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Glacier Nationalpark

Auf dem Weg zur Grenze

Auf dem Weg von unserem Nationalparkcampingplatz zum Visitor Center von Radium Hot Springs sehen wir einige Bighornschafe an der Straße stehen. Der Bock hat gewaltige Hörner auf.

Wir erkundigen uns nach den Feuern und erfahren, dass der Waterton Nationalpark im Moment leider gesperrt ist. Schade, denn auf diesen wunderschönen Nationalpark hatten wir uns sehr gefreut. Nun müssen wir unseren Routenplan ändern und überqueren heute noch die Grenze in die USA.

 

Doch zuerst schauen wir uns das nette Örtchen Invermere am Windermere Lake an. Als wir ankommen, ist gerade der Samstagsmarkt und da der Ort auch für seine Kunstgalerien bekannt ist, macht es uns Spaß hier durchzubummeln. Auf dem Markt finden wir einen Bäcker aus Sachsen, der sein Handwerk in München gelernt hat und herrliche große Brezen gebacken hat. Nach fast acht Monaten Abstinenz freuen wir uns auf echte Brezen (und nicht die Kopie, die mit Butter übergossen hier sonst gelegentlich angeboten wird) und ein leckeres, dunkles Bauernbrot. Wir setzen uns in ein Cafe mit gutem Internet (und schlechtem Kaffee), damit ich den letzten Blog endlich fertig machen und online stellen kann.

 

Von Invermere fahren wir über Fairmont Hot Springs und dem pseudo-bayrischen Ort Kimberley zur Grenzstation in die USA. An einem Samstagabend ist hier nichts los und nachdem Alina ihre Fingerabdrücke hinterlegt und sechs Dollar gezahlt hat, sind wir in Montana und damit wieder in den USA. Wir suchen uns einen schönen Campingplatz in einem Statepark bei Rexford und übernachten da.

Montana

Montana ist ein wunderschöner Bundesstaat im Nordwesten der USA. Er grenzt im Norden an Kanada, im Westen an Idaho, im Osten an North und South Dakota und im Süden an Wyoming. Montana ist seit 1889 der viertgrößte Staat in den USA und ungefähr so groß wie Deutschland, hat aber nur eine Million Einwohner. Es ist der Staat der Rocky Mountains, die sich von Kanada kommend durch Montana, Wyoming, Colorado bis nach New Mexico ziehen. Er wird auch „Big Sky Country“ genannt, denn man findet im Osten auch unendlich weite Ebenen, die die Heimat großer Büffelherden, Pferde und Cowboys waren und sind.

In Montana liegt im Norden der Glacier Nationalpark und im Süden ein kleiner Teil des Yellowstone Nationalpark.

Montana ist reich an Bodenschätzen (früher Kupfer, Gold und Silber, heute Eröl, Erdgas und Kohle), doch die Landwirtschaft ist der wichtigste Erwerbszweig. Im Süden wird viel Rinder- und Viehzucht betrieben, doch auch Weizen, Mais, Gerste und Wein wird angebaut.

 

Am nächsten Morgen sind wir ganz begeistert von der abwechslungsreichen und lieblichen Landschaft. Wir fahren an der Westseite der Rocky Mountains durch Pferdeland, durchsetzt von Flüssen und Seen, und kommen uns vor wie in der Filmen „Der Pferdeflüsterer“ oder „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“, die hier gedreht worden sind.

 

In Whitefish machen wir eine Pause, denn der Ort gefällt uns ausnehmend gut. Es ist ein kleiner, touristischer Westernort am Rande der nördlichen Rocky Mountains mit vielen Kunstgalerien. Hier wird im Sommer Golf gespielt und im Winter skigefahren. Alina ist so begeistert, dass sie sich gleich nach einer Ranch für uns alle umschaut.

 

Die nächste Station ist Bigfork am Flathead Lake, ein weiterer ganz netter Ort, bei dem wir allerdings merken, dass die Touristensaison schon bald vorbei ist.

 

Der Flathead Lake ist der größte natürliche Frischwassersee im Westen und ungefähr doppelt so groß wie der Chiemsee. Er gilt als extrem sauber, was Armin auch gleich ausprobiert, indem er seine Schwimmflossen auspackt. Das Ostufer ist berühmt für seine Obstgärten, insbesondere Kirschen und wir übernachten hier direkt am Wasser. Timba freut sich, dass er planschen darf, schwimmen geht er nämlich nur im Notfall. Unterwegs kaufen wir noch die wirklich sehr lecker schmeckenden Kirschen, die hier ab dem 25. Juli geerntet werden.    

Glacier Nationalpark

Nachdem wir uns zum Aufwachen vor dem Frühstück in die kalten Fluten gestürzt haben, fahren wir am See entlang nach Norden zum Glacier National Park. Gemeinsam mit dem wegen der Feuer leider gesperrten Waterton National Park in Kanada bildet der amerikanische Glacier National Park den grenzenübergreifenden Waterton-Glacier International Peace Park. Die herrliche Hochgebirgslandschaft wird auch oft als „Krone der Kontinente“ bezeichnet.

