Sommerferien 2020

Auf dem Weg in die Bretagne

1. Tag: Nancy und Reims

Nancy

 

Nachdem wir die erste Nacht südlich von Karlsruhe an einem kleinen Baggersee verbracht haben, über- queren wir in der Früh die dortige Rheinbrücke und sind in Frankreich. Enfin nous sommes en France. Wir wollen in die Bretagne, doch wir lassen uns Zeit für den Weg dorthin. Unser erster Stopp ist Nancy, die alte Hauptstadt Lothringens. Die Universitätsstadt liegt am Fluss Meurthe und am Rhein-Marne-Kanal. Im 12. Jhd. wurde die Stadt Residenz der Herzöge von Lothringen und im 18. Jhd.  war Stanislaw Leszczynski der letze Herzog von Lothringen. Stanislaw verewigte sich in der Stadt, in dem er das barocke Stadtzentrum, den Place Stanislas, errichten ließ. Dieser riesige Platz ist umgeben von barocken Gebäuden und vergoldeten, schmiedeeisernen Toren und Brunnen. Das ist wirklich ein Kunstwerk, das uns sehr beeindruckt. Vor dem Kunstmuseum setzen wir uns in ein witziges Café, das lauter verschiedene Sitzgelegenheiten bietet.

Reims

 

Nach weiteren drei Stunden Fahrt kommen wir auf dem Campingplatz an, den wir uns für heute ausgesucht haben. Wir stehen 20 Kilometer vor Reims. Reims liegt im Norden der Champagne etwa 130 Kilometer östlich von Paris. Es ist ein schöner ruhiger Platz im Grünen und wir beschließen noch mit dem Fahrrad nach Reims zu fahren. Ein Radweg führt an einem kleinen Kanal von unserem Campingplatz bis in die Innenstadt von Reims. Timba bleibt mit einem Knochen im Wohnmobil, denn eine Stunde einfach ist ihm zu weit.

Von der lebhaften Universitätsstadt Reims sind wir begeistert. Ein bisschen Geschichte: von 1025 bis 1825 war Reims die Krönungsstadt Frankreichs, in der 33 Herrscher gekrönt wurden. Dieses Recht hatten sich die Bischöfe von Reims bei der Christianisierung der Franken und durch ihre Treue zu den Karolingern erworben. 1945 wurde hier die Gesamtkapitulation der Deutschen unterzeichnet und 1962 besiegelten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer die Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland.

Eine lange Fußgängerzone führt uns in die Innenstadt und bald stoßen wir auf das Meisterwerk der Hochgotik, die Kathedrale von Reims. Erbaut wurde sie von 1211 bis 1294. Sehr erhaben wirkt dieses Gotteshaus durch seine harmonische und einheitliche Gestaltung und wir sind entsprechend beeindruckt. 1974 hat Marc Chagall die wunderschönen Fenster hinter dem Altar gestaltet und der deutsche Künstler Imi Knoebel wurde als Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft  beauftragt weitere Fenster anzufertigen. 2015 wurden diese eingeweiht. Anschließend radeln wir noch durch die Stadt und genießen das turbulente Stadtleben mit vollen Cafés und Restaurants. Danach geht es zurück und wir halten noch bei einem kleinem Bar-Hausboot, das auf unserem Weg liegt. Timba freut sich, als wir endlich wieder da sind.

2. Tag: Rouen und Honfleur

Rouen

 

Am nächsten Tag geht es weiter von Reims über Campiegne und Beauvais nach Rouen, der Hauptstadt der Normandie. Wir fahren kleine Straßen, weil wir von Frankreich etwas sehen wollen, aber manchmal zieht sich der Weg ganz schön.

Doch schließlich erreichen wir die Universitätsstadt Rouen und sind total begeistert. Rouen liegt im Inland und trotzdem ist es der fünftgrößte Hafen Frankreichs. Die Seine fließt auf ihrem Weg von Paris an den Atlantik durch die Stadt und die großen Schiffe fahren des Fluss hinauf bis Rouen. Seit 2008 gibt es eine sehr imposante Hubbrücke, die Pont Flaubert, die 55 Meter hoch verstellt werden kann.

