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Dawson City, Top of the World, Tok

Dem Goldrausch folgend

Der Klondike Loop

Als Klondike Loop wird die Runde auf dem Klondike Highway, dem  Top of the World Highway und dem Taylor Highway bezeichnet. Der erste Teil der Strecke von Whitehorse nach Dawson City war früher nur ein Weg, der von den Indianern, Trappern und ab 1898 dem Beginn des Klondike  Goldrauschs, von den Goldsuchern benutzt wurde. Unvorstellbare Strapazen haben diese Abenteurer auf sich genommen um an die Goldfelder am Klondike zu gelangen. Sie marschierten über den White Pass von Skagway bzw den berüchtigten Chilkoot Trail von Dyea und waren froh, wenn sie Whitehorse erreichten und von dort zumindest in den Sommermonaten in selbstgezimmerten Booten Dawson City erreichten.

Wir übernachten in Whitehorse wieder außerhalb an den Takhini Hot Springs und bleiben dort drei Nächte. Mit Julia schauen wir uns noch einmal den Schaufelraddampfer S.S. Klondike an und machen bei strahlendem Sonnenschein eine schöne Wanderung am Miles Canyon, wo unsere Tochter im kalten Yukon River baden geht. Wir bummeln durch die wenigen Läden und Julia kauft sich einen schönen Badeanzug. Morgens und abends erholen wir uns in den heißen Quellen und sind froh, dass wir ein paar Nächte an einem Ort verbringen.

Von Whitehorse führt uns unsere Route nach Dawson City. Anfangs ist die Strecke landschaftlich sehr schön. Die Straße schlängelt sich am Fox Lake entlang und wir haben immer wieder beeindruckende Aussicht auf den tiefblauen See. Wir machen in der Braeburn Lodge eine Pause, deren Spezialität tellergroße Cinnamon Rolls sind. Zu dritt schaffen es eine zu essen.

Um diese zu verdauen und die Kalorien wieder abzuarbeiten, unternehmen wir eine steile, einstündige Wanderung zu den Five Finger Rapids, vier Felsen, die den Yukon in fünf enge Kanäle teilen. Diese starke Strömung in der engen Durchfahrt war für die Raddampfer nur schwer zu bezwingen. Mit ihrer Ankerwinde an einem Seil befestigt, mussten sie sich nahe dem Ufer stromaufwärts ziehen. Später wurden dann die Felsen kleiner gesprengt. Die Wanderung führt viele, steile Treppen nach unten zu einer Plattform, von der aus man einen schönen Ausblick auf die Felseninseln hat. Timba freut sich, dass er bergauf und bergab rennen kann.

In Pellyriver übernachten wir auf einem etwas verwahrlosten Campingplatz, der dafür direkt am Fluss gelegen ist und nichts kostet.

Die weitere Fahrt nach Dawson City gefällt uns nicht so gut. Es ist etwas langweilig stundenlang nur durch Fichtenwald zu fahren, der sich links und rechts der Straße befindet. Da es nieselt, trägt das Wetter auch nicht dazu bei, dass wir die Gegend schön finden. Auf den letzten Kilometern nach Dawson City ist die Landschaft auch noch durch die Hinterlassenschaften des Goldabbaus verunstaltet. Wir fahren durch Halden aus Kies und Geröll und die Erde sieht aus, als ob sie schon mehrmals durchwühlt worden sei.    

Dawson City

Am Nachmittag erreichen wir Dawson City. Wir kampieren auf dem Goldrush Campground mitten in der Stadt und als es das Regnen aufhört, nehmen wir das kleine Städtchen genauer unter die Lupe.

Jahrhundertelang war dieser Ort nur eine Stelle am Yukon, an dem die Indianer in den Sommermonaten gut Fische fangen konnten. Im August 1896 fanden der Kalifornier George Carmack, seine Frau Kate und sein indianischer Freund Skookum Jim Gold im Bonanza Creek. Dieser Fund löste den letzten großen Goldrausch in der Geschichte Nordamerikas aus. Nachdem 1897 die Nachricht vom Goldfund an die Außenwelt drang und sich tausende Abenteurer aufmachten ihr Glück am Klondike zu finden, veränderte sich der kleine Ort Dawson City dramatisch. Die Stadt, in der 1897 nur ein paar Holzhäuser standen, war gegen Ende 1898 mit 35.000 Einwohnern die größte Stadt nördlich von San Francisco. Zu dieser Zeit lebte man in Dawson City sehr verschwenderisch. Überall konnte man Luxusgüter kaufen von den neuesten Damenkleidern aus Paris bis zu Kaviar und Champagner. Allerdings hielt der Rausch nur drei Jahre an und 1902 hatten die meisten Goldsucher die Stadt wieder verlassen. Dawson City war dann zeitweise das Verwaltungszentrum des Yukon Territory, doch 1953 zog diese Provinzregierung um in das verkehrsgünstigere gelegene Whitehorse. Heute lebt die Stadt mit ungefähr 2000 Einwohnern hauptsächlich vom Tourismus. Liebevoll sind die alten Gebäude restauriert worden.

