Portugal - der Norden

Portugal

Portugal – das kleine Land am Rand Europas. Obwohl es flächenmäßig nur so groß ist wie Bayern und Hessen zusammen - es ist nur knapp 700 Kilometer lang und 218 Kilometer breit- hat es doch in der Weltgeschichte enormen Einfluss ausgeübt. 

 

„Die geografische Lage am Rande Europas prägt seit jeher die Geschicke Portugals. Römer und Griechen bauten ihre Siedlungen an der Küste, später kamen die Mauren über das Meer. Dieses Meer bescherte dem Land im 15. Jahrhundert  sein goldenes Zeitalter. Nach den frühen Entdeckungsreisen wurden unter Manuel I in Asien und Südamerika Kolonien erobert. Der Handel mit Gewürzen, Sklaven und Gold machte Portugal zum reichsten Land Europas. Die Verbundenheit und der Stolz auf die Seemacht zeigen sich noch heute in der beeindruckenden Handwerkskunst im ganzen Land.“ 

 

 

Kurz nach Verin geht es über die Grenze. Wir haben Portugal erreicht. Da wir viel Negatives über die Maut auf Portugals Autobahnen gehört haben, schlagen wir uns erst einmal auf der Landstraße durch. Wir haben zwar ein 40 Euro Guthaben für die Maut gekauft, doch sind uns nicht sicher, ob das ab sofort gilt oder erst in drei Tagen.

 

So kurven wir auf der Landstraße an einem riesigen Stausee entlang nach Braga. Auf dem Stausee sehen wir eine große schwimmende Photovoltaik-Plattform. Mal ganz was Neues. Wir hatten schon gelesen, dass Portugal recht weit ist, was regenerative Energien betrifft und ca 46% seines Gesamtbedarfs regenerativ abdeckt. Das beweisen auch die vielen Windräder, die hier überall stehen.

 

Die Straße N 103 gleicht einer Achterbahnfahrt, die sich 130 Kilometer parallel der spanischen Grenze nach Westen zieht. Wir fühlen uns fast wie in Mexikol, wo wir auch einige extrem kurvige Straßen gefahren sind. Gut, dass wenig Verkehr ist, so kann Armin „gleiten“ und wir „gleiten“ mit.

Braga

Schließlich erreichen wir Braga.

Als Erzbischofsstadt ist Braga Portugals geistliches und katholisches Zentrum.  Laut Führer besuchen hier noch 60% der Bevölkerung den Gottesdienst. 

Wir sind recht begeistert von dem alten Stadtkern,, in dem sich unendlich viele Kirchen finden. Besonders schön ist die älteste Kathedrale Portugals mit dem seltsamen Namen Se, ein romanischer Bau aus dem 11. Jahrhundert, in der gerade eine Hochzeit stattfindet. 

Wir bummeln durch die Gassen und trinken einen Galao, so heißt hier der Milchkaffee. Mit der Sprache müssen wir erst noch Freundschaft schließen. Solange wir etwas lesen, verstehen wir relativ viel, aber sobald die Portugiesen das Reden anfangen, wars das dann. Die Aussprache ist sehr gewöhnungsbedürftig. Dafür sprechen viele Portugiesen gutes Englisch.

 

Etwas außerhalb der Stadt besuchen wir noch die Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. Zu ihr führt eine sehr beeindruckende, barocke  Zick-Zack-Treppe mit fast 600 Stufen hinauf. Man könnte auch mit der wassergetriebenen Kabelbahn hochfahren. Ein Wassertank in der oberen Kabine wird mit Wasser gefüllt und zieht bei der Talfahrt die untere hoch. So wurde vor 200 Jahren schon regenerativ gedacht.

Wir schnaufen lieber hoch und gönnen uns oben auf der Terasse mit herrlichem Blick über Braga einen vinho verde. Dies ist ein hier berühmter Weißwein aus dem Minho-Tal im Norden Portugals, der noch vor der vollen Reife geerntet wird und dadurch leicht und spritzig ist

Guimaraes

Die „Wiege der Nation“ wird die Stadt auch genannt, da hier Alfonso I. im Jahr 1139 das Königreich Portugal gegründet hat. Wir finden einen Parkplatz hoch oben über der Stadt bei der imposanten Burg, die die Stadt überblickt. Guimaraes war die erste Hauptstadt Portugals und der Ausgangspunkt für die entscheidenden Schritte zur Unabhängigkeit vom Königreich Kastilien-Leon.

Wir klettern zuerst in den acht viereckigen Türmen des  beeindruckenden Castelo herum, die den Bergfried umgeben. Von hier haben wir einen tollen Blick auf die Umgebung. Gleich in der Nähe befindet sich der Palast des Herzogs, der Paco dos Duques. Dieser ist aus dem 15. Jahrhundert und sehr schön renoviert worden. 