Die prachtvolle Stadt wimmelt nur so von Fachwerkhäusern. Eine Gasse ist schöner als die andere. Überall sind versteckte kleine, krumme Häuschen und lauschige Plätze. In unserem Reiseführer steht, dass Rouen mit etwa 2000 Fachwerkhäusern, prächtigen gotischen Kirchen und hervorragenden Museen zu den besuchenswertesten Städten Frankreichs gehört. Hier ist es zum ersten Mal in Frankreich richtig voll und wir treffen viele holländische und belgische Touristen.

Wir bummeln durch die kopfsteingepflasterten Gassen und finden eine nette, kleine Creperie, in der wir uns erst einmal mit einem Galette und einem Boule de Cidre stärken. Danach suchen wir das berühmteste Gebäude von Rouen. Die im 12. Jhd begonnene Kathedrale Notre Dame wurde von Claude Monet vielfach gemalt. Es ist ein wunderschönes Beispiel der Hochgotik. Uns beeindruckt jedoch auch eine ganz andere Kirche, die Eglise Ste-Jeanne-d'Arc. Diese Kirche wurde an dem Platz errichtet, an dem Jeanne d'Arc 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Hier am Place du Vieux Marche steht heute eine sehr moderne Kirche, die 1979 von Louis Arretche aus einem Mix aus Glas, Beton und Stahl erbaut wurde und uns sehr gut gefällt. Das Dach der Kirche geht über in das Dach der Markhallen und symbolisiert die Flammen des Scheiterhaufens. 

Diese malerische Stadt hat es uns wirklich angetan und kurzzeitig überlegen wir, ob wir hier übernachten.  Doch wir freuen uns auch auf die nächsten Ziele und so geht es am späten Nachmittag weiter nach Honfleur.

Honfleur

 

Die alte Seefahrerstadt Honfleur liegt an der Mündung der Seine gegenüber von Le Havre auf der anderen Seite der Pont de Normandie. Wir haben von dem Ort im Reiseführer gelesen und spontan beschlossen, dass dies ein guter Übernachtungsort sei. Im malerischen alten Hafen reihen sich Boutiquen und Restaurants um das Vieux Bassin, das alte Hafenbecken. Von hier starteten viele Schiffsexpeditionen, z.B. 1503 nach Brasilien oder 1608 nach Quebec. Im 19. Jahrhundert kamen zahlreiche Maler hierher, darunter Courbet, Sisley, Pissarro, Renoir und Cézanne. Nachdem wir uns auf dem Campingplatz niedergelassen haben, bummeln wir noch durch die Stadt und den alten Hafen, wo man durchaus noch die alten Seefahrerzeiten spüren kann. Leider hat es angefangen zu regnen, doch wir genießen das Städtchen trotzdem. Begeistert sind wir von der spätgotischen Kirche Sainte-Catherine, die 1468 von lokalen Schiffsbaumeistern ganz aus Holz errichtet wurde. Das spürt man, wenn man die Kirche betritt, denn man kommt sich vor wie an Deck.

Le Mont Saint Michel und Saint Malo

Am nächsten Morgen besuchen wir noch das Eugene Boudin Museum. Wir wären gerne in das neue Impressionisten-Museum in Le Havre gegangen, doch leider musste man sich voranmelden und es gab nur noch am Nachmittag mögliche Zeitfenster. Das Eugene Boudin Museum ist schon 1869 entstanden und zeigt Künstler, deren Werke die Entstehung des Impressionismus geprägt haben wie Corot, Courbet Monet und natürlich auch Boudin, der Lehrer Monets. Treffpunkt der Impressionisten war in dieser Gegend die Ferme Saint-Simeon, die heute ein Luxushotel ist.

