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Die Großen Seen

Die großen Seen

Die großen Seen sind eine Gruppe von fünf zusammenhängenden Süßwasserseen im Grenzland zwischen den USA und Kanada. Sie sind die größte Binnenwasserfläche der Erde und nehmen zusammen eine Fläche ein, die ungefähr so groß ist wie die Bundesrepublik Deutschland.  Es ist schwer sich vorzustellen, wie riesig das ist. Am Lake Michigan sehen wir jedenfalls kein gegenüber liegendes Ufer. Für die USA und für Kanada sind die Seen ein wichtiges Reservoir zur Wasserversorgung. Zu diesen  gehören der Lake Erie, der Lake Huron, der Lake Michigan, der Lake Superior und der Lake Ontario.

Nur der Michigansee liegt komplett in den USA. Alle anderen Seen grenzen an Kanada oder die Grenze verläuft mitten durch den See.

Entstanden ist dieses riesige Seengebiet in der letzten Eiszeit, als sich die Gletscher zurückzogen und Hohlformen in diesem Gebiet hinterlassen haben, die sich dann mit Wasser gefüllt haben. 

Indiana Dunes National Lake Shore

Am nächsten Morgen sehen wir uns den Indiana Dunes State Park genauer an und unternehmen mit Timba einen Spaziergang am Strand in den Dünen. Wir kommen uns hier vor wie am Meer. Da der Wind recht kalt pfeift, bildet der Lake Michigan auch hohe Wellen. Wunderschöne Ruhe und Natur, nachdem wir so viele Städte angeschaut haben.

Im Jahr 1926 wurde ein erster, kleiner State Park gegen viele Widerstände gebildet, denn wie so oft kämpften hier die Naturschützer gegen die Industrie. Dieser Streit zog sich hin und erst 1963 schlug Präsident Kennedy vor sowohl eine geschützte Stranddünenregion als auch den gewünschten Hafen für die Industrie zu bauen. Die 1966 geschaffene 6100 Hektar große Indiana Dunes National Lakeshore  mit 40 Kilometer Küstenlänge gehört zum Nationalparksystem und schützt heute sowohl die Dünen als auch den Port of Indiana.

Indiana

Der Bundesstaat Indiana ist fast doppelt so groß wie Niedersachsen, grenzt im Norden an den Lake Michigan, im Süden an den Ohioriver, im Westen an Illinois und im Osten an Ohio. Die Hauptstadt ist Indianapolis, die seit 1911 durch das älteste Autorennen der Welt, das Indy 500, bekannt ist. 

Indiana gehört zum sogenannten Getreidegürtel der USA und so ist auch der vorherrschende Wirtschaftszweig die Landwirtschaft. Politisch gesehen ist der Staat eine Republikanerhochburg, ein typischer Red State. Allerdings schaffte Barack Obama es ihn 2008 für sich zu gewinnen.

Wir überlegen kurz noch Fort Wayne zu besuchen, eine angeblich sehr schöne Stadt im Nordwesten Indianas, in der mein Vater 1954 als Austauschstudent bei der Familie Datzman war. Doch dann entscheiden wir uns dagegen und fahren weiter nach Ann Arbor.

Michigan

In der Sprache der Ojibwe-Indianer bedeutet Michigan "großer See". Michigan grenzt an vier der fünf großen Seen und hat dadurch eine enorm lange Küstenlinie. Die Hauptstadt heißt Lansing, die größte Stadt ist jedoch Detroit am Eriesee. Michigan liegt auf zwei Halbinseln und grenzt im Norden an Kanada. Die nördliche Halbinsel zieht Touristen, Naturliebhaber und Sportler aus den USA und Kanada an, die dort gerne ihre Freizeit verbringen.

Landwirtschaft und Bergbau spielen eine große Rolle für die Wirtschaftsleistung Michigans, doch durch Detroit als wichtiges Zentrum der Automobilindustrie ist es ein bedeutender Industriestaat der USA geworden. Hier sitzen drei große Automobilhersteller, nämlich Chrysler, General Motors und Ford.

 

Auch wir hätten hier gerne mehr Zeit, da Michigan ein wirklich schöner Staat sein soll. Doch wir wollen in zwei Tagen Sonam Sherpa aus Nepal in Toronto treffen. Sonam, unser nepalesischer Chairman der Himalayan Care Foundation, Nepal, ist nach Toronto auf eine Tourismusmesse eingeladen worden um dort Asian Alpine, sein Trekkingunternehmen  vorzustellen. Er ist noch bis zum 2. Oktober in Kanada und da es so gut von der Zeit passt, haben wir beschlossen ihn dort zu treffen und düsen nun nach Toronto.

Ann Arbor

Es war mein Wunsch diese kleine Universitätsstadt zu sehen, von der ich schon so viel durch meinen Vater gehört habe. Ann Arbor wird ganz beherrscht von der 1837 gegründeten University of Michigan. Die Universitätsgebäude verteilen sich über die ganze Stadt und prägen zusammen mit den 30.000 Studenten das Stadtbild. Wir bummeln durch den Campus und die Straßen, die von Häusern aus dem 19. Jahrhundert gesäumt sind. Es gefällt uns gut in so einer jungen Stadt zu sein, deren Restaurants und Cafés jetzt am Freitag Abend von Studenten bevölkert sind.