Nach dieser Einstimmung in das Mittelalter schlendern wir durch die historische Altstadt, die mit ihren engen Gassen, den Balkonhäusern und ihren Kirchen UNESCO-Weltkulturerbe ist. Es ist wunderschön hier und besonders der von jahrhundertealten Häusern gesäumte Hauptplatz, der Largo da Oliveira hat es uns angetan. Obwohl Sonntag ist und alle Läden geschlossen haben,  tummeln sich hier die Touristen. Gegen Mittag haben wir Glück, dass wir noch einen Platz in einem sehr netten, kleinen Restaurant ergattern und bestellen uns portugiesische Spezialitäten. Wenn man hier Essen geht, bekommt man zuerst einmal Brot, Oliven und ein oder zwei Vorspeisen auf den Tisch gestellt, die allerdings hinterher abgerechnet werden. Ich bestelle mir den allgegenwärtigen Kabeljau = Bacalau. Obwohl der Fisch aus Grönland kommt, ist es ein Lieblingsgericht der Portugiesen. Es gibt zwischen 400 und 800 verschiedene Rezepte für ihn. Er schmeckt sehr gut und dazu gönnen wir uns einen Vinho Verde. 

Anschließend stapfen wir wieder den Hügel hoch und fahren auf der Autobahn Richtung Porto. Die Autobahnmaut ist hier sehr verwirrend und teuer. Für manche Strecken braucht man das Guthaben, das wir im Internet gekauft haben und bei anderen zieht man ein Ticket wie in Italien. Aber wir werden das schon noch rausbekommen.

Porto

Südlich von Porto finden wir 200 Meter vom Meer entfernt einen Campingplatz. Diese sind in Portugal bisher sehr günstig und kosten zwischen 5 und 10 Euro pro Nacht.

 

Porto ist mit ca 240.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Portugals und liegt am Fluss Douro. Sie ist die Metropolregion des Nordens und seit der Zeit römischer Besatzung eine bedeutende Hafenstadt. Porto ist eine Stadt des Handels und auch jetzt spürt man in der Stadt viel Unternehmergeist in Form von trendigen Boutiquen und Pop-up Stores. Angeblich wird in Porto das Geld verdient, das die Lissabonner ausgeben. Hier ist man jedenfalls stolz auf die eigene Unabhängigkeit und organisierte immer wieder Aufstände um diese zu erhalten. 

 

Wir gehen zuerst mit Timba an den Strand und radeln anschließend ohne ihn in die Stadt. Von unserem Campingplatz aus geht ein Radweg am Meer, später am Fluss entlang, der direkt in die Altstadt führt. Nach einer guten halben Stunde Radeln erreichen wir Porto. Wir sind erstaunt über das lebhafte Getümmel an beiden Seiten des Flusses. Viele Marktstände sind aufgebaut, überall hört man Musik, viele junge Leute sind unterwegs. Wir sind begeistert und stellen unsere Räder ab, um besser überallhin zu kommen. 

Die bunten Häuserfronten des Hafenviertels Ribeira, die das Ufer des Douro dominieren, geben in der Nachmittagssonne ein wunderschönes Bild ab. Auch hier geht es gleich nach der Uferpromenade steil bergauf in die Altstadt, doch das heben wir uns für Morgen auf. Heute schlendern wir durch Ribeira und am gegenüber liegenden Ufer Vila Nova de Gaia entlang, an dem die Portwein-Kellereien liegen. Wir probieren fünf verschiedene Portweine zusammen, in dem Wissen, dass wir noch zurückradeln müssen. Auf dem Weg zurück merken wir auch die Besonderheit des Wetters hier. In Porto schien noch die Sonne und hier am Strand ist es extrem neblig. Das ist hier wohl häufig so.

 

Den nächsten Vormittag verbringen wir wieder bei strahlendem Sonnenschein am Strand um uns dann am frühen Nachmittag wieder in den Sattel zu schwingen und die Stadt noch einmal zu erkunden. Wir unternehmen eine Bootstour, schlendern durch die Altstadt, trinken einen Galaos (Milchkaffee) und essen dazu die leckeren Pastel de Nata. Besonders schön ist die mit azulejos gekachelte Bahnhofshalle. Bergauf, bergab geht es einige Stunden lang, bevor wir noch eine Führung in einer Portweinkellerei mitmachen. Wir sind ganz begeistert von dieser schönen Stadt.

 

Direkt am Ufer des Douro gibt es ungefähr 10 Portweinkellereien, die Führungen anbieten. Wir besuchen die der kleine, aber alten Kellerei Quinta do Noval. Mit sechs lustigen Kanadiern machen wir eine halbstündige Führung. Wir erfahren, dass der Portwein eigentlich eine englische Erfindung ist. Die Engländer bekamen aufgrund der Kriege mit Frankreich von dort keinen Wein mehr und wollten aus Portugal Wein importieren. Leider ist der unterwegs schlecht geworden und aus diesem Grund fügte sie dem Wein, bevor er verschifft wurde, Branntwein zu. Damit begann die Erfolgsgeschichte des süffigen Portweins, der aus dem Duorotal nach Porto in den Rabelos (Boote mit flachem Bauch und gebogenem Bug, die wendig genug für den Fluss waren) verschifft wurde. 

Anschließend an die Führung dürfen wir verschiedenen Portweinqualitäten probieren. Es wird ziemlich lustig mit den Kanadiern, von denen einer aus Südafrika kommt, ein anderer seit drei Jahren in der Schmerzmittelindustrie mit Marihuana arbeitet. Sie machen einen 12tägige Portugaltour und besuchen nächste Woche in Lissabon sogar ein Fußballspiel: FC Bayern gegen Lissabon.

Wir kaufen zwei Flaschen Tawny (Portwein, der länger als drei Jahre gereift ist) und machen uns mit schweren Beinen wieder auf den Rückweg. Timba freut sich, als wir mit ihm nach an der Strandpromenade entlangschlendern.