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Seattle

Seattle, the Emerald City

 Seattle ist neben Vancouver und Portland eine der drei großen Städte im pazifischen Nordwesten und wurde mehrfach als eine der lebenswertesten Städte der USA bezeichnet. Mit knapp 700,000 Einwohnern (3.000.000 im Umland) ist sie die am schnellsten wachsende Stadt in den USA mit einer jährlichen Wachstumsrate von 3%. Das Lebensgefühl ist eine vibirerende Mischung aus San Franciscos Verrücktheit, New Yorks Lebensfreude und nordischer Sachlichkeit. Vielleicht ein Grund, warum man sich in Seattle auf Innovationen versteht. Von hier kommt die Cafe-Kette Starbucks, hier baut Boeing seine Flugzeuge und hier entwickelt Microsoft neue Software.

 

Seattle liegt 160 Kilometer südlich der kanadischen Grenze zwischen Pazifik, der Bucht Pudget Sound und dem Lake Washington, die durch Kanäle verbunden sind. Die Stadt ist also umgeben von Wasser und hat unwahrscheinlich viel Küstenlinie und herrliche Wohnlagen. Daher kommt auch ihr Spitzname "Emerald City", da das Wasser in allen nur erdenklichen Grüntönen schimmert. Außerdem trohnt an klaren Tagen der 90 Kilometer südöstlich von Seattle gelegene 4392m hohe Vulkan Mount Rainier wie ein Hausberg über der Stadt. Diese wurde übrigens nach dem Häuptling der Duwamish und Suquamish Indianer benannt, Noah Sealth.

 

Wir haben das Glück, dass unser Campingplatz sehr ruhig, aber nicht weit von der Innenstadt entfernt ist. Von unserem Nachbarn hier, einem Trumpanhänger (ja, es gibt sie doch???!!!) sind wir gewarnt worden, dass das Parken in der Stadt eine schwierige Sache sei, aber wir haben Glück und finden günstige Parkuhren. 

 

Zuerst fahren wir mitten zur "Seele" von Seattle, dem Pike Place Market, direkt an der Waterfront. Diese Markthallen, die 1907 eröffneten, haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das erste Mal durften hier Anfang des 20. Jahrhunderts Bauern ihre Produkte direkt verkaufen, da der Stadtrat geldgierige Mittelsmänner ausschalten wollte. Erfolgreich in den 30er Jahren, kurz vor dem Abriss in den 60er Jahren, ist der Markt heute gleichermaßen eine Touristenattraktion, wie auch ein ernst zunehmender Markt mit Kunsthandwerk und Lebensmitteln. Besonders der Fischmarkt ist eine Sensation.

Der Klondike Gold Rush

Anschließend, nachdem wir das Auto umgeparkt haben, besuchen wir das Museum des Klondike Gold Rush National Historical Park. Hier haben wir das große Glück, alles über die Geschichte der Stadt zu erfahren, denn wir kommen gerade richtig zu einer Stadtführung durch das Pionierviertel von Seattle. Die Geburtsstädte von Seattle war der Pioneer Square, an dem die Stadt 1852 gegründet wurde. Die Führerin erzählt uns, dass 1889 ein großes Feuer 26 Hektar, also fast die komplette Stadt, vernichtet hatte. Doch wie ein Phönix aus der Asche erschuf sich Seattle neu und wurde größer und schöner: viktorianische Herrenhäuser aus Ziegel und Stein ersetzten die Holzhäuser, Straßen wurden verbreitert und ein neues Abwassersystem wurde installiert. Auf der alten Stadt erstand ein neuer "Oberbau", der die Stadt um drei Meter anhob, weil der Untergrund matschig war und sich bei Flut alle Straßen mit Wasser füllten. Diese unterirdische "Stadt" kann man heute bei einer "Undergroundtour" besichtigen. Nach der Führung sahen wir uns noch das Museum an, in dem der Klondike Gold Rush anschaulich in Ausstellung und Film gezeigt wird: 

1896 wurde im Nordwesten Kanadas, da wo sich der Klondike River mit dem Yukon River vereint Gold gefunden. Am 17.7.1897 erreichte ein Schiff, die SS Portland, mit 68 Bergarbeitern und zwei Tonnen Gold Seattle. Dieses Ereignis sollte das Schicksal der Stadt für immer verändern. 

