Nordspanien - Kantabrien

Der Nationalpark "Picos de Europa"

Picos de Europa ist der erste Nationalpark, der 1918 auf spanischem Boden eingerichtet wurde. Der Name stammt angeblich von heimkehrenden Seeleuten, für die diese Gipfel oft der erste Anblick von Europa waren. Da der Nationalpark ganz in der Nähe von unserem Standplatz San Vincente de la Barquera liegt und das Hochgebirge hier fast bis ans Meer reicht, beschließen wir ihn uns auch anschauen.

Sehr früh brechen wir auf und halten das erste Mal in Potes, schlendern in dem netten Gebirgsdorf über den Markt und frühstücken hier. Wir sind wirklich nicht weit von der Küste weg (ca 40 Kilometer) und doch ist man mitten im Hochgebirge. 

Wir besuchen das Informationszentrum zum Nationalpark und bekommen den Tip zu dem kleinen Bergdorf Mogrovejo zu fahren. Und hier haben wir das Gefühl ein bisschen in der Zeit zurück nach Südtirol versetzt worden zu sein. Alte Steinhäuser stehen vor schroffen Felsen und wirken wie aus einem anderen Jahrhundert. 

Durch dunkle, tiefgrüne, fast schon beklemmende Schluchten und durch das felsige Hochgebirge führt uns die kurvenreiche Straße. Manchmal stehen Kühe auf der Straße und dann überqueren wir einen Pass auf 1600 Meter Höhe. Es ist eine wunderschöne Strecke, anstrengend zu fahren, aber mit tollen Ausblicken auf die umliegenden Berggipfel. Eine Landschaft, die man so nah an der Küste, nicht vermuten würde. In Portilla de la Reina kehren wir in einem kleinen typischen Gasthaus ein und es gibt Jamon und Queso, dazu ein Radler, das hier ein bekanntes Getränk ist. Nachdem wir einem weiteren Tip folgen und noch Soto de Sajambre, ebenfalls ein uriges Bergdorf besuchen, kurven wir wieder runter auf Meereshöhe. Insgesamt sind wir über 200 Kilometer gefahren und haben den kompletten Nationalpark umrundet, inklusive einiger Abstecher in das Innere des Parks.

Wir schauen noch kurz an dem, im Führer gelobten Strandort Ribadesella vorbei, der uns aber nicht so begeistert. Kurzerhand beschließen wir zurückzufahren, der Tag war lang genug, und auf unserem wunderschönen Zeltplatz zu Abend zu essen.

Abenteuer-Tour in die Höhle "El Soplao"

Am nächsten Morgen schlafen wir erst einmal aus und frühstücken dann gemütlich. Dabei schauen wir uns die Führer und Karten von der Gegend noch einmal an und stoßen auf eine sehr interessant aussehende Höhle, die eine dreistündige Abenteuertour anbietet. Neugierig geworden ruft Armin dort an und kurzentschlossen buchen wir für den Spätnachmittag eine Führung.

 

Vorher verbringen wir noch einige Zeit am Hundestrand und schauen Timba beim Spielen mit den anderen Hunden zu. Fast noch lustiger ist es, die Herrchen zu beobachten, wie sie versuchen ihre Hunde zum Gehorchen zu bekommen. Armin geht schwimmen, doch das Wasser ist relativ kalt geworden und so lese ich lieber am Strand.

 

Gegen 15.00 fahren wir die gebirgige Strecke bis zum auf 650 Meter Höhe gelegenen Bergwerk El Soplao. Vor 150 Jahren sind hier Bergleute einer Blei und Zinkmine in ein natürliches Höhlensystem durchgebrochen. Der dabei entstandene Druckausgleich gab dem Höhlensystem seinen Namen: el soplao = der Durchzug. Der Bergbau wurde Ende der 70er Jahre eingestellt und heute sind hauptsächlich Geologen an der Höhle interessiert.

Für unsere Abenteuertour werden wir erst einmal in weiße Anzüge und Gummistiefel gesteckt. Außerdem bekommt jeder einen Helm mit Lampe verpasst. Lustig sehen wir alle aus. Zwölf Leute sind in unserer Gruppe und zwei Führer kommen mit, die sich geologisch sehr gut auskennen.

Teilweise haben wir das Gefühl einer Geologie-Exkursion beizuwohnen und nicht eine Abenteuertour zu unternehmen. Wir bekommen alle geologischen Besonderheiten sehr genau erklärt. Auf Spanisch und wir dann meist noch einmal auf Englisch. Das Einzigartige an der Höhle El Soplao ist die ganz besondere Schönheit der exzentrischen, weißen Formen aus Kalzit und Aragonit. Kleine kristalline Fäden sind an Decken und Wänden verteilt. Mit Licht angestrahlt, sieht es wunderschön aus. Leider darf man nicht fotografieren. Über drei Kilometer marschieren wir durch das Höhlensystem, klettern durch enge Tunnel und Steinformationen. Über Treppen und mit Hilfe von Seilen und manchmal auch auf dem Hosenboden gelangen wir in verschiedene unterirdische Säle. Gegen Ende der Tour setzen wir uns alle auf den Boden und drehen für ein paar Minuten alle Lichter aus. Komplette Dunkelheit umgibt uns, es ist total finster, man sieht seine eigene Hand vor den Augen nicht und das ist eine interessante Erfahrung. Plötzlich hören wir sogar das Tropfen des durchsickernden Wassers, welches die Stalaktiten und Stalagmiten formt. 

