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Valdez

Gletscherwelten

Von Tok aus fahren wir an den Wrangell Mountains entlang den Richardson Highway weiter bis nach Valdez. Gegen Ende der Strecke durchqueren wir die Chugach Mountains, in denen der imposante Worthington Gletscher liegt. Das erste Mal können wir bis an die Gletscherzunge wandern. Ein Fußweg führt uns direkt bis zum Eis, von dem aus der Gletscherbach in Kaskaden durch eine kleine Schlucht in die Ebene fließt. Das Eis funkelt in diesem wunderschönen Gletscher-Hellblau, das am besten zum Ausdruck kommt, wenn der Himmel bewölkt ist.

Wir können fantastische Fotos machen, ehe eine Busladung Chinesen über den Gletscher herfällt.

Weiter geht es über den Thompson Pass, an dem einige schöne Wasserfälle ins Tal rauschen und schließlich erreichen wir Valdez.

Valdez

Valdez ist ein geschützter, kleiner, eisfreier Hafen im Prince William Sound. Wie so viele Orte im Yukon und in Alaska diente Valdez als Ausgangsort für viele Goldsucher, die sich auf den Weg ins Landesinnere machten. Ein durch das Karfreitagserdbeben von 1964 ausgelöster Tsunami ließ den Ort fast komplett verschwinden und er wurde anschließend sechs Kilometer weiter neu aufgebaut. Heute leben die ungefähr 4000 Einwohner vom Tourismus, vom Fischfang und vom Erdöl. Valdez ist der Endpunkt der Alaska Pipeline und hier wird das Öl aus der Prudhoe Bay auf die Tanker verladen.

 

Traurige Berühmtheit hat Valdez erlangt, als 1989 ein Öltanker von Exxon einem Eisberg ausgewichen und auf ein Riff aufgelaufen ist. Dabei hat er Millionen Liter Rohöl verloren und den Prince William Sound damit verseucht. Seitdem gibt es eine Verordnung, dass alle Tanker doppelwandig sein müssen. Durch die Säuberungsarbeiten, die daraufhin durchgeführt wurden, konnte der Sound mit seinen Gletschern, Bergen, Wäldern, tausenden von Buchten und Inseln fast wieder in den Ursprungszustand versetzt werden. Allerdings findet man in einigen wenigen Buchten immer noch Öl. Die Gesamtwiederherstellung braucht nach so einem Unglück dann doch seine Zeit.

 

Der Ort Valdez ist ziemlich hässlich, unser Campingplatz ist auch nicht schön und Valdez ist als Regenloch Alaskas bekannt. Im Winter fallen hier bis zu sieben Meter Schnee. Doch wir haben Glück und es ist nur bewölkt, allerdings ohne Sicht, und für den nächsten Tag ist einigermaßen schönes Wetter vorhergesagt. So machen wir uns auf den Weg und suchen unter mehreren Anbietern nach einer Schifffahrt zum berühmten Columbia Glacier im Prince William Sound.  

Am nächsten Morgen wachen wir auf und staunen. Es ist sonnig und wir sind auf allen Seiten umgeben von gewaltigen Bergen und Gletschern. Jetzt wird uns klar, warum die Gegend hier auch als „little Switzerland“ bekannt ist. Bei dieser traumhaften Aussicht kann man fast über das langweilige Schachbrettmuster eines typisch amerikanischen Ortes hinwegsehen.

 

Bootstour zum Columbia Glacier

Bei Sonne mit leicht wolkigem Himmel gehen wir um 11.00 an Bord der „Valdez Spirit“. Das Boot fasst ungefähr 120 Gäste, doch unsere Befürchtungen, dass das zu viele Leute sind, erweisen sich als grundlos. Stan Stephens macht eine hervorragende Führung durch den Prince William Sound zum Columbia Glacier.