Es war kurz nach der großen Depression von 1893 und viele, die von dem Goldfund hörten,  hofften auf das große Glück. "Gold! Gold! Gold!" , schrieben die Zeitungen und das inspirierte 100.000 Leute aus aller Welt alles stehen und liegen zu lassen und sich auf den Weg zum Klondike zu machen. 70.000 von diesen Goldsuchern kamen zuerst nach Seattle um sich auszustatten und dann entweder über die Landroute oder mit dem Schiff in den Norden zu fahren. Ungefähr 40.000 erreichten den Klondike und nur 300 fanden wirklich viel Gold. In Seattle jedoch verdienten die Ladenbesitzer mit dem Verkauf von Ausrüstung ihr Geld. Kanada erließ ein Gesetz, dass jeder, der zum Yukon wollte, einen Jahresvorrat an Lebensmitteln mit sich führen musste und der wurde hier in der Stadt gekauft. 

Seattle platzte aus allen Nähten. Zu den damaligen 40.000 Bewohnern gesellten sich in kürzester Zeit 70.000 Durchreisende, die sich hier mit allem, was sie auf ihrem beschwerlichen Weg brauchen würden eindecken wollten und Hotelzimmer benötigten. Die Stadt wurde hauptsächlich von Männern überflutet und die verlangten auch entsprechende Unterhaltung. Unsere Führerin erzählte uns, dass der Großvater von Donald Trump zu dieser Zeit in Seattle und zwei weiteren Städten auf dem Weg zum Yukon Bordelle betrieb und damit sein Geld machte!!!!

Seattle Center

Das Seattle Center ist der Platz, an dem 1962 die Weltausstellung stattfand. Hier befinden sich verschiedene Museen, Theater, Parks und die berühmte Space Needle, eines der Wahrzeichen von Seattle. Heute, am Samstag, ist es unwahrscheinlich voll, dadurch aber auch sehr lebendig. Uns gefällt von außen besonders gut das EMP Museum, ein Museum für Popkultur, das von Frank Gehry geplant worden ist. Ausgedacht hatte sich das Museum Paul Allen, der Mitbegründer von Microsoft, denn seine  Davor spielen die Kinder auf einem herrlichen Sound-Spielplatz mit tollem Klettergerüst, Rutschen und eben verschiedenen Konstruktionen, die Töne produzieren. 

Gleich daneben ragt die 185 Meter hohe Space Needle in den Himmel, die für die Weltausstellung 1962 gebaut worden ist, inspiriert von dem Stuttgarter Fernsehturm.  Wir fahren nicht hoch, denn wir müssten heute zwei Stunden anstehen. 

Uns interessiert vielmehr die Bill and Melinda Gates Stiftung, deren Visitor Center wir besuchen. Hier informieren wir uns über die Entwicklungsarbeit, die diese Stiftung in der ganzen Welt leistet und stellen fest, dass das Hauptaugenmerk der Ausstellung auf der Motivation zu eigenen Ideen im Bereich der Entwicklungshilfe gelegt wird. Sehr inspiriert verlassen wir das Museum wieder.

Wir überlegen noch uns das sehr interessant aussehende Chihuly Museum anzusehen, doch mit 29 Dollar Eintritt pro Person ist es uns eigentlich zu teuer. Wir erfahren, dass man bis um 10.00 Vormittags für 19 Dollar ermäßigten Eintritt bekommt, vielleicht schaffen wir das morgen.

Mit der Fähre durch den Puget Sound

Nachdem Seattle in einer so interessanten Inselwelt des Puget Sound liegt, beschließen wir noch eine Bootsfahrt zu machen. Die Hafenrundtour ist uns zu teuer, also nehmen wir die Fähre nach Bremerton, einer der Inseln. Es ist eine wunderschöne Fahrt durch die  Fjordlandschaft rund um Seattle und wir genießen den Blick auf die Stadt vom Wasser aus.

 

Uns fällt hier in Seattle auf, dass es viele homeless people gibt. Sie leben unter Brücken oder in irgendwelchen Ecken und sind allgegenwärtig. Außerdem bemerken wir, dass die Leute hier wenig lachen. Sie wirken alle sehr ernst. Ob das auf das Wetter zurückzuführen ist oder auf anstrengende Jobs, wissen wir natürlich nicht. Das Wetter ist gar nicht so schlecht, wie immer behauptet wird, es regnet nicht so viel, aber an vielen Tagen ist es wolkenverhangen.

Uns gefällt die Stadt trotzdem sehr gut, denn sie hat eine schöne Größe und eine authentische Ausstrahlung. Die Gebäude sind, durch das große Feuer von 1889 bedingt, in einem einheitlichen Stil errichtet. Die Hochhäuser, das Space Center mit der Spaceneedle und die modernen Museen sind im Stadtbild gut integriert und vermitteln gleichzeitig das Bild einer Stadt aus dem 21. Jahrhundert.

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