Badlands National Park
Am nächsten Morgen fahren wir durch unseren letzten Nationalpark auf dieser Reise im Westen der USA: den Badlands National Park. Über diesen schrieb 1935 der berühmte Architekt Frank Lloyd Wright:“What I saw gave me an indescribable sense of mysterious elsewhere – a distant architecture, ethereal..., an endless supernatural world more spiritual than earth but created out of it.“
Der Nationalpark besteht aus bizarren Felsformationen in verschiedenen Farben, die durch Ablagerungen von Sedimenten entstanden sind. Er erinnert an den Bryce Canyon oder den Grand Canyon, nur dass kein Fluss dieses Naturwunder gegraben hat, sondern Regen und Wind die Schichten über Jahrmillionen nach und nach freigelegt haben. Man hat hier viele Fossilien gefunden und auch lebende Tiere sehen wir einige: Präriehunde, die an ihren Erdlöchern putzig sitzen, Dickhornschafe, die in Gruppen rumstehen, eine Herde Büffel und Antilopen.
Endlose Prärie
Weiter geht es zu South Dakotas 15.000 Einwohner zählenden Hauptstadt Pierre, einem kleinen, etwas nichtssagenden Kaff am Ufer des Missouri River mitten in der Prärie.
Wir übernachten in der Nähe an einem Damm des Missouri River, dem Lake Oahe. Dies ist einer unserer schönsten Campingplätze. Die Plätze sind riesig, alle mit eigenem Seezugang und wir sind ganz allein. Wir gehen noch schwimmen und genießen einen herrlichen Sonnenuntergang.
Nach einer längeren Diskussion, ob wir noch einen Tag bleiben, beschließen wir dann doch, ob des starken Windes, weiterzufahren. Heute haben wir eine extrem lange Strecke vor uns. Es geht knapp 600 Kilometer ziemlich gerade aus nach Osten, durch die Prärie und endlos riesige Sonnenblumen- und Maisfelder. Immer wieder sieht man Schilder der gentechnisch veränderten Maissorten. Und wir fahren und fahren und fahren.... . Die Ebene erstreckt sich bis zum Horizont und ein Farmer in einem der vielen winzigen Orte, in dem wir Kaffee trinken, erzählt uns den Witz, dass man seinen Hund, wenn er wegläuft, drei Tage lang laufen sehen kann. Er erklärt uns auch, dass hier nur „honest, hardworking people“ leben, die von den Politikern vergessen worden sind. Häufig sehen wir am Straßenrand Trump-Schilder, die Begeisterung ausdrücken.
Minnesota
Wir erreichen die Grenze nach Minnesota, dem Land der 10.000 Seen. Die Dakota-Indianer nannten diese Gegend mini sota, himmelfarbenes Wasser. Die nördliche Hälfte dieses Staates erinnert mit seinen vielen Seen an Kanada, in der südlichen Hälfte dominiert die Langgrasprärie. Bis 1760 waren hier außer den Indianern die französischen Pelzhändler zuhause, danach fiel es als Teil der Lousiana Purchase an die USA und trat 1858 als 32. Staat der Union bei. Hier ließen sich viele deutsche und skandinavische Einwanderer nieder. Früher wie heute ist die Landwirtschaft der bedeutendste Wirtschaftsfaktor.
Heute leben fast zwei Drittel der Einwohner in der Metropolregion Twin Cities, den zusammengewachsenen Städten Minneapolis und der Hauptstadt St. Paul.
Wir fahren bis kurz vor Minneapolis, unserem eigentlichen heutigen Ziel, was wir nach 570 Kilometern fast erreicht haben. Diesmal haben wir uns vorher nicht kundig gemacht, wo wir übernachten könnten, so ist es etwas schwierig einen Campingplatz zu finden. Sie sind hier nicht angeschrieben. Wir hätten immer noch die Option an einem Walmart zu übernachten, was offiziell erlaubt ist, doch wir suchen lieber noch weiter. Da wir nicht auf der Autobahn I-90 fahren, sondern auf der kleineren Straße #212 kommt auch kein Informationszentrum wie sonst immer, nachdem man in einen neuen Staat hineingefahren ist. Wir fragen schließlich an einer Tankstelle nach und erreichen gerade noch, bevor es dunkel wird, einen RV Park. Das war ein langer Tag im Auto. Worauf wir nicht vorbereitet waren, ist, wie heiß und feucht es hier ist. Tagsüber 30-35 Grad und in der Nacht hat es auch noch 24 Grad. Wir sind das gar nicht mehr gewöhnt und zerlaufen fast. Das wird eine warme Nacht.
