Quer durch die Bretagne

Über Quimper und Locronan auf die Halbinsel Crozon

Wir verlassen unser schönes Plätzchen auf der Presqu'Ile de Gavres. Vier Tage haben wir nun Zeit, bevor wir unseren Campingplatz auf der Ile d'Oleron reserviert haben. Wir stehen nun vor der Entscheidung, ob wir uns auf dem Weg dahin irgendwo an den Strand setzen oder ob wir die Bretagne noch ein bisschen besser kennenlernen wollen. Wir entscheiden uns für die Bretagne und fahren nach Quimper. Auf dem Weg dahin halten wir bei einem Outlet von Armor Lux, dem Produzenten der hier so beliebten Ringelpullis. Allerdings kaufen wir dort nichts, finden aber in der Nähe die bekannte Cidrerie manor du Kinki, die Führungen anbietet. Hier wird in langer Familientradition aus eigenen, traditionellen Apfelsorten nach einem alten Verfahren Cidre hergestellt. Doch leider ist gerade Mittagszeit und so können wir nur einen kurzen Blick in die Kellerei werfen und etwas kaufen. Hier gibt es Cidre, Couchen (ein keltisches Kultgetränk, das schon die Druiden schätzten), Pommeau (ein Aperitif aus Apfelsaft und Lambig) und Lambig (ein hochwertiger Apfelschnaps). Wir begnügen uns mit zwei Flaschen Cidre und drei Flaschen Pommeau.

 

Quimper

Nach weiteren 15 Minuten, rechtzeitig zum Mittagessen, erreichen wir Quimper, die Hauptstadt des Finistere. Durch Quimper fließt ein Fluss, dessen viele Fußgängerbrücken wunderschön mit Blumen in allen Farben bepfanzt sind. In der hübschen Altstadt, in der die Gassen von Fachwerkbauten gesäumt sind, finden wir am Place du Beurre eine nette Creperie, in der es ein Formule (Mittagsmenu) für 10 Euro gibt. In diesen ganzen Städtchen ist es gar nicht so einfach mittags einen Tisch zu bekommen, denn es sind doch recht viele Touristen unterwegs, die offensichtlich alle gerne Galettes und Crepes essen. 

Locronan

Im Reiseführer lese ich von Locronan, das fast auf unserem Weg liegt und sich toll anhört. Also machen wir einen kleinen Abstecher, der sehr lohnenswert ist. Locronan ist ein Pilgerort, in dem man den heiligen Ronan verehrt. Dieses Dorf hat einen mittelalterlichen Dorfplatz, der schon oft als Filmkulisse diente, denn 15 Häuser aus grauem Granit umgeben den gepflasterten Dorfplatz. Wenn man sich die Touristen wegdenkt, fühlt man sich ins Mittelalter versetzt. Autos dürfen hier nicht fahren und es gibt weder Reklame noch Ampeln oder ähnliches, was den  Anblick stören könnte. Als wir ankommen, findet auch noch ein Antiquitätenmarkt statt, dadurch ist es voll, aber auch sehr interessant. Wir finden vier Bierkrüge, die uns gefallen und für die Armin hoffentlich noch ein Plätzchen im Wohnmobil findet.

Die Halbinsel Crozon

Allmählich sind wir auf der Suche nach einem Plätzchen für die Nacht. Wir steuern die Presqu'Ile de Crozon an, die uns von Susi und Frederic empfohlen wurde. Leider hat der empfohlene Campingplatz nichts mehr frei. So fahren wir einem Wegweiser nach zu einem kleinen Campingplatz "Les Pieds dans l'eau". Der Name gefällt uns so gut, dass wir beschließen es dort zu probieren. Und wirklich: auf dem holländisch geführten Campingplatz bekommen wir noch einen Platz mit Meerblick. Da gerade Flut ist, werfen wir uns in das kühle Nass. Das tut nach so einem Besichtigungstag unglaublich gut. Timba freut sich über den Strand und wir sind glücklich so einen schöne Platz gefunden zu haben.

 

Camaret sur Mer, Morlaix und Cote de Granite rose

Camaret sur Mer

Am nächste Tag fahren wir an die Spitze der Presqu'Ile de Crozon in den kleinen Ort Camaret sur Mer. Dieser hübsche Hafen ist geschützt durch einen 600 Meter langen Naturdamm. Im Ort selbst gibt es eine kleine Künstlerkolonie, eine Straße, durch deren Läden wir bummeln. Ich kaufe drei kleine Drucke, die mir gut gefallen und nach einem Café im Hafen geht es weiter Richtung Norden.

 

Morlaix

Wir durchqueren die Bretagne, passieren wunderschöne Blumenfelder in verschiedenen Farbtönen und erreichen schließlich die alte Korsaren- und Tuchhändlerstadt Morlaix. Das Stadtbild wird von einem 58 Meter hohen und 300 Meter langem Eisenbahnviadukt von 1864 geprägt. Die Strecke Paris-Brest wurde hiermit erschlossen und sorgte für den ersten Tourismus in der Bretagne. Uns gefällt Morlaix recht gut. Es hat eine nette, kleine Altstadt mit einigen Fachwerkhäusern und den nur hier gebauten Laternenhäusern. Durch Zufall geraten wir in eine Führung des Maison de la Duchesse Anne und erfahren, dass diese Maisons a Pondalez einen mit Glas überdachten Innenhof mit einer Wendeltreppe haben, von der Stege in die einzelnen Etagen führen. 

