Immer noch im Süden

Onda Azzurra

Wir sind immer noch auf dem Campingplatz Onda Azzurra. Das Wetter hat sich stabilisiert, wir haben hauptsächlich Sonne und es gefällt uns so gut, dass wir noch bis Sonntag bleiben wollen.

Gestern haben wir auch noch herausgefunden, dass man sich hier ein Auto leihen kann und so fuhren wir nicht mit dem Wohnmobil zu unserem nächsten Ziel, sondern machten mit einem kleinen, betagten  Opel eine Sternfahrt dorthin.

Matera

Ab 12.00 Uhr ist das Auto zu haben und für den Nachmittag kostet es 15 Euro. Das finden wir eine gute Investition und düsen los nach Matera, das etwa 130 Kilometer von hier entfernt liegt. Wir haben von dem Ort Bilder gesehen und ich habe aus unserem Reiseführer vorgelesen. Doch diesen Ort muss man selbst gesehen haben.

 

Matera liegt in der Basilikata und hat ungefähr 60.000 Einwohner. Es ist angeblich eine der ältesten Städte der Welt und dieses Jahr, 2019,  die Kulturhauptstadt Europas. 

Materas liegt auf einem Karstplateau oberhalb des Tals des Flusses Gravina. An den Wänden dieser Schlucht legten die Einwohner schon vor ca 8000 Jahren Wohnhöhlen an, die sich leicht in den Tuffstein schlagen ließen. Anfangs waren es die natürlichen Höhlen, die die Menschen als Unterkunft nutzten. Bald wurden die Unterkünfte ausgebaut und man grub ganze Wohnungen in den Berg, die ständig durch Anbauten erweitert wurden. Im Laufe der Jahrtausende ist so eine riesige, verzweigte Höhlenstadt entstanden mit zwei vollkommen unterschiedlichen Sassi: Das Sassi Caveoso besteht aus in den Felsen geschlagenen Wohnungen und im  Sassi Barisano wurde mit den Steinblöcken, die aus dem Tuff geholt wurden um ihn auszuhöhlen, Häuser auf die Höhlen gebaut. (Sasso heißt Felsen)

Ein Graben trennt diese beiden Altstadtviertel und das macht die Anordnung der Häuser und Kirchen sehr interessant.

Die Höhlenwohnungen der beiden Sassi wurden bis in die 1950er Jahre hinein benutzt, doch dann galt es als Schande dort zu wohnen. Aus diesem Grund wurden die damaligen Bewohner zwangsumgesiedelt in Wohnhäuser in der Neustadt, die aber nach einem ähnlichen Prinzip wie die Sassi funktionieren. Mehrer Familien teilten sich einen Hof und Einrichtungen wie Bäckerei, Schule usw. 

Die alten Sassi wurden ab den 80er Jahren wieder hergerichtet und seit 1993 gehören sie zum Weltkulturerbe der UNESCO. 

Matera wird auch als zweites Bethlehem bezeichnet und man kann sich gut vorstellen, wie die Städte vor 2000 Jahren aussahen. Hier hat sich sozusagen nichts verändert. Aus diesem Grund wurden auch einige bekannte Filme hier gedreht wie z.B. Die Passion Christi von Mel Gibson.

 

Wir lassen uns durch die Gassen des Sassi Caveoso treiben und sehen uns das Casa Grotte di Vico Solitario an. In dieser Wohnhöhle bekommt man einen guten Einblick in das Leben der damaligen Zeit. Diese Räume aus dem 18. Jahrhundert waren bis 1956 bewohnt. Hier lebten auf kleinstem Raum eine Familie mit sechs Kindern und seinen Haustieren, inklusive dem Pferd. Zum Schlafen und Essen hielt man sich in der Wohnung auf.  Ansonsten fand das Leben draußen statt und verteilte sich auf die Höfe, von denen mehrere Höhlenwohnungen abzweigten. Wir sehen noch einen sehr interessanten Film über die Entwicklung von Matera, besuchen zwei in die Felsen gehauenen Kirchen mit tollen Fresken und schnaufen dann wieder hinauf zum Piano um von dort aus zum Sassi Barisano zu gelangen. Hier erkennen wir deutlich mehr "normale" Häuser, die aus dem Tuffstein auf die Höhlen gebaut worden sind.

 

Wir haben in dem Film von einer riesigen Zisterne gehört, die wir unbedingt besuchen möchten. Schließlich finden wir den Zugang. Wir buchen eine Führung -anders kommt man nicht hinein- und suchen einen Schattenplatz für Timba, wo er 25 Minuten bleiben kann. 

Diese riesige Zisterne, Palombaro Lunge, in der das Trinkwasser für den ganzen Ort gesammelt wurde, ist sehr beeindruckend und fasst, wenn sie voll ist, ungefähr fünf Millionen Liter Wasser. Diese Zisterne wurde im 16. Jahrhundert gegraben um das Quellwasser zu erhalten und damit die öffentlichen Brunnen und Zisternen von Matera mit Wasser zu versorgen.

Bevor wir wieder zurückdüsen, fahren wir noch zum Parco della Murcia Matrana. Dieser Park liegt auf der anderen Seite des Flusstals und von dort aus hat man einen herrlichen Blick auf die gesamte Stadt Matera.