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Alaska, Richardson Highway, Denali Highway

Alaska

Am nächsten Morgen fahren wir die letzte halbe Stunde zur kanadisch-amerikanischen Grenze, unterhalten uns mit dem netten Grenzbeamten und reisen ohne Probleme nach Alaska ein.

Nun befinden wir uns im 49. und nördlichsten Bundesstaat der USA. Die „lower 48“ , wie man hier sagt, liegen weit unter uns.

 

Ein Zitat von Henry Gannett aus dem Jahre 1899 macht uns sehr neugierig:

„There is one word of advice and caution to be given those intending to visit Alaska for pleasure, or for sightseeing. If you are old, go by all means, but if you are young, wait. The scenery of Alaska is much grander than anything else of its kind in the world, and it is not well to dull ones`capacity for enjoyment by seeing the finest first.“

 

Der Name Alaska kommt aus dem aleutischen und bedeutet: Land, in dessen Richtung das Meer strömt.

Alaska ist mit 1,7 Millionen Quadratkilometer ungefähr zweimal so groß wie Texas und das war schon riesig, hat aber nur 741.000 Einwohner. Die Hauptstadt Juneau ist die einzige Bundesstaathauptstadt in den kontinentalen USA, in die keine Straße führt. Sie ist nur mit Schiff oder Flugzeug zu erreichen.

Die Geschichte Alaskas ist recht interessant, denn dies war der erste Teil des amerikanischen Kontinents, der besiedelt wurde. Aus Sibirien über die Landbrücke Beringia kommend, erreichten die ersten Nomaden die Gegend vor etwa 14.000 Jahren. Erst mit dem Ende der Eiszeit hob sich der Meeresspiegel und die beiden Kontinente wurden durch die heutige Beringstraße getrennt. Der indianische Stamm der Tlingits siedelte schon damals im heutigen südöstlichen Alaska, wie auch im Yukon.

Als erste Europäer erreichten die Russen im 18. Jahrhundert Alaska. Die Kolonie Russisch-Amerika wurde ein Hauptumschlagplatz für Pelze. Natürlich war auch hier bald die Hudson Bay Company und damit die Engländer vertreten, doch Alaska blieb bis 1867 eine russische Kolonie. Um die Staatskasse nach dem verlorenen Krimkrieg wieder aufzufüllen verkaufte der russische Zar Alexander II Alaska für 7,2 Millionen Dollar an die USA. Mit 4,74 Dollar pro Quadratkilometer war dies einer der billigsten Landkäufe der Geschichte. Anfangs spotteten die Gegner im amerikanischen Senat noch über den Kauf ("Seward`s icebox", Seward war der Außenminister, der den Vertrag aushandelte), doch durch zwei Ereignisse, nämlich 1898  dem Goldrausch und später 1968 der Entdeckung von Erdöl an der Polarmeerküste bei Prudhoe Bay, hat sich der Kauf sicher mehr als gelohnt. 

 

Alaska hat eine einmalige Natur mit ungefähr 100.000 Gletschern, 17 der 20 höchsten Berge der USA, darunter auch der mit 6190 Metern höchste Berg in den USA, der Denali (früher Mount McKinley).  Die Tierwelt wird beherrscht von Grizzlys, Schwarzbären, Elchen, Waipitihirschen, Wölfen, Luchsen und vielen anderen Tieren. Es ist das Land der Mitternachtssonne im Sommer und der Nordlichter und den Schlittenhunderennen im Winter.

Nach Alaska führen auf dem Landweg nur zwei Straßen, der Alaska Highway und der Top of the World Highway. Beide Straßen treffen sich in Tok, unserem nächsten Übernachtungsziel. 

 

 Tok liegt ungefähr 130 Kilometer von der Grenze entfernt, ist die erste Stadt in Alaska auf dem Weg nach Norden und Kreuzungspunkt der Haupt-Highways von Alaska. Aus diesem Grund wird Tok auch oft „Gateway to Alaska“ genannt. Hier von einer Stadt zu sprechen ist allerdings stark übertrieben, denn der Ort hat nur 1.258 Einwohner, einige Campingplätze, die stark im Preis variieren (16-48$), ein paar Läden und Fast Eddy´s, ein Roadhouse, das man besucht haben muss. Wir stellen uns natürlich auf den Campingplatz für 16$, der sehr schön direkt neben dem kleinen Ortsflughafen liegt. Er hat zwar kein Internet, doch das haben wir abends, als wir bei Fast Eddy´s eine Pizza essen gehen. Obwohl wir nur eine Medium bestellt haben, ist diese so riesig, dass ein Drittel davon am nächsten Tag unser Mittagessen bildet.

Dieses essen wir in Delta Junction, einem kleinen Ort mit 984 Einwohnern, der den Endpunkt des Alaska Highways bildet. Ein schönes Schild verkündet uns das. Auf dem Weg dahin sehen wir eine Eule am Straßenrand auf einem milepost sitzen. Da es fast gar nicht mehr dunkel wird, gehen diese Tiere wahrscheinlich jetzt auch tagsüber jagen.  