In der Nähe, in Ypsilanti, finden wir einen Campingplatz mit einem recht unfreundlichen Campingplatzbesitzer, doch es ist ja nur für eine Nacht.

Am Eriesee entlang

Am nächsten Morgen verlassen wir Ann Arbor und bewegen uns Richtung Detroit. Wir beschließen allerdings uns diese Stadt nicht anzuschauen, da uns das zuviel wird. Wir fahren über die Ambassador Bridge - und sind, nach einer unproblematischen Passkontrolle,  in Kanada. Uns war beiden nicht bewusst, dass Detroit so nahe an der Grenze liegt. Detroit ist auf der Nordseite des Flusses Detroit und die Stadt auf der Südseite des Flusses heißt Windsor und befindet sich in Kanada. Es ist interessant, dass hier die USA nördlich von Kanada liegt. 

Im Jahr 1704 wurde von Lamothe de Cadillac ein Handelsposten, das heutige Detroit, gegründet, der für den französischen Pelzhandel sehr von Bedeutung war. 1760 eroberten die Briten die Siedlung, mussten sie aber nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg den Amerikanern überlassen.

 

Von Windsor aus genießen wir einen wunderschönen Blick auf die Skyline von Detroit und das riesige General Motors Headquarter. Gottseidank finden wir hier auch einen Fotoladen, denn meine SD-Karte ist plötzlich, warum auch immer, schreibgeschützt und ich kann keine Fotos mehr machen. Das geht natürlich nicht und so kaufen wir eine neue SD-Karte. 

 

Wir fahren weiter in den nicht sehr hübschen Ort Leamington, der nur bekannt ist, weil hier Henry John Heinz, ein Sohn deutscher Einwanderer, 1907 aus frischen Tomaten und Gewürzen seinen ersten Ketchup herstellte und damit sein Ketchupimperium begründete.

 

Nun sind wir am Eriesee angelangt und genießen immer wieder einen traumhaften Blick auf das Nordufer des riesigen Sees. Diese Region im Südwesten Ontarios liegt geographisch auf der Höhe des Mittelmeers. So fahren wir an riesigen Obstplantagen, Weinanbaugebieten und "pick an apple yourself"-Feldern vorbei. Die Gegend ist sehr lieblich, die Felder grenzen direkt an das Seeufer und wir fühlen uns durch die Landschaft wieder einmal an die Heimat erinnert.

Da wir am Eriesee entlangfahren, fällt uns beiden das Gedicht von Theodor Fontane ein, das uns sehr immer, wenn wir es hören, sehr bewegt: 

 

John Maynard

John Maynard!

"Wer ist John Maynard?"

"John Maynard war unser Steuermann,

aushielt er, bis er das Ufer gewann,

er hat uns gerettet, er trägt die Kron',

er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.

John Maynard." 

Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,

Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;

von Detroit fliegt sie nach Buffalo -

die Herzen aber sind frei und froh,

und die Passagiere mit Kindern und Fraun

im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,

und plaudernd an John Maynard heran

tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"

Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:

"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund." 

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -

da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,

"Feuer!" war es, was da klang,

ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,

ein Qualm, dann Flammen lichterloh,

und noch zwanzig Minuten bis Buffalo. 

Und die Passagiere, bunt gemengt,

am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,

am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,

am Steuer aber lagert sich´s dicht,

und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"

Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. - 

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,

der Kapitän nach dem Steuer späht,

er sieht nicht mehr seinen Steuermann,

aber durchs Sprachrohr fragt er an:

"Noch da, John Maynard?"

"Ja,Herr. Ich bin."

"Auf den Strand! In die Brandung!"

"Ich halte drauf hin."

Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"

Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -

"Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's

mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"

Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,

jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.

Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.

Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.

Gerettet alle. Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n

himmelan aus Kirchen und Kapell'n,

ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,

ein Dienst nur, den sie heute hat:

Zehntausend folgen oder mehr,

und kein Aug' im Zuge, das tränenleer. 

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,

mit Blumen schließen sie das Grab,

und mit goldner Schrift in den Marmorstein

schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

"Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand

hielt er das Steuer fest in der Hand,

er hat uns gerettet, er trägt die Kron,

er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.

John Maynard."

 

 

Außerdem bemerken wir, dass hier die regenerativen Energien auf dem Vormarsch sind. Kaum in Kanada angekommen, sehen wir hunderte von Windrädern und sich mit der Sonne drehende Solarpaneele. Wenigstens Ontario scheint energietechnisch gesehen auf einem guten Weg zu sein.

 

Bei Wikipedia habe ich folgenden Eintrag gefunden: "Um das politische Ziel einer Energiewende zu regenerativen Energien zu fördern, führte Ontario 2009 das Green Energy Act ein, eine direkte Kopie des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes mit Einspeisevergütungen. Im Jahre 2014 vollzog Ontario den Ausstieg aus der Kohleverstromung, als das letzte Kohlekraftwerk in der Thunder Bay auf Biomasse umgerüstet wurde. 2003 waren noch Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 7500 Megawatt am Netz, was einem Viertel der gesamten Kapazitäten zur Stromerzeugung in Ontario entsprach. 2003 wurde auch der Prozess zum Ausstieg aus der Kohle eingeleitet. Ontario ist die erste größere Verwaltungseinheit, welche einen solchen Plan erfolgreich in die Tat umsetzte."

 

180 Kilometer vor Toronto finden wir einen kleinen Campingplatz, der noch geöffnet hat und uns gut gefällt. 

 

 

 

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