Die Twin Cities: Minneapolis und St Paul
Am nächsten Morgen suchen wir uns zuerst einen Campingplatz nahe der Stadt. Wir finden einen schönen Statepark direkt an einem See etwa 30 Minuten außerhalb von Minneapolis. Nun ist unsere Nacht gesichert und wir können in Ruhe die Stadt erkunden.
Der Name Minneapolis setzt sich aus dem indianischen Wort für Wasser und dem griechischen Wort für Stadt zusammen. Die Stadt liegt am Mississippi, dem "großen Wasser", der weiter nördlich in Minnesota in einem See entspringt.
Wir bummeln durch das Zentrum und erwandern uns die Stadt auf dem sogenannten Heritage Trail. Der führt uns über den Mississippi und am berühmten Mill City Museum vorbei. In der Stadt gab es früher viele Säge- und Getreidemühlen und sie benutzten die Flüsse um diese anzutreiben. Minneapolis war zwischen 1880 und 1930 der wichtigste Mehlproduzent der Vereinigten Staaten. Die mit Wasserkraft betriebenen, hocheffektiven Mühlen für Getreide wie auch die Sägewerke für Holz galten als extrem innovativ und machten Minneapolis weltbekannt.
Wir bewundern noch das neu erbaute Stadion der Vikings, in dem im nächsten Jahr die Superbowl ausgetragen werden wird. Anschließend kaufen wir endlich wieder einmal in einem Whole Foods ein, was wir nach wie vor gerne tun. Es fühlt sich einfach anders an als im Walmart einzukaufen.
Nachdem wir durch die schwüle Hitze und die Stadtbesichtigung ziemlich fertig sind, freuen wir uns auf das Schwimmen im See, an dem unser Campingplatz liegt.
Nach einer zu heißen Nacht gehen wir vor dem Frühstück im See baden. Anschließend fahren wir zum Frederick R. Weißman Art Museum, ein Kunstmuseum, das an die University von Minneapolis angeschlossen ist und welches von Frank Gehry entworfen wurde. Von den Einheimischen wird es aufgrund seiner organischen Form aus Stahlplatten „exploding silver artichoke“ genannt. Wir mögen Gehrys Architektur sehr gerne und sind entsprechend beeindruckt. Mit der unregelmäßigen Edelstahlfassade erinnert es uns stark an die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles.
Danach schauen wir uns die Zwillingsstadt von Minneapolis an, St Paul, die Hauptstadt von Minnesota. Die beiden Städte sind sozusagen zusammengewachsen, deshalb werden sie auch Twin Cities genannt. Doch wie unser Führer beschreibt, können es höchsten zweieiige Zwillinge sein, denn die beiden Städte unterscheiden sich stark voneinander. Es ist recht amüsant, dass wir den Namen der Stadt Minneapolis gut kennen, doch von der Hauptstadt St. Paul noch nie gehört haben. Minneapolis ist eher kosmopolitisch quirlig mit vielen Hochhäusern, einem regen Theaterleben (durch Sir Tyrone Guthrie ist es in den USA die zweitwichtigste Theaterstadt nach New York geworden), sehr interessanten Kunstmuseen, Sportstadien und einer jungen Bevölkerung. Saint Paul ist die Staatshauptstadt mit Regierungsgebäuden, einem imposanten Dom und dem Statecapitol.
Uns gefällt auch Saint Paul sehr gut. Interessanterweise wird in beiden Innenstädte auch wirklich gelebt. In Downtown beider Städte leben mehr Menschen als in den Downtownregionen von Houston, Dallas und Denver zusammen. Viele Straßen in Saint Paul sind gesäumt mit kleinen Einfamilienhäusern und wir finden ein nettes Cafe und genießen die Atmosphäre der Stadt.
Ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner beider Städte ist die Mall of America, ein riesengroßes Einkaufsparadies, in dem es sogar einen Indoor-Amusementpark gibt. Wir haben so langsam genug von den amerikanischen Einkaufszentren, halten allerdings noch an einer Outletmall (man will sich ja nichts entgehen lassen) und fahren dann Richtung Mississippi-Valley. Leider ist der Campingplatz in Lake City direkt am Ufer nur für Zelte zugelassen und wir können hier nicht bleiben. So landen wir auf einem Platz zwischen der Hauptstraße und der Bahnlinie und schlafen mal wieder mit Ohrstöpsel.
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