Nordspanien - Galizien

Galizien

Wir erreichen nun Galizien, welches in der Nordwestecke der iberischen Halbinsel liegt. An der fjordartigen, zerklüfteten Küste liegen viele Fischerdörfer, die für die Wirtschaftsgrundlage des Staates sorgen, den Fischfang. 

Die Galizier stammen von den Kelten ab, sind stolz darauf, dass sie nie von den Mauren erobert wurden und gehörten im Mittelalter zum Königreich Asturien. Sie sind aber eigenständig geblieben und haben ihre eigene Kultur und Sprache. Ein beliebtes Musikinstrument ist der Dudelsack.

A Coruna

Auf dem Weg nach Santiago de Compostela fahren wir an dem bedeutenden Handelshafen A Coruna vorbei. Diese älteste Stadt Galiziens wird sogar in irischen Sagen über einen keltischen Helden namens Breogan erwähnt, der hierherkam und einen Turm errichtete. Der berühmte Leuchtturm, der Torre de Hercules, stammt aus römischer Zeit und ist der älteste noch betriebene Leuchtturm der Welt. Der Turm wurde unter Kaiser Trajan erbaut und der römischen Sage nach von Herkules errichtet. 

 

Ganz in der Nähe des Zentrums finden wir einen Parkplatz. Die Stadt zeichnet sich durch ihre an den meisten Häusern vorgesetzten Glasbalkone aus und durch die verglasten Fronten mit den meist weiß gerahmten Fenstern wirkt sie sehr luftig. 

Wir bummeln durch die hübsche Altstadt –leider ist gerade Mittagspause von 14.00 – 17.00 - , marschieren an den schönen Stränden entlang und setzen uns in eine hübsche Bar, in der wir „Raciones“ essen. Diese sind wir größere Pinxtos und daher bestellen wir nur zwei: Pulpo und Pimientos a la Papa. Dazu gibt es den für hier typischen, leichten und süffigen Weißwein Ribeiro „Turbio“.

Santiago de Compostela

Etwas beschwingt fahren wir weiter in die berühmte Pilgerstadt Santiago de Compostela. Neben Rom und Jerusalem war Santiago de Compostela im Mittelalter der drittwichtigste Wallfahrtsort des Christentums. Wir suchen den Campingplatz und entdecken erfreut, dass er einen großen Swimmingpool hat, den wir gleich testen.

 

Erfrischt radeln wir die zweieinhalb Kilometer in die Stadt. Wir stellen die Räder ab, denn mit seinen engen Straßen und alten Plätzen können wir das Zentrum Santiagos gut zu Fuß erkunden. Wir erreichen die berühmte Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert gerade rechtzeitig zur Abendmesse und versinken in der spirituellen Welt dieser großartigen Pilgerkirche. Um uns herum sitzen viele Wanderer in derben Bergschuhen und mit dem Wanderstock, an dem eine Jakobsmuschel baumelt, das Kennzeichen für den Jakobsweg. 

 

Leider sehen wir das Schwenken des berühmten Botafumeiro, des 1,60m großen Weihrauchfasses nicht, denn das wird im Moment nur noch einmal die Woche an einem 66 Meter langen Seil durch die Kirche geschwenkt (am Freitag Abend). Doch auch so ist die Messe sehr beeindruckend. 

 

 

Hier in der Krypta sollen die Gebeine des Apostels Jakobus liegen, der angeblich im Nordwesten Spaniens das Evangelium verkündet hat. Als König Alfons II von der Entdeckung des Grabes durch einen Einsiedler hörte, ordnete er den Bau einer Kirche an jener Stelle an und die Zeit der Jakobswallfahrten begann. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden immer mehr Jakobswege, der berühmteste allerdings ist die sogenannte französische Route und die führt von Roncesvalles in der Pyrenäen über Pamplona, Burgos und Leon nach Santiago de Compostela (ca 800 Kilometer). 

Doch auch auf unserer Route am Meer entlang sind wir immer wieder auf den Pilgerweg gestoßen und haben viele Wanderer gesehen. Inzwischen führen einige anerkannte Wege nach Santiago. 

Letztes Jahr haben 300.000 Pilger die Wallfahrtsurkunde erhalten. In den letzten Jahren hat die Pilgeranzahl stetig zugenommen, nicht zuletzt durch Autoren wie Paulo Coelho, Shirley Maclaine oder Hape Kerkeling. 

 

Am imposanten Praza do Obradoiro beobachten wir nach der Messe, wie die Sonne langsam untergeht und die Kathedrale in ein wunderschönes Licht  taucht.  Bevor es ganz dunkel wird, radeln wir wieder zurück zum Campingplatz.

 

Am nächsten Tag besuchen wir die geschichtsträchtige Altstadt noch einmal. Hier steht ein Kloster bzw eine Kirche neben der anderen. Wir besichtigen das Mosteiro de San Martino Pinario, in dem auch gerade eine Ausstellung über Antonio Gaudi zu sehen ist. Danach schlendern wir durch die vielen mittelalterlichen Gassen und essen etwas in dem wunderschönen Garten eines kleinen Cafes, in dem viele Studenten  sitzen. Santiago ist auch Sitz einer großen Universität und das zeigt sich im Straßenbild. Neben vielen Pilgern trifft man auch viele Studenten. Wir verlassen eine Stadt, die uns sehr beeindruckt hat.

 

Nun müssen wir uns entscheiden. Fahren wir ans Meer nach Vigo und zu den zwei schönen Inseln Illas Cies? Oder tuckern wir durch das Landesinnere zu den heißen Quellen von Ourense, einem Tip, den wir vom Sohn von Freunden bekommen haben.

Ourense

Wir entscheiden uns für Ourense und bereuen es nicht. Schon die Römer haben hier die fast 70 Grad heißen Thermalquellen As Burgas genossen. Nach einigem umständlichen Gefahre finden wir schließlich eine der vielen Stellen, an der wir in der Nähe des Flusses Minho baden gehen. Direkt neben dem Fluss sind für die Öffentlichkeit zugängliche gefasste Becken, in denen wir verschieden heißes Wasser genießen können. Bei 28 Grad Lufttemperatur natürlich eine Herausforderung. Doch wir können uns anschließend in dem kalten Fluss abkühlen.

 

Allerdings entscheiden wir uns gegen eine Übernachtung hier, denn der Platz liegt direkt unter der Autobahn. Stattdessen fahren wir weiter der spanisch-portugiesischen Grenze entgegen und finden einen „Pferde“-Campingplatz in Allariz, einem kleinen, sehr netten galizischem Dorf.