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Haines und Skagway

In der Fjordwelt Südostalaskas

Haines

Unser nächster Stop ist das Visitor Center in Haines Junction, wo Armin und ich schon einmal waren. Mit Julia sehen wir uns noch einmal den interessanten Film über den Kluane Nationalpark an und nach einem weiteren Halt in der Village Bakery fahren wir die wunderschöne scenic route auf dem Haines Highway nach Haines.

Haines liegt am Lynns Canal, einem tief ins Land ragenden Fjord des Pazifik. Der Haines Highway, der 1943 als Versorgungsstraße für die Bautrupps des Alaska Highways erbaut wurde, folgt über weite Strecken einem Indianerpfad, auf dem die Chilkat-Indianer Fischöl von der Küste ins Landesinnere brachten um es dort gegen Felle einzutauschen. 1880 machte der weiße Händler Jack Dalton aus dem Pfad einen für Packpferde gangbaren Weg. Als 1897 der Goldrausch einsetzte, war dies einer der Wege nach Dawson City zum Klondike, für den Jack Dalton nun Wegezoll verlangte.

 Heute ist es eine gut befahrbare Straße durch großartige Landschaft. Hohe Gipfel erheben sich über der Tundra, die bei Sonnenschein in verschiedenen Grüntönen leuchtet, immer wieder unterbrochen durch blaue Seen wie den Kathleen Lake und rauschende Bäche. Wir überqueren den Chilkat Pass und die Grenze in die USA, denn die pazifische Küste gehört hier im Norden überall zu Alaska.

Kurz vor Haines, am Fuße der vergletscherten Takhinsha Mountains, versammeln sich von Oktober bis Januar an die 3000 Weißkopfseeadler um sich auf die dort laichenden Chum-Lachse zu stürzen. Manche der Adler leben hier das ganze Jahr und wir erspähen einige in den Baumwipfeln und in der Nähe der Flüsse.

 

Haines ist ein kleines Nest mit ein paar Läden und einem Supermarkt. Wir übernachten auf dem Campingplatz direkt am Lynn Canal und fahren abends noch zum Chilkoot River. Hier fangen die Grizzlys gerne Lachse. Leider bekommen wir keine zu Gesicht, obwohl wir lange warten und dort am Fluss zu Abend essen. Stattdessen erspähen wir einige Weißkopfseeadler, die in den Bäumen sitzen.

Bevor wir uns am nächsten Morgen auf die Fähre nach Skagway begeben, nehmen wir die Strecke am Fluss noch einmal unter die Lupe. Gerade als wir beschließen zu fahren, sehen wir an der Straße eine Menschenansammlung. Wir stellen uns dazu und können zwei Grizzlys beobachten, die den Fluss entlangwaten um die Stellen zu erreichen, an denen sich die Lachse tummeln. Ganz fasziniert schauen wir ihnen zu. Eine Rangerin, die sich auch einfindet, erklärt uns, dass es eineinhalbjährige Geschwister seien, die von der Mutter sozusagen aus dem „Nest“ geworfen worden seien und jetzt für sich selbst sorgen müssten. Wir folgen ihnen bis zu einer Brücke, von der aus wir einen guten und sicheren Blick auf die ausgehungerten Bären haben, die in drei Meter Entfernung unter der Brücke durchmarschieren. Ein einmaliges Schauspiel. 

Skagway

Mit einer kleinen Fähre fahren wir anschließend eine knappe Stunde den Fjord entlang bis nach Skagway, dem „Goldrauschfreilichtmuseum“. Fast der gesamte Ort steht unter Denkmalschutz, denn links und rechts des Broadways reihen sich die Orginalgebäude von 1897 aneinander.  Damals war Skagway die größte Stadt Alaskas. Hier landeten über 20.000 Goldsucher, die von Seattle mit dem Schiff kamen und sich dann auf den beschwerlichen Weg über den White Pass nach Dawson City machten. Skagway behielt auch nach dem Goldrausch seine Bedeutung, denn es etablierte sich durch seinen eisfreien Hafen an der Inside Passage und der Eisenbahn als Warenumschlagplatz.

