Nordspanien - Bilbao

Das Baskenland

Das Baskenland bzw Euskadi ist eine eigene Region, die zu einem kleinen Teil zu Frankreich und zum größeren Teil zu Spanien gehört. Die Bewohner dieser Gegend lebten jahrhundertelang völlig isoliert vom übrigen Spanien und sprechen eine eigene Sprache, Euskara, die erstaunlicherweise mit keiner anderen Sprache Europas verwandt ist. Dieses Baskisch wird ungefähr von 800.000 der 2,7 Millionen Bewohner des Baskenlandes gesprochen. In den Ortschaften ist alles zweisprachig und wir verstehen nichts, von dem, was wir lesen. Hier dominiert eine ganz eigenständige Kultur, auf die die Basken sehr stolz sind. Eine wichtige Sportart ist hier zum Beispiel das Pelote-Spiel.

 

Die Landschaft gefällt uns ausnehmend gut, denn hier reichen die Berge bis ans Meer heran und die Küste wirkt sehr grün und abwechslungsreich. Die baskische Küche hat einen sehr guten Ruf und eine der Besonderheiten sind die leckeren Pinxtos, die mit einem Glas Txakoli (hiesiger Weißwein) serviert werden. 

Hondarribia

Auf dem Weg nach Bilbao halten wir kurz hinter der Grenze in der kleinen spanischen Hafenstadt Hondarribia, die uns ein bisschen vorkommt wie ein baskisches Oberammergau. Wunderschöne, typisch baskische Häuschen mit Holzbalkonen, viele Touristen und nette kleine Kneipen, die die Pinxtos anbieten. Wir schlendern durch die Hauptfussgängergasse des Hafenviertels und bewundern den baskischen Baustil.

Das Balenciaga-Museum in Getaria

Zufällig lesen wir, dass auf unserem Weg das Museum einer Mode-Ikone liegt. Cristobal Balenciaga ist in dem Küstenort Getaria geboren und aufgewachsen und ihm zu Ehren hat die Stadt ein Museum gebaut. Dies ist unserer Meinung nach ein architektonisches Meisterwerk. Anhand von Kleidungsstücken und Entwürfen liefert das Museum einen Überblick über den Werdegang von Balenciaga, der u.a. Grace Kelly eingekleidet hat. Wir sind eigentlich mehr von dem Gebäude an sich und seinen verschiedenen Formen und Gängen fasziniert. Sogar der Regen, von dem wir überrascht werden, begeistert uns durch die riesigen Fenster. Wir laufen zurück zum Auto, werden wieder einmal nass und fahren nun, leider im strömenden Regen, die als ein Highlight beschriebene Küstenstraße zwischen Zarautz und Zumaia entlang. 

Bilbao

Abends erreichen wir den Wohnmobilstellplatz, der hoch über der Stadt Bilbao terrassenartig angelegt ist. Wir bekommen den vorletzten Platz und haben einen herrlichen Ausblick auf die erleuchtete Stadt. 

 

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Wohnmobil in die Stadt und haben ein Riesenglück, denn wir bekommen einen Parkplatz nahe der Altstadt. Wie wir von einigen Wohnmobilisten bestätigt bekommen haben ist dies fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ein netter Spanier kommt auf uns zu, als wir gerade an der Parkuhr stehen und erklärt uns, dass man im August keine Parkgebühren zahlen muss. Noch besser: ein Parkplatz und der auch noch umsonst!

Wir wandern mit Timba durch die engen Gassen der Altstadt, die "siette calles". Es ist noch früh für spanische Verhältnisse (10.00 Uhr) und so macht alles gerade erst auf. Die "casco viejo" entstand im 14. Jahrhundert an einer Flussbiegung. Überall ist es sehr eng und für Autos ungeeignet. Wir kommen an der klassizistischen Plaza Nueva mit ihren Cafés und Bars vorbei, in denen wieder die leckeren Pinxtos aufgebaut sind. Auch in dem wunderschönen Art-Deco Gebäude des Mercado de la Ribera schauen wir uns um, während Timba draußen auf uns wartet.

 

Anschließend verfrachten wir ihn mit einem Knochen ins Wohnmobil und schwingen uns auf die Räder um zum Guggenheim Museum zu radeln. Laut Führer ist dies das Kronjuwel in der Kulturlandschaft Bilbaos. Und wir werden nicht enttäuscht. Wir lieben die Architektur von Frank Gehry sowieso und das Museum ist ein wunderschönes Beispiel dafür. Wie eine gigantische Skulptur aus Titan und Stein erhebt sich das Gebäude am Ufer der Ria de Bilbao. Nach vier Jahren Bauzeit wurde es 1997 eröffnet und hat einen riesigen Einfluss auf die Stadt, der von den Einheimischen auch Bilbao-Effekt genannt wird. In Bilbao war die Stahl- und Eisenindustrie, sowie der Schiffsbau seit Jahren rückläufig und es gab es viel Arbeitslosigkeit. Mit einem Paukenschlag, der Eröffnung des Meisterwerks von Frank Gehry, verwandelte sich die Industriestadt 1997 in ein angesehenes Zentrum für moderne Kunst. 

Auch wir sind begeistert. Wir schlendern durch die ineinander verschlungenen Räume und durch die riesigen Installationen aus Schiffsstahl von Richard Serra, die eigens für dieses Museum angefertigt worden sind. Wir haben das Glück, dass gerade noch eine Chagall-Ausstellung stattfindet, die die wichtigsten Jahre seiner Kunst zeigt. Doch vor allem beeindruckt uns das Gebäude selbst. Das 50 Meter hohe Atrium, die Fassade aus Titankacheln und die in sich verschlungenen Formen faszinieren uns. Nach vier Stunden radeln wir zurück und bekommen an dem Stellplatz von letzter Nacht noch einen Platz in der ersten Reihe. Abends spazieren wir noch mit Timba zu einer in der Nähe gelegenen Cervezeria, einem Biergarten.

Mein Geburtstag in Bilbao

Am nächsten Morgen überrascht mich Armin zu meinem Geburtstag mit einem baskischen Strandtuch und mit einem wunderschönen Schal aus dem Shop des Guggenheim Museum. Wir frühstücken mit unserem herrlichen Stadtblick und machen uns dann auf die weiteren Teile der Stadt mit unseren Rädern zu erobern. Timba bleibt solange im Auto.

 

Nachdem wir uns die Neustadt, das neue von Phillip Starck gestaltete Kulturzentrum Alhondiga (ein historisches Weinlager) und die U-Bahnhöfe von Norman Foster angeschaut haben, einige Pinxtos mit Kalimochos (Rotwein und Cola, schmeckt besser als es sich anhört) zu uns genommen haben, beschließen wir uns für die nächste Übernachtung einen schönen Strand zu suchen. Bei Orinon sehen wir ein Campingplatzschild und folgen diesem. Es führt uns in eine wunderschöne Bucht mit einem riesigen Sandstrand. Davor liegt der ziemlich hässliche Campingplatz, aber die Leute sind sehr freundlich und das Restaurant, in dem es mein Geburtstagsessen gibt , ist sehr gut. Die Spanier essen sehr spät, so ab 21.00 Uhr, und sind bis weit nach Mitternacht auf. So langsam gewöhnen wir uns um, bekommen aber trotzdem spätestens um ca 20.00 Uhr Hunger.