Anschließend stapfen wir den langen Weg wieder zurück und freuen uns, als wir nach drei Stunden das Tageslicht und den im Auto wartenden Timba wieder sehen.

Comillas

Wir fahren nicht direkt zurück zum Campingplatz, sondern machen noch einen Abstecher nach Comillas, einem netten kleinen Ort, der für seine Bauten des Modernismo bekannt ist. Der Palacio de Sobrellano ist beeindruckend, doch wir interessieren uns hauptsächlich für El Capricho. Dieses Sommerlandhaus wurde von 1883 bis 1885 von einem unserer Lieblingsarchitekten, Antonio Gaudi, erbaut. Es ist eines seiner ersten Werke und eines der wenigen, die er außerhalb Katalaniens errichtet hat. Dieses Haus ist ein im Mudejar-Stil erbautes Traumgebilde mit kleinen Erkern und einem minarettartigen Turm. Wir haben das Glück, dass es bis Mitte September bis 20.30 geöffnet ist und wir uns alles genau anschauen können.

 

Anschließend bummeln wir noch durch die Straßen von Comillas und finden eine kleine, günstige Pizzeria, in die wir mit Timba reindürfen.

Oviedo

Da heute früh eine Gewitterfront über uns hinwegzieht, brechen wir unsere Zelte ab und fahren ca 140 Kilometer nach Westen und dann ins Landesinnere nach Oviedo. Die Hauptstadt Asturiens besticht durch seinen kompakten Stadtkern mit Markthalle, Domplatz und vielen schönen Gassen, die von teils beeindruckenden Palästen gesäumt werden. Noch heute hat Oviedo eine der besten Universitäten Spaniens. Wir wollen uns einen der Paläste näher anschauen und landen zufällig im Museo de Bellas Artes. So schnell kann ich gar nicht schauen, wie ich zwei Eintrittskarten in die Hand gedrückt bekomme. So schlendern wir durch die interessanten Galerien des über zwei Paläste verteilten Museums. 

 

Das alte Fürstenturm Asturien wird auch Costa Verde, die grüne Küste genannt. Asturien ist stolz der maurischen Invasion getrotzt zu haben und das ist zum Teil auch der Landschaft, den hohen unwirtlichen Bergen, geschuldet. Als erstes, christliches Königreich Spaniens wurde Asturien im 8. Jahrhundert gegründet und unter Pelayos vereinten sich die Asturier und schlugen die Araber in der Schlacht von Covadonga zurück. Seitdem Asturien dauerhaft mit dem Königreich Kastilien vereinigt ist (1230), trägt der spanische Thronfolger seit 1388 auch den Titel Fürst von Asturien.

Aufgrund des vorherrschenden Bergbaus und der Schwerindustrie (Stahl) war Asturien eine der wichtigsten Industrieregionen Spaniens. Seit den 70er Jahren geht diese Industrie allerdings zurück. Inzwischen ist der Staat die Milchkammer Spaniens, wie wir an den vielen Milchkühen unschwer erkennen können. 

Aviles

In unserem Führer haben wir ein Bild von sehr futuristischen Bauten in Aviles gesehen. Da dies auf unserem Weg liegt, halten wir in dieser Industriestadt, die für ihre Stahlproduktion bekannt war. Der erste Eindruck ist der einer hässlichen, heruntergekommenen Hafenstadt. Auch das Ensemble des 2011 eröffneten Centro Niemeyer des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer kann uns nicht begeistern. Die Gebäude, eine Konzerthalle, Ausstellungsräume und ein Aussichtsturm sind zwar ganz interessant, doch das Umfeld ist hässlich. Alles sieht ein wenig lieblos aus. Es fehlt etwas Grünes, ein Brunnen oder ein Spielplatz oder alles zusammen. Wir sind ein wenig enttäuscht.

Die Altstadt dagegen gefällt uns recht gut. Man könnte unserer Meinung nach etwas machen aus der Stadt, aber dazu müsste man kräftig investieren.

Praia das Catedrais

Nachdem wir einen Campingplatz für die Nacht gefunden haben, beschließen wir uns die Ebbe zunutze zu machen und noch an einen besonderen Strand zu fahren, der bei Flut lang nicht so interessant wirkt wie bei Niedrigwasser: der Kathedralen-Strand.

Felsen mit Höhlen, Türme, Rundbögen, Säulen - bei Ebbe faszinieren die roten Felsen am Strand, durch die man hindurch schlendern kann. Das Besondere ist der geschichtete Aufbau der Felsen dieses Küstenabschnitts, die eine Steilküste bilden. Der Zugang ist von Juli bis Mitte September streng reglementiert und wir mussten uns über das Internet anmelden. Bis zu 4000 Leute dürfen pro Tag an den Strand und wir sind zwei davon. Es geht ziemlich zu, doch man schafft es auch immer Fotos ohne Menschen darauf zu machen. Man muss nur ein bisschen weiter ins Wasser stapfen.