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Sardinien III

Isola de Sant'Antioco

Wir sind immer noch auf der Insel. Inzwischen sind wir zweimal umgezogen und stehen jetzt auf dem perfekten Platz, ohne dass eine Hecke unseren Blick einschränkt. 

Das Wetter hat etwas zugezogen. Es ist nicht kalt, aber die Sonne sehen wir nur hin und wieder. Allerdings ist es hier besser als im Norden oder Westen von Sardinien, wo es regnet. 

Wir lassen ein bisschen die Seele baumeln, lesen und Armin geht bei kalten 16 Grad im Meer schwimmen. Abends gehen wir in die kleine Trattoria am Strand und bekommen unser Porchetto arrosto, ein kleines gegrilltes Spanferkel. Wir teilen es mit einem anderen Paar, denn alleine wäre so ein Ferkel ein bisschen viel. Am besten hat uns die in einer leckeren Soßen mit Kapern angemachte Leber geschmeckt. Dazu gab es den sardischen Rotwein Cannonau, gegrilltes Gemüse und danach einen selbstgebrannten Schnaps. Dazu schöne Musik, was will man mehr!

 

Am nächsten Tag unternehmen wir eine Radtour. Hier wünschen wir uns zum ersten Mal ein E-bike. Bergauf, bergab strampeln wir zu einem alten Nuraghen-Turm, von dem aber nur noch einige Steine übrig sind.

Die Nuraghen sind prähistorische Turmbauten der Bonnanaro- und der Nuraghen-Kultur (1600-600 v. Chr), über die man nur weiß, dass sie als Kultstätte oder Grabmäler benutzt wurden. Auf Sardinien gibt es über 7000 von diesen Türmen, von denen einige auch besser erhalten sind als unserer hier.

Anschließend machen wir mit dem Auto eine Tour um die Insel zu dem Städtchen Calasetta und dem recht netten Hauptort Sant'Antioco. Dort biegen wir in eine Straße ein, die für Wohnmobile und Laster eigentlich gesperrt ist, doch Armin denkt sich, da passen wir schon durch. Ganz nach dem Motto "quietscht, aber geht", klappen wir die Spiegel ein, fahren mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig und hoffen, dass die Balkone über uns hoch genug oben angebracht sind. Es gelingt uns kein anderes Auto und keine Hauswand zu schrammen, doch wir sind froh, als wir aus diesem Gassengewirr wieder draußen sind.

Abends klettern wir wieder über die Felsen zur Strandbar von Mario und Armin ißt sein neues Lieblingsessen: Pecorino arrosto und ich besondere sardische Spaghetti: Spaghetti alla bottarga (mit Fischeiern), die sehr gut schmecken.

Da wir unseren perfekten Platz noch nicht verlassen wollen, hängen wir noch einen weiteren Tag an. Wir unternehmen eine Wanderung über die Felsenklippen und durch die duftende Macchia zu einem nahe gelegenen Boutique-Hotel um dort einen Latte Macchiato zu trinken. Timba freut sich, dass er durch das Gebüsch streunen darf. 

Nach vier Nächten verlassen wir dann unser schönes Plätzchen, holen uns noch Tipps von Mario, was wir auf Sardinien unbedingt anschauen müssen und fahren wieder von der kleinen Insel auf die große Insel.

 

Su Nuraxi di Barumini

Das berühmteste Nuraghen-Denkmal auf Sardinien liegt bei Barumini. Die Nuraghenkultur entwickelte sich auf Sardinien ungefähr von 1600 bis 600 vor Christus und "entwirft ein Gesellschaftsmodell, das sich von der Stammesgemeinschaft der Bronzezeit zu einem aristokratisch organisierten System in der Eisenzeit entwickelt". 

Su Nuraxi sieht von der Ferne aus wie ein höherer Steinhaufen und wir sind erstaunt, dass wir dafür 12 Euro pro Person an Eintritt zahlen sollen. Man darf die archäologische Stätte nämlich nur mit einer Führung besuchen. Unsere Führerin kann zwar Englisch, nur leider versteht man sie mit ihrer italienischen Aussprache fast nicht. Doch bald sind wir von der Nuraghe selbst überwältigt. Der "Steinhaufen" entpuppt sich als Burganlage, die ehemals eine gewaltige Wehrburg mit Verteidigungsanlagen und Dorf bildete. In die Burganlage kann man hineinsteigen und wir sind tief beeindruckt von den verschiedenen Türmen, die aus großen Basaltblöcken konisch erbaut worden sind. Wir klettern durch sehr schmal gemauerte Gänge in die Türme hinunter und dürfen uns alles genau anschauen. Es ist sehr interessant Einblick in diese Kultur zu erhalten, von der wir vorher noch nie etwas gehört haben.  