In dem kleinen Städtchen boomt der Tourismus. Im Sommer legen hier jeden Tag ein bis vier Kreuzfahrtschiffe an und spucken bis zu 6000 Touristen aus. Heute sind drei Schiffe da und auch wir mischen uns unter die Massen. Im Ort hält es sich mit Touristen sogar in Grenzen, denn viele Kreuzfahrer machen Ausflüge. Wir bummeln durch die Läden, bestaunen die Fassaden der Häuser, sehen uns die Museen zum Goldrausch an und erfreuen uns an dem teilweise sehr hochwertigem Kunsthandwerk. Wir entdecken einen sehr schönen Fellteppich und überlegen, ob wir uns das teure Stück für unser Wohnzimmer leisten sollen. Er wurde hier in Alaska gefertigt und besteht aus Elch,- Karibu,- Kuh- und Rehfell. Wir beschließen es zu überschlafen.

 

Anschließend machen wir einen Ausflug nach Dyea. Dyea war die zweite Stadt, 15 Kilometer von Skagway entfernt, wo die Goldsucher an Land gingen. Hier mussten sie den kürzeren, dafür aber sehr steilen Chilkootpass bezwingen um zum Klondike zu kommen. Von Dyea ist nichts mehr übrig, doch die Fahrt dahin, immer am Fjord entlang, ist beeindruckend. Wir wandern einen kurzen Trail an einem Fluss und sehen dort den Lachsen zu, wie sie sich gegen die Strömung flußaufwärts kämpfen. Soviele Lachse auf einmal haben wir noch nie gesehen. Teilweise springen sie in die Luft, kämpfen um die beste Route und Timba schaut ganz fasziniert zu.

 

Schön wird Skagway abends, wenn die Riesendampfer wieder abgelegt haben. Im Saloon ist gerade eine Revue und es geht hoch her. Wir spazieren auf den hölzernen Gehsteigen entlang und man fühlt sich fast ins 19. Jahrhundert versetzt.

 

Am nächsten Tag schauen wir uns den Teppich noch einmal an, sind immer noch begeistert und beschließen ihn zu kaufen. Es ist eine schöne Erinnerung an Alaska und er gefällt uns wirklich gut.  Der Ladenbesitzer erzählt uns noch, dass die Geschäfte hier nur geöffnet haben, solange die Kreuzfahrtschiffe kommen, also von  Anfang Juni bis Ende September. Danach ist der Ort sozusagen ausgestorben.

 

Wir verlassen Skagway und fahren durch traumhaft schöne Landschaft hoch auf den White Pass. Große Granitfelsen, durchbrochen von einer Seenlandschaft und niedrigem Buschwerk begleiten uns bis zur Grenze.  Wir können uns gut vorstellen, wie die Goldsucher 1897 den Pass hochgeschnauft sind. Über 3000 Pferde sind hier auf dem steilen und schlammigen Passweg in die Schlucht hinuntergestürzt, oft überladen und schlecht bepackt. Aus diesem Grund wurde die Schlucht auch Dead Horse Gulch genannt. Am gegenüberliegenden Berghang sehen wir die Gleise der White Pass Eisenbahn, die erst 1899 gebaut wurde, um die Anreise zu erleichtern. Da war es fast schon zu spät für die Goldsucher, denn der Goldrush hörte um 1900 herum schon wieder auf. 

 

Wieder zurück im Yukon, Kanada machen wir in dem kleinen Örtchen Carcross eine Pause.  Es gab drei Caribou Crossings im Yukon und die Post wurde oft falsch ausgeliefert, deshalb wurde der Name auf die Kurzform Carcross verändert. Das Dorf besteht aus ungefähr 25 Häusern und war ein trading post und Haltestelle der Eisenbahn. Sonst ist hier nicht viel los.

 

Unsere Fahrt führt uns noch am schönen Emerald Lake vorbei, der eine tolle smaragdgrüne Färbung hat, weil der Seeboden sehr hell ist. Leider zieht ein Regengebiet über uns und so kommen wir bei Regen in unserem heutigen Ziel, Whitehorse, an. Wir übernachten wieder auf dem Campground an den Takhini Hot Springs und genießen trotz Nieselwetter die heißen Quellen.

 

 

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