La Cote de la Granite Rose

Weiter gehts zu unserem heutigen Tagesziel, der rosa Granitküste. Susi und Frederic haben uns auch hier einen Campingplatz empfohlen und wir bekommen den vorletzten Platz auf dem Camping municipal de Landrellec. Sogar mit Meerblick, allerdings ist er auch richtig voll. Aber das macht nichts. Armin holt die Räder runter, Timba bekommt zuerst Auslauf und dann einen Knochen, und wir radeln zu dem Ausgangspunkt des alten Zöllnerpfads. Dieser Sentier des douaniers, auf dem die Zöllner früher den Schmugglern aufgelauert haben, führt vorbei an den schönsten Wunderwerken, die die Natur aus rosa Granit geschaffen hat. Wir marschieren in Ploumanac'h los und sind recht begeistert von den tollen Aussichten auf die teilweise bizarren Felsformationen, die den Blick auf das azurblaue Meer verschönen. Anschließend ist Flut und so können wir uns an diesem heißen Tag noch gut abkühlen.

 

Quer durch die Bretagne zurück in den Süden

Perros-Guirec

Am nächsten Morgen frühstücken wir in dem Haupttouristenort der Cote de la Granit Rose. Wir bummeln durch den Markt und hier ist das erste Mal strenge Maskenpflicht und Aufpasser, die darauf drängen, dass man das einhält. Wir haben sowieso unsere Plexiglasmasken auf, aber irgendwie wirkt alles dadurch unsympathisch und so fahren wir bald weiter.

 

Lannion

Unser nächster Stop ist das nette Städtchen Lannion, das im Mittelalter ein lebhafter Handelsplatz war. Auch hier prägen schöne Fachwerkhäuser die Altstadt und wir machen Pause an dem Fluss, der durch den Ort führt. 

 

St Brieuc

Der Halt in St Brieuc fällt recht kurz aus. Wir trinken einen Café in einer tollen Konditorei, aber die Stadt gefällt uns nicht besonders. Sie wirkt sehr heruntergekommen und so machen wir uns bald auf den Weg nach Südwesten zur Halbinsel Guerande, dem südlichsten Ende der Bretagne.

 

Guerande

Hier in der Nähe von Asserac finden wir einen typischen Familiencampingplatz mit Pool und Animation. Das, was wir sonst auf jeden Fall meiden. Für eine Nacht war es ganz lustig.

Die Halbinsel Guerande ist weltberühmt für ihre Salinen und das daraus gewonnene Salz, besonders das Fleur de Sel. Wir kommen an einigen Salzgärten vorbei und sehen, wie das Salz in kleinen Pyramiden aufgerichtet wird. Das Salzwasser wird über Kanäle in immer flachere Becken geleitet und verdunstet dort, bis das Salz schließlich an der Wasseroberfläche auskristallisiert. Mit einem speziellen Rechen ernten die Paludiers, die Salzbauern, die oberste Schicht, das Fleur de Sel. Das gröbere Sel gris wird zu diesen Kegeln aufgetürmt.

Wir besuchen das Städtchen Guerande, das einst das Zentrum des Salzhandels war. Der Hafen verlandete im Mittelalter. Ähnlich wie Carcassonne versteckt sich hinter dicken Mauern  ein süßer kleiner, autofreier Ort. Wir bummeln durch den Markt, kaufen Fleur de Sel und dann geht es weiter nach St. Nazaire.

 

St. Nazaire

An der Mündung der Loire in den Atlantik liegt die große Hafenstadt St. Nazaire. Im zweiten Weltkrieg war die Stadt ein deutscher U-Boot Stützpunkt und ist durch alliierte Bomben zu 80 % zerstört worden. Wir sehen uns die riesigen U-Boot Bunker an, die Platz für 20 U-Boote haben und die den Bomben leider standhielten. Es ist Geschichte, aber eine ziemlich hässliche Geschichte, in jedem Sinn des Wortes. Saint Nazaire hat auch heute noch einen riesigen Hafen und hier ist die Queen Mary II gebaut worden. Immer noch werden hier Kreuzfahrtschiffe gebaut, wir sehen zwei, die im Entstehen sind.

Ansonsten hat der Ort nicht sehr viel zu bieten. Wir essen einen Croque-Monsieur, bevor es weitergeht zu unserem nächsten Erholungsaufenthalt auf der Ile d'Oleron.

Von St. Nazaire aus fahren wir auf die Ile d'Oleron. Hier haben wir in Saint Denis, wo wir schon letztes Jahr waren, einen Campingstellplatz mit Meerblick für eine Woche vorgebucht. Allerdings ist der Weg dahin von Staus geprägt und so brauchen wir fast fünf Stunden und sind sehr froh, als wir endlich ankommen.