Sadali und die Grotte Is Janas

Der Weg führt uns weiter nach Sadali. Die Kurven mehren sich und wir merken, dass wir uns dem Gebirgsmassiv des Gennargentu nähern, in dem mit 1834m der höchste Berg Sardiniens liegt. Mario hat uns als nächstes Ziel Sadali empfohlen, ein kleines Städtchen, in dem sozusagen gar nichts los ist. Wir fahren steil bergab, bewundern einen Wasserfall mitten im Ort und halten an einer Quelle, die in eine unterirdische Spalte fließt. Es ist sehr interessant mal so ein typisch sardisches Bergdorf zu sehen, aber wir fragen uns, wovon die Leute hier leben. Alle sind sehr freundlich und grüßen, nur die vier kleinen Hunde, die zusammen so groß sind wie Timba, kläffen ihn unentwegt an.

Mitten in einem schattigen Steineichenwald, dessen mit Moos bewachsene Wurzeln an einen Zaubermärchenwald erinnern, befindet sich die Tropfsteinhöhle Is Janas, die wir zusammen mit einer Führerin und deren Tochter besichtigen. Sehr beeindruckend sind die Stalakmiten und Stalaktiten, die in der Höhle wachsen. Wir durchklettern fünf Räume, teilweise geht es durch nur 80 Zentimeter hohe Passagen, die die Höhlen verbinden. Wir sind ganz fasziniert von dieser Grotte, in die sogar Timba mitdurfte. 

Aritzo

Nach Aritzo, unserem heutigen Ziel, sind es noch 40 Kilometer. Doch die Entfernung zählt hier nicht wirklich. In vielen Serpentinen fahren wir hinab bis zur Schlucht des Rio Flumendosa und auf der anderen Seite in genauso vielen Serpentinen wieder hinauf. Es ist eine extrem kurvenreiche Strecke durch die Barbagia-Berge und wir sind froh, dass wir beschlossen haben in den Bergen zu übernachten. Dazu haben wir uns ein wunderschönes Hotel "Sa Muvara" ausgesucht, auf dessen Parkplatz wir im Grünen stehen dürfen. Dieses Hotel gilt als eines der schönsten Hotels im Inselinneren und es hat ein hervorragendes Restaurant, welches sardische Spezialitäten serviert. Um uns zu revanchieren, dass wir so schön umsonst stehen dürfen, beschließen wir uns das sardische Vier-Gänge-Menü zu gönnen. Wir müssen bis 20.00 Uhr warten, denn die Sarden essen recht spät zu Abend. Das Essen beginnt mit den leckeren sardischen Vorspeisen, Käse und Schinken und dem Pergamentpapier-dünnen Brot pane carasau. Anschließend gibt es drei verschiedenen Pasta und dann porchetto auf sardische Art mit Erbsen und danach kam noch das Limonensorbet, für das Aritzo berühmt ist, da die Stadt im 19. Jahrhundert lange Eis bis aufs italienische Festland geliefert hat. Die Einwohner haben im Winter den Schnee in kreisrunden Hütten, sogenannten Schneehäusern, gesammelt, gepresst und mit Farn, Stroh und Erde bedeckt. Diese so entstandenen Eisblöcke wurden überall hin geliefert.

Wir verbringen einen sehr schönen Abend inmitten von vielen Motorradfahrern, bei denen dieses Hotel offensichtlich sehr beliebt ist. 

 

Tour durch das Gennargentu-Gebirge

Am nächsten Tag kurven wir durch die kleinen Bergdörfer des Gennargentu-Gebirges. Wir halten in Tonara, trinken einen Latte Macchiato und erfahren, dass die Spezialität des Ortes die Leckerei "Torrone" ist. Wir besuchen also die Torronefabrik des Ortes, wo aus Eiweiß, Honig und Nüssen diese Süssigkeit hergestellt wird. Wir dürfen uns die Herstellung anschauen und kaufen im Fabrikladen auch ein.

Weiter geht es in unzähligen Kurven und Kehren nach Gavoi, einem hübschen Gebirgsort, in dem wir das berühmte sardische Brot pane carasau kaufen, das hier im Holzofen gebacken wird. 

Danach passieren wir den Ort Mamoiada und erreichen schließlich Orgosolo, die einstige Banditenhochburg des Gennargentu-Gebirges. Heute zeichnet sich der Ort dadurch aus, dass die Bewohner an den Wänden der Häuser sehr viele Wandgemälde, sogenannte Murales, angebracht haben. Wir durchwandern den Ort und fotografieren die Bilder, die uns gefallen. Sie sind alle sehr unterschiedlich und wir sind recht beeindruckt.

Durch Nuoro fahren wir nur durch, schlagen uns dann wieder an die Küste. Nachdem wir an unserem ausgesuchten Campingplatz nicht stehen können (keine Hunde), finden wir einen kleinen, sehr familiären Campingplatz Sa Prama fast direkt am Meer. Durch den Zaun haben wir Blick auf den Strand und neben uns ist noch ein Plätzchen für Judith und Arnold, die morgen hier ankommen.

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