Uns gefällt die Stadt nicht besonders gut, doch sie hat einige nette Ecken. Durch die ungeteerten Straßen und die dazugehörigen hölzernen Gehwege fühlen wir uns zurückversetzt in vergangene Zeiten. Ein Höhepunkt unseres Besuchs hier ist der abendliche Besuch des Theaters und Kasinos im Diamond Tooth Gertie`s. Dies ist kein Kasino wie in Las Vegas, sondern eher ein Treffpunkt für Touristen und Einheimische. Wir schauen uns zwei sehr amüsante„Theaterstücke“ an, in denen die Cancan-Tanzmädchen ihre Beine schwingen und beobachten die Roulette und Black Jack Spieler, die an den Tischen ihr Glück versuchen. Trotz der vielen Touristen können wir uns vorstellen, wie hier in der Zeit des Goldrauschs das Leben getobt hat.    

Gold! Gold! Gold!

Am nächsten Morgen fahren wir die Bonanza Creek Road zum Claim #33, wo wir eine Einweisung in das Goldwaschen bekommen. Jeder erhält, gegen Bezahlung, eine präparierte Goldpfanne mit etwas Sand und Kies, die garantiert Gold enthält. Begeistert lernen wir, wie wir die Pfanne halten und schwenken müssen, damit am Ende das schwerere Gold in der „pan“ übrigbleibt. Jeder von uns besitzt nun einige winzige Goldplättchen. Anschließend versuchen wir unser Glück am Claim #6, der für die Öffentlichkeit freigegeben ist. Wir stehen am Bach, schaufeln Kies aus dem Bachbett in unsere Goldpfannen und probieren uns im Goldwaschen. Es ist ein hartes, anstrengendes Geschäft und nach einer Stunde schmerzen uns die Oberschenkel und der Rücken. Wir finden jeder ein winziges Plättchen Gold, doch das ist nicht der Rede wert für die investierte Zeit. Wahrscheinlich ist der Bach von den Touristen auch schon ganz durchkämmt worden.

Auf dem Rückweg sehen wir uns noch die Gold Dredge #4 an. Dies ist eine riesige Maschine, die die industrielle Ausbeutung der Goldfelder dokumentiert. Bis 1959 war diese mechanisierte Art der Goldgewinnung im Einsatz. Die Gold Dredge ist ein Schaufelbagger, der das Bachbett ausbaggert und das Gestein über ein Förderband in eine riesige Waschtrommel bringt, in der das Gold vom Kies separiert und ausgesiebt wird. So wurden ungefähr fünf Kilo Gold am Tag gewonnen.

Bei einem weiteren Besuch im Visitor Center - dort gibt es kostenloses Wlan- erfährt Julia, dass sie alle Prüfungen ziemlich gut bestanden hat. Wir feiern das und Timbas ersten Geburtstag, in dem wir das Öko-Cafe „Alchemy“besuchen.

Danach verlassen wir Dawson City, eine Stadt, in der man ohne die Verkehrszeichen und Autos sofort einen Western drehen könnte. Die schmutzigen Straßen, die holzbeplankten Gehsteige, die alten, liebevoll hergerichteten Häuser und einige Touristenführer in Kleidern aus dem 19. Jahrhundert – das alles trägt dazu bei, das wir uns wunderbar in die „gute, alte Zeit“ hineinversetzen können.    

Beim Goldwaschen                                 Die Gold-Dredge #4                              Die kleine Fähre über den Yukon

Der Top-of-the-World-Highway

Es führt keine Straße aus dem Ort, sondern wir müssen eine kleine Fähre nehmen, die wild am Kiesbett des Yukon anlegt, ohne Steg oder Leinen.

Auf der anderen Seite des Flusses beginnt der Top of the World Highway. Dies ist eine staubige, ungeteerte Straße, die nur in den Sommermonaten geöffnet ist. Kilometerweit fahren wir auf den Hügelrücken oberhalb der Baumgrenze und haben traumhafte Ausblicke auf die Weite der kanadischen Wildnis. Eine wunderschöne Strecke, bei der der Blick über Hügelketten und Berge bis zum blauen Dunst des Horizonts schweift. Irgendwann überqueren wir die Grenze nach Alaska, erhalten einen wunderschönen Extrastempel und genießen weiterhin die Landschaft.

Wir erreichen Chicken, eine kleines Nest am Highway. Eigentlich sollte der Ort nach den hier vorkommenden Schneehühnern Ptarmigan genannt werden. Weil die meisten Leute es kompliziert fanden das Wort Ptarmigan richtig zu buchstabieren, nannten sie das Häuserensemble kurzerhand Chicken. Im Sommer leben hier 23 Leute und im Winter nur sieben. Auch hier dreht sich alles noch um das Goldwaschen und natürlich um das „Huhn“. Hundertdreißig Kilometer weiter übernachten wir wieder einmal in Tok, dem Kreuzungspunkt aller Straßen in Alaska.    

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