Lissabon
Nachdem wir zuerst in dem schönen großen Swimmingpool des Campingplatzes schwimmen waren, machen wir uns mit dem Fahrrad auf den Weg in die Stadt. Timba lassen wir mit einem großen Knochen und viel Wasser im Wohnmobil, dass Gottseidank schattig unter Kiefern steht. Nach einer Viertelstunde drehen wir allerdings entnervt um. Es ist extrem hügelig, wir irren in den nördlichen Vororten herum und wissen überhaupt nicht, wie wir fahren müssen. Selbst das Navi hilft uns nicht weiter.
Zurück am Campingplatz sperren wir die Räder ab und lassen uns ein Taxi rufen. Nach 10 Minuten sitzen wir bequem in unserem neuen Gefährt und sind froh, dass wir nicht weitergeradelt sind. Es heißt nicht umsonst, dass Lissabon auf sieben Hügeln erbaut worden ist. Außerdem dauert es doch zwanzig Minuten, bis wir in der Innenstadt sind. Die 10 Euro lassen wir es uns gerne kosten.
Wir steigen sehr zentral mitten in der Stadt aus und versuchen uns zu orientieren. Lissabon hat mehrere Stadtteile, die sehr unterschiedlich, aber alle sehenswert sind. Wir bummeln zuerst durch die Bahia, das Geschäftsviertel Lissabons. Wir bewundern den Elevator de Santa Jutta. Dieser Aufzug, der 1902 eingeweiht wurde, spart einem den beschwerlichen Fußmarsch in die 32m höher gelegene Oberstadt. Er sieht toll aus, ganz im Jugendstil gehalten, doch es stehen so viele Leute an, dass wir uns doch zu Fuß auf den Weg machen.
Wir kehren in das berühmte Café "A Brasileira" ein, in dem auch Armins gerade gelesener Lissabon-Krimi zum Teil spielt. Da sitzt auch der Dichter Fernando Pessoa mit Hut und Anzug in Bronze gegossen an einem der Tischchen.
Von dort aus lassen wir uns von einem der Wahrzeichen Lissabons durch die Stadt fahren: der Straßenbahn 28, die durch die typischsten Stadtteile Lissabons fährt. Wir haben Glück und ergattern nach fünf Minuten einen Sitzplatz. Wie alles andere hier, ist auch die Tram chronisch mit Touristen überfüllt. Es macht Spaß durch die engen Gassen zu ruckeln, in denen teilweise alles stehen bleiben muss, damit die Tram durchpasst. Wenn ich mich aus dem Fenster lehne, kann ich die Mauern der Häuser berühren, so eng sind teilweise die Gässchen. Wir steigen oberhalb des ältesten Teils Lissabon aus, der Alfama, und bummeln durch die Gassen, in denen malerisch die Wäsche hängt, hinunter bis zum Tejo. Dort sind ein paar Marktstände, die Spezialitäten von Portugal anbieten und wir probieren den leckeren Quejo aus dem Sternengebirge Portugals.
Am Spätnachmittag haben wir schwere Füsse durch das dauernde rauf und runter auf dem harten Boden. Wir beenden den Tag, indem wir uns noch die Unterstadt anschauen und dann ein Taxi zurücknehmen. Der Taxifahren macht sich einen Spaß, den schnellsten Weg durch den Freitagabendverkehr zu finden. Seine Fahrkünste ähnelt Armins und er ist recht flott unterwegs. Als wir dann endlich am Campingplatz ankommen, ruft er "Halleluja". Timba freut sich aus dem Wohnmobil zu kommen und wir freuen uns auf den Pool.
Am nächsten Tag lassen wir uns gleich mit dem Taxi zum Castelo de Sao Jorge bringen. Doch dort ist so einen lange Warteschlange für die Tickets, dass wir darauf verzichten die Burg zu besuchen. Hatte ich schon erwähnt, dass unheimlich viele Touristen in Lissabon sind? Wir haben heute allein vier Kreuzfahrtschiffe gezählt.