Wir marschieren noch zur Seinemündung, bestaunen die riesige Schleuse und machen uns dann auf den Weg zum Mont Saint Michel.

Le Mont Saint Michel

 

Der berühmte Mont Saint Michel ist nach dem Eiffelturm die am zweitmeisten besuchte Sehenswürdigkeit Frankreichs. Der Erzengel persönlich soll das Kloster auf dem Felsen im Watt in Auftrag gegeben haben. Majestätisch ragt der Berg mit seiner Abteikirche über den Feldern und Salzwiesen 157m in die Höhe. Wir sehen ihn schon von weitem. Wir beschließen, dass wir uns den berühmten Klosterberg nur von außen anschauen, denn es sind sehr viele Touristen unterwegs und wir wollen noch weiter nach Saint Malo.

Saint Malo

 

Die berüchtigte Korsarenstadt Saint Malo war ursprünglich eine Insel und ist heute durch zwei Dämme mit dem Festland verbunden. Nach einigem Suchen finden wir einen Parkplatz (auf dem Festland) und machen uns auf den Weg nach "intra Muros" wie die Altstadt von Saint Malo auch genannte wird. Als im 12. Jahrhundert wiederholt Normannen die Küste angriffen, flüchteten die Bewohner auf die nördlich gelegene Halbinsel und errichteten dicke Stadtmauern und Verteidigungsanlagen. Auf diese Weise entstand eine gänzlich ummauerte und wehrhafte Stadt. Seinen Wohlstand verdankte Saint Malo der Seefahrt. Berühmt wurde die Stadt, weil hier einige Korsaren lebten, die unter französischer Flagge die Weltmeere unsicher machten. Im August 1944 zerstörten alliierte Luftangriffe 80% der Innenstadt, die in den folgenden Jahren im klassizistischen Stil wieder aufgebaut wurde. Wir bummeln durch die Straßen,  trinken bei irischer, vielleicht auch bretonischer Musik ein Sirop de l'eau und marschieren über die mächtigen Stadtmauern. Von hier aus kann man gut die vorgelagerten Inseln sehen, die alle Verteidigungsanlagen haben. Viele Leute sind im Watt unterwegs und auch einen ins Meer gebauten Swimmingpool entdecken wir.

Dinan und endlich: Gavres

Von Saint Malo aus fahren wir Richtung Rennes. Eigentlich wollen wir dort übernachten, doch unterwegs lese ich von einem Campingplatz in einem Schlosspark. Also beschließen wir uns den zuerst anzuschauen und wenn er uns nicht gefällt, können wir immer noch weiter fahren. Er gefällt uns. Wir finden einen Platz im Park eines bretonischen Schlosses aus dem 15.-17. Jahrhundert. Es ist nicht ganz günstig (immer noch billiger als Italien), dafür lockt uns ein wunderschöner, beheizter Pool. Das ist das Richtige nach einem Stadtbesichtigungstag. Wir entspannen ein bisschen, spazieren durch die Anlage und  genießen den Luxus.

Dinan

 

Während des Frühstücks ändern wir unseren Tagesplan. Wir fahren nicht gleich nach Rennes, der Hauptstadt der Normandie, sondern wollen zuerst einen Ort besichtigen, über den wir im Reiseführer gelesen haben. So landen wir in der mittelalterlichen Stadt Dinan. Die Stadt ist zweigeteilt. Auf einem Felsvorsprung hoch über dem Fluss Rance liegt die Oberstadt mit ihren pittoresken Fachwerkhäusern und einer gewaltigen Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Wir schlendern durch die Gassen und steigen dann über die steile Straße Jerzual hinab zum Hafen. Als Stärkung bevor wir wieder hochschnaufen, essen wir dort zu Mittag und es gibt das erste Mal dieses Jahr leckere Muscheln.

Nachdem wir nun doch drei Stunden in Dinan verbracht haben, vertagen wir unseren Besuch der Hauptstadt der Bretagne und fahren direkt zu unserem Campingplatz nach Gavres bei Lorient.