In West-Glacier erfahren wir, dass die angeblich wunderschöne Going-to-the-Sun-Road, auf der wir den Nationalpark von Westen nach Osten durchqueren wollten, leider in der Westhälfte wegen der wildfire nicht zugänglich ist. Wir müssen also um den Glacier Park herumfahren um von der Ostseite in den Park zu gelangen. Das sind ungefähr 150 Kilometer Umweg. Der etwa 75jährige, sehr robuste, witzige und direkte Parkranger versichert uns aber, dass es das wert sei. Mit drei verschiedenfarbigen Stiften malt er großzügig in unsere Karte und erklärt uns, welche Sehenswürdigkeiten für uns wichtig seien.

Also machen wir uns auf den landschaftlich sehr schönen Weg rund um den Park. Wir unternehmen eine Wanderung am Two Medicine Lake und kassieren eine mündliche Verwarnung von einer Parkrangerin, denn wir hätten Timba nicht mitnehmen dürfen. Hunde dürfen in amerikanischen Nationalparks nur auf den offiziellen Straßen laufen und nicht auf Wanderwegen.

Unser nächster Abstecher führt uns auf die Osthälfte der Going-to-the-Sun-Road, wo wir unsere nächste Verwarnung bekommen. Hinter uns packt ein Parkranger sein Megaphone aus und deutet uns an der nächsten Straßenbucht anzuhalten. Armin ist 47 statt der erlaubten 35 m/h gefahren. Doch auch hier ist die Verwarnung nur mündlich. Es ist ein bisschen verhext heute. Auf dem weiteren Verlauf dieser wunderschönen Straße hält sich Armin brav an die angegebene Geschwindigkeit. Wir tuckern bis zum Mount Logan Pass und dann dieselbe Straße wieder zurück. Der Rauch hält sich hier in Grenzen und die alpine Landschaft mit Seen, Gletschern und felsigen Bergkuppen zieht uns in ihren Bann. In der Nähe des riesigen Saint Mary Lake übernachten wir auf einem noch offenen Nationalparkcampingplatz.

 

Am nächsten Morgen machen wir noch einen weiteren Abstecher ins Innere des Parks zu „Many Glacier“. Dies ist das Herz des Parks, denn hier steht seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Many Glacier Lodge am Swiftcurrent Lake. Diese liegt traumhaft schön umgeben von Dreitausendern. Hier kann man reiten gehen oder sich ein Kanu ausleihen, was wir gerne gemacht hätten, doch Armin drängt zur Weiterfahrt. Dies führt zu einer der wenigen Unstimmigkeiten, denn Alina und mir geht es zu schnell und es ist ganz gut, dass wir darüber reden.    

Indianerland

Der nächste Ort, in dem wir pausieren, ist Browning, die Hauptstadt des Blackfeet-Indianer-Reservats. Kein sehr schöner Ort, doch hier besuchen wir das sehr interessante Museum der Great Plains Indianer und einen Tradingpost, in dem Alina Rohhaut für Trommeln oder Mokassins kauft.

Wir erfahren, dass es in Montana noch zwölf Indianerstämme gibt, die sich sieben Indianerreservate teilen. Die Stämme, die wir kennen, sind die Assiniboine, Blackfeet, Cree, Kootenai,  Northern Cheyenne und Sioux. Jeder Stamm besitzt sein eigenes Erbe, seine Geschichte und seinen Traditionen. Hier in den Great Plains waren die Nomadenvölker beheimatet, die ihrer Nahrung, den Büffelherden, sozusagen hinterherzogen. Dazu legten sie die Tipistangen überkreuz über den Pferdehals und ihr Hab und Gut wurde dann hinter dem Pferd auf den Stangen befestigt. Nachdem die Entdecker Lewis und Clark den Missouri bis zu den Rocky Mountains erkundet hatten, folgten langsam die ersten weißen  Siedler und das Leben der Indianer veränderte sich.

Heute leben die meisten von ihnen in Reservaten und die indianische Kultur wird wieder durch Pow Wows oder andere Treffen weitergegeben, geschätzt und verbreitet.    

Helena

Auf dem Weg nach Südosten zum Yellowstone Nationalpark verändert sich die Landschaft sehr. Wir fahren durch riesige, ockergelbe, vertrocknete Ebenen und verstehen nun, warum Montana auch das Land des weiten Himmels genannt wird. Einsame Weite, hin und wieder ein paar Kühe als schwarze Tupfer in der Landschaft und manchmal eine Ranch, und das über 300 Kilometer. Allmählich bekommen wir einen Begriff von den anderen Dimensionen hier.

 

Wir erreichen Helena, die Hauptstadt von Montana. Montana, ein Staat, der etwas größer ist als Deutschland hat eine Hauptstadt, in der nur etwa 29.000 Einwohner leben. Wir fahren am Capitol vorbei, füllen unsere Vorräte im Supermarkt auf und übernachten kurz hinter Helena am Canyon Ferry Lake. Hier wimmelt es leider von kleinen Viechern. Sie sehen aus wie Mücken, stechen aber gottseidank nicht. Wir haben keine Lust mehr noch weiterzufahren und so machen wir uns ans Vernichten von möglichst viel Kleingetier. Timba schaut uns recht verständnislos zu, freut sich aber, als er dann draußen den Grill abschlecken darf.

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