schon ganz gut.

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