Wir entdecken einen kleinen Glockenturm, der damit wirbt, die höchste Aussicht über Lissabon zu haben. Mit einigen wenigen anderen Touristen steigen wir hinauf und dürfen sogar die Kirchenglocken läuten. Wir besuchen noch die Kathedrale Lissabons, ein romanischer Bau aus dem 12. Jahrhundert. Durch das Labyrinth der Straßen der Alfama, krumme Gassen und einige Treppen marschieren wir durch die Baixa bis ins Bairro Alto, dem angesagten Viertel für Designerboutiquen, Café-Buchhandlungen und anderen netten Läden. Weiter gehts bis zum eindrucksvollen Praia do Comercio, der alte Palastplatz. Leider fiel der Königspalast aus dem 16. Jahrhundert dem Erdbeben von 1755 zum Opfer. Durch die ehemalige Hauptverkehrsader des Geschäfts- und Bankenviertels Bahia (jetzt Fußgängerzone) schlendern wir zurück zum Bahnhof Rossio, von wo aus wir ein Taxi zurücknehmen.
Wieder ruft der Swimmingpool und wir sind froh, unsere müden Gelenke schonend bewegen zu können. Abends sind wir sogar zu müde, noch zur Bar des Campingplatzes zu gehen, denn der ist auch total hügelig.
Belem und seine Sehenswürdigkeiten
Wir können Lissabon nicht verlassen ohne den Stadtteil Belem zu besuchen, von wo aus die großen Entdecker einst in See stachen.
Berühmt ist Belem aber vor allem durch das Mosteiro dos Jeronimos. Dieses architektonische Juwel ist ein Paradebeispiel des manuelinischen Baustils und wir sind entsprechend beeindruckt. Leider stehen wir eine Stunde in der prallen Sonne an, um in das Hieronymuskloster hineinzukommen. Von einem Straßenverkäufer kauft Armin einen Hut, um keinen Sonnenstich zu bekommen.
Manuelinik ist ähnlich dem bayrischen Rokoko. Das Kloster entstand zur Regierungszeit König Manuel I., in dessen Regierungszeit 1495 - 1521 die wichtigsten Entdeckungen in Übersee fielen und entwickelte sich aus spätgotischen Grundformen. 1501 begann man mit dem Bau des Klosters, kurz nachdem Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien entdeckt hatte. Durch den ertragreichen Handel mit Gewürzen und Edelsteinen war die Finanzierung des Klosterbaus gesichert. In dem berühmten Kreuzgang können wir den ausschweifenden, portugaleigenen Baustil mit den vielen maritimen Motiven und Verzierungen bewundern. Leider tun dies auch viele andere Touristen mit uns.
Vom Kloster aus gehen wir am Tejo entlang am Entdeckerdenkmal, dem Patrao dos Descobrimentos vorbei zum Torre de Belem, einem weiteren Paradestück des manuelinischen Stils. Der Turm erhebt sich am Tejo-Ufer als Hafenfestung und Prunkbau. Für die Seefahrer war er jahrhundertelang ein Wahrzeichen Lissabons. Auch hier stehen wir wieder an um auf die Aussichtsterrasse zu kommen, von der wir jetzt auch das Meer sehen.
Im Museum nebenan wäre noch eine sicher interessante Escher-Ausstellung, doch wir haben keine Lust mehr auf Anstehen ( wieder 45 Minuten) und so bummeln wir an einigen Marktständen mit portugiesischem Kunsthandwerk vorbei. Ich kaufen mir einen Ring von einer portugiesischen Designerin und anschließend geht es zurück zum Campingplatz. Ich wäre eigentlich noch gerne etwas Kleines essen gegangen, aber Timba wäre dann zu lange allein. So nutzen wir noch einmal den Pool und essen dann in unserem Pinienwäldchen.