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Vancouver Island

Reif für die Insel

Von der nördlich von Vancouver gelegenen Horseshoe Bay fahren wir nachmittags mit der vorreservierten Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island. Endlich haben wir wieder blauen Himmel und so ist die 1,5 stündige Überfahrt ein Genuss. Timba lassen wir im Auto, denn auf den BC-Fähren dürfen Hunde nur auf den Autodecks Auslauf haben.

Vancouver Island

Vancouver Island ist die größte Insel im amerikanischen Pazifik. Sie gehört zu British Columbia, Kanada und auf ihr liegt auch Victoria, die Hauptstadt von B.C. . Sie ist über 450 Kilometer lang und bis zu 100 Kilometer breit. Ein langer Gebirgszug, die Vancouver Island Range trennt die wilde, zerklüftete Westseite von der gemäßigteren Ostseite der Insel. Der höchste Berg ist der Golden Hinde mit 2195 Metern. Außer Bergen findet man auch noch sehr große Flächen Küstenregenwald, die aber leider von der Holzindustrie bedroht sind.

Es leben ungefähr 750.000 Menschen auf der Insel, die meisten zwischen Victoria und Nanaimo. Drei verschiedene Stämme von native Indians bevölkern auch heute noch Vancouver Island.

Geschichtlich gesehen gab es große Interessenskonflikte zwischen Spanien und Großbritannien. Beide Nationen wollten die Insel für sich beanspruchen. Aus diesem Grund war der erste offizielle Name  Quadra and Vancouver`s Island oder auch nur Quadra. 

Aus Angst, schwere wirtschaftliche Schäden durch die eventuelle Verlegung der Grenze zu erleiden, gründete die Hudson Bay Company das Fort Victoria. 1849 wurde dann die Kronkolonie Vancouver Island gegründet und 1866 wurde diese mit British Columbia vereinigt. Damit war klar, dass die Insel nun zu Kanada gehört.

Die Holzindustrie, die Fischerei, hier besonders die Lachszucht, und der Tourismus sind die Haupteinnahmequellen der Inselbewohner. 

 

Nachdem unsere Fähre angedockt hat, fahren wir kurz durch das uns nicht so ansprechende Nanaimo und suchen uns dann im nächsten nördlichen Ort, Parksville, einen Campingplatz. Dieses Städtchen ist bekannt für seine schönen Sandstrände und wir finden einen Platz direkt am Strand. Nachdem wir uns eingerichtet haben, unternehmen noch eine kleine Radtour, bei der wir bei einem Abenteuer-Minigolfplatz landen. Nach einem lustigen Spiel durch ein Piratenschiff (Armin hat gewonnen), bummeln wir noch durch einen abendlichen Markt und machen mit Timba einen Strandspaziergang, bei dem wir zwei Weißkopfseeadler entdecken. 

 

 

Wild Pacific Trail und Tofino

Am nächsten Morgen fahren wir zur wilden Westseite der Insel. Wir kurven auf der einzigen Straße der Insel, die zur Westküste führt und bald schon ändert sich die Landschaft. Es geht durch einsame Natur, bewaldete Hügel und Täler, in denen schöne blaue Seen liegen. Port Alberni, ein kleines Hafenstädtchen an einem 100 Kilometer ins Landesinnere hereinragenden Fjord, ist die einzige Ansiedlung, durch die wir kommen. Nachdem wir die zerklüftete Bergwelt der MacKenzie Range durchquert haben, erreichen wir den kleinen Ort Ucluelet. 

Nach einem guten Kaffee unternehmen wir eine der schönsten Wanderungen, die wir je gemacht haben. Wir gehen den Lighthouseloop des Wild Pacific Trail. Ein toller Weg an der Steilküste entlang, der etwa 2,5 km lang ist. Wir kommen nur nicht vorwärts, weil wir dauernd stehenbleiben, da nach jeder Biegung ein neuer toller Ausblick zu bewundern ist. Hohe Wellen brechen sich an den Felsen in Strandnähe, windgepeitschte Strandkiefern hängen ihre Zweige in den Weg, eine dem Strand vorgelagerte Inselwelt ist trotz Sonne nebelverhangen - wildromantisch und wunderschön. 