 

Der Prince William Sound ist eine 100 Kilometer breite, riesige Meeresbucht, von der viele Fjorde abzweigen, die durch die umliegenden Gletscher gebildet wurden. Wir fahren an der Küste entlang und der Kapitän begeistert uns für den Sound und seine Tierwelt. Wir sehen Weißkopfseeadler in den Bäumen sitzen, Seeottern, die im Wasser auf dem Rücken liegen und sich immer wieder spielerisch um sich selbst drehen. Richtig putzig sehen sie aus und wir erfahren, dass diese kleinen, pelzigen Tierchen jeden Tag ein Viertel ihres Körpergewichts zu sich nehmen, damit sie in der Lage sind der Kälte des Ozeans zu widerstehen. Später begegnen wir Seelöwen, die sich am Strand gegenseitig bekämpfen und Orcas (eine Delphinart), die in Familiengruppen durch das Wasser ziehen. Jedes Mal, wenn die Rückenflossen mehrerer Orcas zu sehen sind, geht ein Aufschrei und ein Klickkonzert der Kameras durch die Zuschauermenge an Bord.

 

Der Höhepunkt ist jedoch der Columbia Glacier, einer der größten und schönsten Gezeitengletscher an Alaskas Küste. Unser Schiff kämpft sich durch die Eisschollen und kleinen Eisberge bis auf drei Kilometer an die Gletscherzunge heran. Man kann nie vorhersagen, wie nah man hinfahren kann, denn das Eis liegt jeden Tag anders. Wir hören das Eis gegen den Schiffsrumpf krachen und knacksen und können uns vorstellen, wie es den Menschen auf der Titanic erging. Unser kleines Schiff ist komplett von schwimmendem Eis umgeben. Die Temperatur sinkt und sinkt und wir ziehen alles an, was wir dabei haben. Trotzdem frieren wir wie die Schneider, bleiben aber draußen am Bug des Schiffes. Es ist einfach zu faszinierend alles zu beobachten, auch wenn wir mit den Zähnen klappern. Die Farbe des Gletschereises ist ein wunderschönes helles Blau aufgrund der physikalischen Eigenschaften der Wassermoleküle, die alle Farben des Spektrums mit Ausnahme von Blau absorbieren. Der Columbia Glacier ist ein Gletscher, der begonnen hat, sich zurückzuziehen. Dieser Prozess setzte 1978 ein und der Kapitän zeigt uns  die Stelle, an der damals die Front des Gletschers lag. Die Gletscherwand war zu der Zeit vier Kilometer breit und 150 Meter hoch. Heute hat sich der Gletscher fast 20 Kilometer zurückgezogen und dieser Prozess dauert weiter an. Langsam treten wir den Rückweg an und vorsichtig sucht der Kapitän den Weg durch die Eisschollen.

Während der ganzen Fahrt haben wir einen unglaublich tollen Blick auf die umliegende Bergwelt. Mit einer heiße Suppe, Clam Chowder, und soviel Tee, wie wir wollen, wärmen wir uns wieder auf und genießen die Rückfahrt in der warmen Kabine.

 

Timba freut sich mächtig, als er nach sieben Stunden wieder aus dem Wohnmobil heraus darf. Er springt ganz glücklich durch die Gegend und wir spazieren mit ihm durch den Ort. Wir haben erfahren, dass an diesem Wochenende Valdez Schauplatz von einem Rodeo ist. Aus der Ferne (wir wollen keinen Eintritt zahlen) beobachten wir die Westernreiter, die versuchen mit ihrem Lasso Kälber zu fangen und für ihre Geschicklichkeit und Schnelligkeit bewertet werden. Nach dem schon so ereignisreichen Tag bleiben wir allerdings nicht sehr lange, sondern grillen noch leckeren Lachs und freuen uns über einen wunderschönen Tag.    

Am nächsten Morgen wachen wir mit Regen auf. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Anchorage. Zuerst fahren wir aber noch zum Valdez Gletscher, der ganz in der Nähe liegt. So langsam glauben wir unserem Führer, dass es in Alaska über 100.000 Gletscher geben soll. Hier schwimmen in einem  Gletschersee kleine Eisschollen und dahinter sieht man die Gletscherzunge. Je näher wir dem See kommen, desto kälter wird es. Es ist faszinierend, wir viel Kälte das Eis ausstrahlt. Dies wäre der ideale Platz für eine Kajaktour, doch leider fehlt uns das Boot.