 

Alaska Pipeline

Interessanter finden wir die Alaska Pipeline, auf die wir auf unserer Weiterfahrt auf dem Richardson Highway stoßen. Dieser Highway, der älteste Highway in Alaska, führt von Valdez nach Fairbanks, doch wir fahren ihn heute nur ein kleines Stück bis nach Paxson. Wir haben noch etwas Zeit, denn Julia kommt erst nächsten Sonntag in Anchorage an. So haben wir beschlossen noch den Denali Highway, der nach Cantwell zum Denali National Park führt, zu fahren.

 

Doch zurück zur Alaska Pipeline. Ölfirmen mit Förderrechten in der Prudhoe Bay schlossen sich in dem Konsortium der Alyeska Pipeline Service Company zusammen und entwarfen, bauten und betreiben die Alaska Pipeline. Diese transportiert Öl über 1280 Kilometer von der Prudhoe Bay am Polarmeer bis zum eisfreien Hafen nach Valdez. In nur zwei Jahren von März 1975 bis Mai 1977 wurde  das Projekt unter Eindruck der Ölkrise erbaut und seitdem decken die USA bis zu 25% ihres Energiebedarfs mit diesem Öl. Täglich fließen zwischen 1,4 und 2,1 Millionen Barrel (1 Barrel = 159l) innerhalb von sechs Tagen durch die Pipeline. 630 Kilometer davon verlaufen unterirdisch, auf der oberirdischen Strecke liegt die Rohrleitung auf 78.000 erdbebensicheren Pfeilern. Diese Konstruktion war nötig, da der Temperaturunterschied zwischen dem Erdöl und der Umgebung das Eis des Permafrostbodens geschmolzen hätte und die Pipeline dann darin versunken wäre. Insgesamt werden unzählige Flüsse durch- und drei große Gebirgsketten überquert.

 

Der Richardson Highway

Die Landschaft hier ist wunderschön, denn wir fahren an der Alaska Range entlang. Am Isabel Pass kreuzen wir den Bergzug und bewundern den Gipfelsee. Immer wieder haben wir herrlichen Ausblick auf schneebedeckte Gipfel und einsame Seen, die das grüne Tannenmeer unterbrechen. Eine Elchkuh kreuzt unseren Weg. Leider wird das Wetter am Nachmittag immer schlechter und bald schüttet es wie aus Kübeln. Außerdem gesellt sich Nebel dazu, so dass wir gerade noch die Straße vor uns sehen. Da ist dann kein Blick mehr vorhanden. Wir übernachten an einem State Campingplatz, schön in der Natur gelegen, doch leider nur mit pit-toilets und trotz Regens vielen, vielen Mücken.

Der Denali Highway

Gottseidank ist es am nächsten Tag nur noch bewölkt und sogar die Sonne spitzt hin und wieder aus den Wolken hervor. Der Denali Highway verbindet den Richardson Highway (Paxson) mit dem Parks Highway (Cantwell), ist 220 Kilometer lang, davon sind 180 Kilometer nicht geteert, sondern gravel road, wie man hier sagt. Er wurde 1957 eröffnet, gilt als "Last Frontier" und führt an der Alaska Range entlang durch wunderschöne Landschaft.

Wir fahren durch riesige Ebenen, die links und rechts von schneebedeckten Bergen begrenzt sind. Immer wieder durchstoßen wir die Baumgrenze, die hier ungefähr auf 1000 Meter Höhe liegt und dann haben wir einen wunderbaren Blick auf die Taiga. Vieles erinnert uns an Täler in Südtirol oder in der Schweiz, nur die Dimensionen sind um den Faktor 10-20 größer. Immer wieder sehen wir in der Ferne Gletscher und in der Nähe viele Flüsse und kleine Teiche.

An der Maclaren River Lodge machen wir eine Pause und unterhalten uns mit den Menschen, die hier leben. Diese Lodge ist auch im Winter geöffnet (im Gegensatz zur Straße), und hier kommen viele mit ihren Schneemobilen oder Langlaufskiern vorbei. 

Hier in Alaska, wie auch schon in Kanada gilt, der Weg ist das Ziel. Es geht nicht darum irgendwo anzukommen, sondern die Fahrt durch die traumhafte Landschaft zu genießen. Wir haben gerade das Privileg uns Zeit lassen zu können. Wir treffen viele, die hier in zwei Wochen durchhetzen müssen. Das erkennen wir dann an den Leuten, die erst um 22.00 am Campingplatz ankommen und wenn wir frühstücken, sind sie schon wieder weg.

Schöne Strecke hin oder her, nach 180 Kilometern Rüttelpiste sind wir froh, als wir dann in Cantwell an einem recht schönen Campingplatz ankommen, wieder heiße Duschen und sogar Internet haben und es hier fast keine Mücken gibt. Das ist unterschiedlich von Campingplatz zu Campingplatz, je nachdem wie er liegt.

 

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