Erstaunt sind wir, dass doch so viele Touristen hier sind.  Wir haben Glück und bekommen einen der letzten Plätze des Bella Pacifica Campground. Der Campingplatz des Nationalparks ist schon ausgebucht, obwohl es mitten in der Woche ist. Es wird jeden Tag wärmer und die Leute erzählen uns, dass das die ersten schönen, sonnigen Tage seit langer Zeit sind. Platz liegt drei Kilometer vor der bekannten Surferstadt Tofino an der Westküste. Tofino ist ein ehemaliges Fischerdorf und kann sich im Sommer kaum retten vor Besuchern. Eigentlich hätte es nur 1200 Einwohner, doch von Juni bis Ende August steigt die Anzahl der Bewohner auf das Zehnfache an. Wir radeln noch in den Ort. Wie immer hier in Kanada ist alles perfekt ausgebaut mit Radwegen und wir genießen die abendliche Bewegung. Auf dem Heimweg essen wir noch Pizza bei einem Auswanderer aus Thüringen, der vor 30 Jahren hier hängenblieb und uns sehr an Sam Hawkins aus "Winnetou I" erinnert. Sein Englisch mit dem immer noch deutlich erkennbaren thüringischem Akzent hört sich recht lustig an.

Pacific Rim National Park

Am nächsten Morgen verlängern wir unseren Campingplatz noch um eine weitere Nacht, weil es uns hier so gut gefällt. Wir fahren noch einmal nach Tofino, denn wir möchten eine Kunstgalerie besuchen, die gestern Abend schon geschlossen war. Hier in der Kunsthalle von Roy Vickers haben wir vor 21 Jahren unser schönes indianisches Bild gekauft, welches im Wohnzimmer hängt. Immer noch begeistern uns seine Drucke und wir genießen die Ausstellung.

 

Anschließend erfahren wir im Kwisitis Visitor Center Wissenswertes über den Pacific Rim National Park. Wir sehen uns einen Film an und machen anschließend an dem traumhaft wilden Wickaninnish Strand ein Picknick auf dem Treibholz.

Danach erwandern wir den Regenwald auf dem Rainforest Trail A und sind überwältigt. Dies ist ein Rundweg, der auf Holzstegen und über viele Treppen durch naturbelassenen Küstenregenwald führt. Jahrhundertealte Riesenbäume sind mit Moos bewachsen und der Weg schlängelt sich durch dichte Farnvegetation in allen Grünschattierungen. Vom Sturm umgerissene Zedern werden liegengelassen und falls sie auf den Weg fallen, wird mit der Kettensäge ein Spalt für den Weg gesägt.

Danach wandern wir noch zum Comber`s Beach. Der wind- und wellenumtoste Strand gehört zum Long Beach und wir sind trotz der vielen Touristen hier in der Gegend fast allein. Bei herrlichem, sonnigen Wetter und blauem Himmel genießen wir einen riesigen, menschenleeren Strand, Treibholz in allen Größen und dunkle Felsen und kleine Inseln vor dem Strand. Wir setzen uns auf eine Schaukel aus Treibholz und erfreuen uns an dem fantastischen Ausblick.

 

Der Mittelteil von Vancouver Island

Am nächsten Morgen geht es, nach einem weiteren Spaziergang am Long Beach, damit Timba noch ein bisschen Auslauf hat, den Highway #4 zurück nach Parksville. Diese Straße ist so schön, dass wir sie gerne ein zweites Mal fahren.

Unser nächster Stopp ist Comox, eine kleine Stadt im Comox Valley an der Ostseite von Vancouver Island. Uns ist das Städtchen bekannt, weil dort Alina ihren fünfmonatigen Highschoolbesuch absolviert hat. Wir schauen uns zumindest  von außen die Schule an und machen eine Pause im kleinen, aber netten Ortszentrum. Die Lage des Ortes ist traumhaft schön, an der Strait of Georgia mit Blick auf das gegenüberliegende, schneebedeckte Küstengebirge vom Festland.

Auf dem Weg nach Campbell River kommen wir noch an einem Kettensägewettbewerb vorbei. Wir steigen aus und bewundern die Kunstwerke, die mit Hilfe verschieden großer Kettensägen entstehen. Ein Eisbär gefällt uns besonders gut und eine große Feder aus Zedernholz erwerben wir sehr günstig. Mal schauen, wo wir das sicher ein Meter große Teil verstauen.

Campbell River ist die letzte größere Stadt im Norden von Vancouver Island fahren. Wir suchen uns einen RV Park mit Internet, wer weiß wie das in Alaska wird, und radeln noch einmal in den Ort. Campbell River bezeichnet sich als Lachshauptstadt, was vor allem daran liegt, dass riesige Schwärme der Chinook- Lachse hier durch eine nur zwei Kilometer breite Meerenge der Strait of Georgia hindurchschwimmen müssen um in den Norden zu kommen. Aus diesem Grund hat die Stadt den 180 Meter langen Discovery-Pier gebaut, von dem aus jeder gegen eine kleine Gebühr seine Angel ins Wasser halten darf. Wir gehen nur darauf spazieren und genießen die Sonne und die Wärme von endlich wieder 27 Grad.

Morgen machen wir uns auf den Weg durch den einsamen Norden der Insel nach Port Hardy, wo die Inside Passage startet. Wir hoffen, dass das herrliche Wetter anhält und wir eine schöne Schiffsfahrt haben.

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