 

Ein zweiter Abstecher führt uns zu einer Lachs-Ablaichstelle. Auf dem Weg dorthin erspähen wir in sumpfigem Gelände einen jungen Grizzlybären auf Futtersuche. Es gelingen uns nur zwei schöne Aufnahmen, denn er zieht sich zurück in den Wald. Die Lachs-Ablaichstelle ist ein Bachlauf, der in das Meer strömt. Hier versuchen gerade tausende von Silberlachsen eine Staustufe hochzuhüpfen, was nur einigen gelingt, denn es herrscht gerade Ebbe. Die Lachse wollen stromaufwärts in den Fluss um kurz nach der Staustufe abzulaichen. Anschließend sterben sie und dadurch sehen wir auch einige tote Fische. Eine eher traurige Angelegenheit.

 

Danach machen wir uns auf den Weg über den Thompson Pass zurück nach Glennallen. Als wir wieder den Worthington Gletscher  erreichen, klettern Julia, Timba und Armin noch einmal zum Eis des Gletschers. Die Lichtverhältnisse sind gerade ideal um noch einige schöne Photos zu schießen.

Wir fahren wieder durch die traumhafte Bergwelt der Chugach Mountains bis nach Glennallen, wo wir abbiegen Richtung Anchorage. Die Strecke sind wir schon einmal in die andere Richtung gefahren, doch sie ist so schön, dass man hier gut zweimal entlangtuckern kann. Im Hintergrund sehen wir immer die schneebedeckten Gipfel des Wrangell-St.Elias Nationalparks, von dem wir im Visitor Center erfahren, dass er größer ist als die Schweiz. Eine traumhaft schöne Gegend, von deren Wildnis und Einsamkeit man nur einen Hauch erahnen kann.

Wir übernachten in Palmer an einem Campingplatz am Fluss, wo wir zur Freude von Timba noch eine abenteuerliche Wanderung unternehmen, bevor der Regen einsetzt.    

Das Iditarod Trail Center

Auf dem Weg nach Anchorage besuchen wir das Iditarod Trail Center. Das Iditarod Rennen ist eines der beiden  großen Hundeschlittenrennen. Eines ist das Yukon Quest Rennen in Kanada und das andere das Iditarod Rennen in Alaska.

Das Iditarod Rennen ist das längste Hundeschlittenrennen der Welt und es führt über 1850 Kilometer von Anchorage nach Nome an der Beringsee. Der Ursprung des Rennens geht auf einen Ausbruch von Diphterie zurück, die 1925 in Nome diagnostiziert worden ist. Es gab keinen Impfstoff vor Ort und so wurde er per Hundeschlitten von Anchorage nach Nome geschafft. In Gedenken an diese Fahrt wird jedes Jahr im März das Rennen veranstaltet.

Wir unterhalten uns mit einem Musher (Hundeschlittenführer) und erfahren viel Interessantes. Jeder Musher besitzt ungefähr 40 Hunde, die er trainiert. Mit 16 Hunden wird das Rennen gefahren. Der diesjährige Sieger hat acht Tage und vier Stunden für die Strecke benötigt. 

Im Visitor Center sehen wir noch einen sehr informativen Film und sind beeindruckt von dem Durchhaltevermögen der Musher und ihrer Hunde und von dem Aufwand, den es bedarf um in dem Rennen starten zu können.

Auf einem Testparcours dürfen wir das Hundeschlittenfahren ausprobieren. Wir sitzen in einem Wagen, der Musher steht hinter uns und wir werden von zehn Hunden gezogen. Die Hunde sind ganz wild darauf zu rennen und wir fahren eine kleine Runde durch den Wald, der hinter dem Visitor Center liegt. Auch wenn es nur eine kurze Fahrt ist, macht es Spaß von den Hunden gezogen zu werden. 

 

In Anchorage gehen wir ein bisschen shoppen und füllen wir unsere Vorräte wieder auf. Die nächsten Tage wollen wir auf der Kenia Halbinsel verbringen und da sind wir hauptsächlich in der Natur.

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