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Anchorage

Panamericana Nordteil

Wir haben es geschafft. Wir sind den nördlichen Teil der Panamericana, den, der auf dem nordamerikanischen Kontinent liegt, gefahren. Von Mexiko bis Alaska, mit Umwegen in 25.000 Kilometern, ich finde, da können wir stolz sein. 

 

Ein halbes Jahr sind wir jetzt unterwegs und wir reisen immer noch gerne. Wir haben gelernt, dass nicht das Ankommen, sondern das Reisen das Ziel ist. Manchmal ist es anstrengend, dann machen wir sozusagen eine Pause vom Reisen, doch insgesamt ist es spannend, lehrreich und unglaublich interessant. Wir vermissen Kinder, Eltern und Freunde, doch es macht immer noch Spaß zu zweit unterwegs zu sein. Wir verstehen uns gut und haben wieder einmal erfahren, dass wir in vielen Dingen ähnlich denken. Da wir auf so engem Raum zusammenleben, ist es unerlässlich sich täglich mit Respekt und Rücksichtnahme zu begegnen. Auch das gelingt uns ganz gut, zur Not haben wir Timba als Blitzableiter. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass man ähnliche Vorstellungen von Reisezielen, Reisegeschwindigkeit, Verweildauer an verschiedenen Orten, Sehenswürdigkeiten, die man anschauen möchte und Aufteilung der Aufgaben hat.

 

Die Beziehung zueinander ist wieder intensiver, denn wir sehen uns nicht nur sechs Stunden wach am Tag, sondern achtzehn Stunden. So viel und so lange waren wir noch nie am Stück zusammen. Wir lachen und reden wieder deutlich mehr miteinander, haben viel Spaß zusammen und natürlich mit Timba.

 

Der Hund war überhaupt eine gute Idee. Er sorgt immer für Gesprächsstoff und wir müssen uns um ihn kümmern, was wir auch gerne tun. Durch ihn haben wir überall schnell Kontakt gefunden. In Mexiko war die Standardfrage: "Muerde?" (Beißt er?) und hier in USA/Kanada heißt es immer: "Can I pet your dog?" Alle sind immer ganz begeistert von ihm.

 

Unser Bus hat sich als für uns optimal herausgestellt, auch wenn er ein paar kleine Fehler hat. Er ist im letzten halben Jahr unser Zuhause geworden und wir haben festgestellt, dass wir nicht viel Platz brauchen. Selbst bei schlechtem Wetter ist er hell und geräumig, obwohl das Reisen bei Sonnenschein natürlich viel  mehr Spaß macht. Wir sind froh, dass wir durch unsere Solarpaneele stromunabhängig stehen können, dadurch sind die Campingplätze deutlich billiger, zumindest in den USA und Kanada. Jetzt freuen wir uns auf Julia. Da wird es zwar etwas eng werden, doch irgendwie wird es schon funktionieren.

 

Anchorage

Anchorage ist keine besonders schöne Stadt, doch zumindest ist es eine Stadt und mit knapp 300.000 Einwohnern die größte in Alaska. Sie hat alles, was das Touristenherz begehrt von Souvenirshops und Museen über Supermärkte bis zu sehr guten Informationszentren.

 

Anchorage wurde im Gegensatz zu vielen anderen Städten in  Alaska nicht durch den Goldrausch gegründet, sondern als Hauptquartier der Alaska Railroad im Jahre 1915. Vorher war es allerdings jahrhundertelang das Sommerlager der Athabasca Indianer, die hier vom Fischfang und Fallensteller lebten. Im Jahr 1778 kundschaftete James Cook auf seiner dritten Amerikareise die Gegend hier aus und nach ihm wurde auch die Bucht benannt: Cook Inlet. Nicht nur als Hafen wurde Anchorage (Ankerplatz) wichtig, sondern auch durch seine Bedeutung für den Flugverkehr als "Air Crossroads of the World", denn hier landeten alle Flugzeuge auf dem Weg nach Asien  zum Auftanken.

Am 27. März 1964 zerstörte ein Erdbeben die Stadt fast vollständig. Dies war das weltweit zweitstärkste gemessene Beben mit einer Stärke von 8,9 auf der Richter Skala. Wie durch ein Wunder kamen nur 113 Menschen ums Leben. Die ersten drei Straßen, die Richtung Cook Inlet gelegen sind, brachen einfach ab und liegen nun drei Meter tiefer. Anchorage wurde wieder aufgebaut und seitdem im Cook Inlet Öl gefunden und die Trans-Alaska-Pipeline errichtet wurde, boomt die Stadt. 

Uns gefällt besonders, dass in der Innenstadt überall sehr viele Blumen angepflanzt wurden, die in allen Farben blühen. Dadurch wirkt die Stadt sehr freundlich. Die Hauptstraße wird flankiert von Touristenläden, in denen man lebensgroße Plüschelche und-bären, in Alaska gefundene Goldnuggets, bemalte und geschnitzte Hörner und Geweihe und Pelze aller Art erwerben kann. 

Wir stocken unsere Vorräte auf, sehen mal wieder einen Buchladen (Barnes and Noble) von innen und vertreiben uns so recht gemütlich die Zeit bis Julia am Sonntag kommt. Am Samstag bummeln wir über einen schönen Wochenendmarkt mit viel Kunsthandwerk aus Alaska, guter Musik und leckerem Essen (Salmon Quesadillas). In der Talkeetna`s Human Jukebox (siehe Bild) sitzt einer drin und spielt nach Einwerfen von beliebig vielen Dollarscheinen das gewünschte Lied auf der Gitarre.

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