Aveiro
Am nächsten Morgen fahren wir weiter in das ca 70 Kilometer südlich gelegene Aveiro, welches von unserem Reiseführer auch „das Venedig Portugals“ genannt wird. Die Stadt liegt in einer riesigen Lagune und einige Kanäle durchziehen den Ort. Mit den Barcos moliceiros, den Algenfischerbooten, kann man kleine Rundfahrten machen. Früher wurden von diesen Booten aus Algen gefischt, die zum einen als Dünger dienten, zum anderen an die Kosmetikindustrie verkauft wurden.
In der kleinen, netten Altstadt setzen wir uns in eine der gepflasterten Gassen in ein Cafe und essen Tapas. Eine Spezialität sind hier die Ovos Moles, eine kleine Süßigkeit, die es zum Galaos (Milchkaffee) gibt.
In der Hafflandschaft, die sich zum Meer hin ausdehnt , befinden sich Salinen, die der Salzgewinnung dienen. Aveiro war im 16. Jahrhundert ein blühender Ort mit 12.000 Einwohnern. Leider versandete die Hafeneinfahrt und durch die Versumpfung des Gebietes wurde immer mehr fruchtbares Land vernichtet. Im 19. Jahrhundert schafften es die Verantwortlichen die Hafeneinfahrt wieder freizubekommen –sie wurde mit den Quadern der alten Stadtmauer befestigt- und außerdem erhielt der Ort einen Eisenbahnanschluss. Seitdem erlebt die Stadt eine neue Blüte.
Heute kann man sich an den vorgelagerten Stränden wunderbar erholen und wir suchen uns einen Campingplatz in dem nah gelegenen Costa Nova.
Costa Nova
Einmal angekommen, schwingen wir uns auf die Fahrräder und erkunden den Ort, der sich auf einem langgezogenen Dünenwall erstreckt. Holzbohlenwege für Fußgänger und Radfahrer führen uns zu der Besonderheit des Dorfes: gestreifte Häuser. Die meisten der kleinen Holzhäuschen sind längsgestreift mit knallroter, blauer, grüner oder gelber Farbe angemalt. Es ist richtig nett hier und man kann sowohl in der Lagune windgeschützt baden wie auch im Atlantik mit den hohen Wellen. Hier zeigt sich der Ozean deutlich wilder und kälter als bisher und sogar Armin ist vorsichtig beim Schwimmen gehen. Mir ist es zu kalt. Timba darf hier endlich mal mit an den Strand und rast herum, schlägt Purzelbäume und ist außer sich vor Freude.
Coimbra
Von unserem Campingplatz aus düsen wir am nächsten Tag nach Coimbra. Die einstige Hauptstadt Portugals und frühere Königsresidenz ist vor allem wegen ihrer Universität berühmt, die die älteste des Landes ist (1307). Wir finden einen Parkplatz in der am Fluss gelegenen Altstadt, bummeln durch die Gassen und schnaufen schließlich die steilen, engen Straßen bergauf zum ehemaligen Königspalast, in dem heute die sehr angesehene Universität ihren Sitz hat.
Coimbra zieht sich terrassenförmig einen steilen Hügel hoch und oben thront die Universität. Als wir oben ankommen, bemerken wir dass die Uni hier gerade anfängt. Es wimmelt vor Studenten. Wir haben das Gefühl in einen Harry Potter Roman versetzt worden zu sein, denn die Studenten tragen hier alle einen schwarzen Wollumhang (bei 30 Grad im Schatten).
Wir kaufen uns die Tickets um einige der Säle der Universität besichtigen zu können. Leider ist die berühmte Bibliothek , die Biblioteca Juanina, für die nächsten drei Stunden mit Führungen ausgebucht. Doch wir können die Kapelle und den alten Königspalast besichtigen. Timba lassen wir solange draußen sitzen und nachdem er dort winselt, wird er von vielen Leuten gestreichelt. Wir beobachten ihn von der Terrasse des Palastes aus. Er ist froh, als wir ihn wieder holen.
Wir steigen durch die kleinen Gässchen wieder hinab in die Altstadt, essen noch ein Menu del Dia in einer urigen Kneipe (6,90) und überlegen, ob wir abends noch einer Fado-Präsentation zuhören. Fado ist das portugiesische Äquivalent zu dem spanischen Flamenco, aber er wird nicht getanzt, sondern nur gesungen. Er erzählt von Liebe, Gefühlen und sozialen Missständen. Der Fado aus Coimbra ist im ganzen Land berühmt und wird häufig von Männern gesungen. Doch Armin ist es zu heiß um noch länger in der Stadt zu bleiben. So verschieben wir unser Vorhaben und machen uns wieder auf den Weg zurück auf unseren Campingplatz in Costa Nova.
Schlagartig wird es kühler, denn am Atlantik hängt der Nebel über der Küste. Wir machen noch einen langen Strandspaziergang mit Timba und verziehen uns dann in unser Wohnmobil. Von unseren Nachbarn erfahren wir, dass der Nebel sich hier den ganzen Tag festgesetzt hatte und die Temperatur nicht über 20 Grad kam.
Batalha
Am nächsten Morgen verlassen wir -immer noch im Nebel- Costa Nova und fahren nach Batalha. Hier in Batalha steht die größte Klosteranlage Portugals. Dieses Kloster steht für die portugiesische Unabhängigkeit, denn es wurde von König Joao I. gebaut, nachdem er 1385 die entscheidende Schlacht von Aljubarrota gegen die kastilische Übermacht gewonnen hat. Die Unabhängigkeit war gesichert und als Dank ließ König Joao I. dieses riesige Kloster errichten.
Wir sind beeindruckt. Es ist eine der schönsten Klosteranlagen, die wir je gesehen haben. Das gotische Kirchenschiff ist wunderschön, wuchtige Säulen tragen das 80 Meter lange und 32 Meter hohe Dach und die beiden, sehr unterschiedlichen Kreuzgänge faszinieren uns durch das feine Steinzierwerk. Über eine Stunde durchforschen wir die Klosteranlage und sind wirklich begeistert. Hier liegt auch ein Grab des unbekannten Soldaten und wir beobachten den Wachwechsel mit lautem Aufstampfen der derben Stiefel im Klostergang.
Alcobaca
Obidos
Nachdem wir nun genug für unser geistliches Wohl getan haben, fahren wir noch nach Obidos, einer mittelalterlichen Burgenstadt, die berühmt ist für ihren Kirschlikör, den Ginjinha. Obidos ist so etwas wie das portugiesische Rothenburg und mit genauso vielen Touristen finden wir uns auch in der Hauptgasse des Ortes wieder. Allerdings hat dieser Ort wirklich viel Charme und wir sind ganz begeistert von dem netten Flair von Obidos. Wenn man sich nun noch alle Leute wegdenkt..... Wir bummeln durch die Läden und steigen auf die Burgmauer, die den Ort noch komplett umgibt. Von dort aus sieht man eigentlich fast bis zum Atlantik, doch wir sehen nur bis zum Nebel, der nach wie vor die Küste einhüllt. Wir probieren den Ginjinha in dem typischen Schokoladenlikörglas, das wir anschließend aufessen. Es schmeckt fast wie ein Moncheri.
Nun stellt sich die Frage, wo wir übernachten. Eigentlich wollten wir an die Küste fahren, doch dort ist es immer noch neblig. Lissabon ist nicht mehr weit und so landen wir auf dem riesigen, in einem Pinienwald liegenden Stadtcampingplatz der Hauptstadt Portugals.