Ostern in Istrien

Nach einem halben Jahr Lockdown zuhause, mussten wir mal wieder raus aus Deutschland. Istrien ist momentan kein Risikogebiet und so beschließen wir, statt wie geplant an die Nordsee zu fahren, uns auf einem Campingplatz in der Nähe von Pula niederzulassen. Dazu kommt, dass uns die deutschen Politiker die Ferien in der Heimat vergrault haben. Die Campingplätze dürfen nicht öffnen und Tourismus ist komplett unerwünscht. Nicht einmal kontaktloses Campen geht. Also auf nach Kroatien. Armin war hier zuletzt als Kind und ich war noch nie in Kroatien.

Die Fahrt nach Kroatien verläuft problemlos, wenn wir auch an den jeweiligen Grenzen eine Stunde warten müssen. Es erschließt sich uns nicht warum, aber es ist so. Die Grenzer erklären uns noch, dass wir weder in Österreich noch in Slowenien anhalten dürfen. Nur an der kroatischen Grenze werden wir nach einem PCR-Test gefragt und zeigen unseren Antikörpertest vor, der auch akzeptiert wird. 

 

Kroatien hat eine sehr wechselhafte Geschichte hinter sich. Griechen, Römer, Habsburger - alle haben ihre Spuren hinterlassen. Seit 1990 ist Kroatien aufgrund eines Volksentscheids wieder ein unabhängiger Staat und nach dem Unabhängigkeitskrieg 1919-94 auch als eigener Staat anerkannt. 2011 trat das Land der EU bei, Euro haben sie aber immer noch nicht.

 

Nun sind wir also in Kroatien und fahren die istrische Halbinsel bis ganz in den Süden hinunter. Bei Medulin, ungefähr 10 Kilometer von Pula entfernt, habe ich den Campingplatz Kamp Kazela vorgebucht, unser Stellplatz L20 ist in der ersten Reihe mit Blick aufs Meer. 

Abends gehen wir in das zum Campingplatz gehörende Restaurant essen - zum ersten Mal seit einem halben Jahr. Es gibt Calamari vom Grill mit Gemüse und ein Glas Wein dazu. Herrlich.

Pula

Am nächsten Morgen wachen wir auf und es ist ziemlich kühl und windig. Wir radeln mit dem Hund über den Campingplatz und ich glaube, es ist der größte Campingplatz, auf dem wir je waren. Sehr schön anzusehen, aber leider kein Sandstrand. Hier ist Platz für 3000 Stellplätze. Das muss man sich mal vorstellen. Aber er ist großzügig angelegt und es gibt einen großen FKK Bereich, der jetzt natürlich noch ganz leer ist. Im Juli/August wollen wir aber nicht hier sein. Im Moment ist die erste Reihe der Luxusstellplätze belegt, fast nur von Deutschen und ebenso die erste Reihe der kleinen mobilhomes, die hier recht hübsch aussehen.

 

Anschließend lassen wir Timba im Wohnmobil und radeln quer durch die Landschaft auf einem manchmal vorhandenen Radweg nach Pula, dem "antiken Herz" Istriens. Pula hat ca 60.000 Einwohner und die Altstadt umringt das Wahrzeichen der Stadt, ein mächtiges, römisches Amphitheater. Die Stadt wirkt ein bisschen vernachlässigt, Armin meint, sie hätte einen morbiden Charme. Mir kommt es vor, als wäre hier alles noch im Winterschlaf und fängt gerade an aufzuwachen. Doch einige Cafes und Restaurants haben schon geöffnet und wir finden ein nettes Cafe an der Markthalle aus der österreichisch-ungarischen Zeit. Es ist schön, einfach mal wieder einen Kaffee trinken gehen zu können. Das Amphitheater ist wirklich sehr beeindruckend. Es ist sehr gut erhalten und fasste einst 25.000 Zuschauer. 

Pula hatte, zur Zeit von Kaiser Augustus, knapp 30.000 Einwohner und war ein wichtiger Handelshafen. Durch die Pest und Malaria dezimiert, hatte Pula im Mittelalter nur noch einige hundert Einwohner. Im 19. Jahrhundert erlebte Pula unter österreichischer Herrschaft eine erneute Blütezeit. Mit der Auflösung der Donaumonarchie nach dem ersten Weltkrieg wurde Pula italienisch, nach dem 2. Weltkrieg kam es zu Jugoslawien. 1991 erklärte sich Kroatien dann unabhängig. 93% der Kroaten haben für ein souveränes Kroatien gestimmt. Seit 2013 gehört Kroatien auch zur EU. 

Wir radeln wieder zurück zum Campingplatz, halten noch an einer Pizzeria und teilen uns eine Pizza. Timba freut sich, als wieder da sind und wir gehen noch eine kleine Runde über den Campingplatz. Das Wetter ist recht kühl und sehr wolkig und wir machen sogar unsere Heizung an. Abends dinieren wir noch einmal im Campingplatz-Restaurant und ich wärme mich mit einer Fischsuppe auf.

 

Erholungstage

Wir genießen unsere Zeit hier. Das Wetter ist schön geworden, wir haben herrlichen Sonnenschein und annehmbare Temperaturen. 

Da Armins Fahrrad komisch geklackert hat, sind wir zum Decathlon in Pula gefahren. Da konnte uns ein junger Mitarbeiter leider nicht weiterhelfen, aber er gab uns die Adresse von einer Radlwerkstatt nicht weit von unserem Campingplatz. Am nächsten Tag radelten wir dorthin und die Radlmechaniker überholten Armins Fahrrad komplett. Er benötigte ein neues Hinterrad und neue Bremsen und mein Fahrrad bekam auch gleich neue Bremsen verpasst. Wir warteten solange in einer der beiden Bars des kleinen Ortes Sisan und ließen es uns gut gehen bei zwei Cappuccinos, zwei Aperol Spritz und zwei Kruscovacs. Anschließend geht es über die Hügel wieder zurück und abends genießen wir im Hafen zwei leckere Fischgerichte.

 

Am nächsten Tag unternehmen wir eine lange Radtour zu der Halbinsel Kamenjak. Wir besuchen den sehr italienisch wirkenden Ort Premantura und radeln anschließend durch den riesigen Naturpark bis zum Kap Kamenjak, dem südlichsten Punkt Istriens. Wunderschöne Buchten reihen sich hier aneinander und machen die fürchterliche Schotterstraße wett, auf der wir fahren. Wir haben immer wieder tolle Ausblicke durch die Pinien auf das Meer und besuchen einige der Strände. Hier sind fast nur Felsstrände und wenn wir in das herrlich klare Wasser schauen, entdecken wir ziemlich viele Seeigel. Da das Wasser aber eh keine Badetemperatur hat (ca 12 Grad), stört uns das nicht. Ganz vorne am Kap entdecken wir noch eine tolle Safari-Bar, die aber leider noch zu hat. Für Kinder ist das hier ideal, so viele Klettermöglichkeiten verschiedener Art! 

Zurück finden wir eine Abkürzung: eine Brücke, die uns über eine der vielen Buchten führt, um die wir vorhin außen herum geradelt sind. Abends essen wir wieder am Hafen und genießen, dass wir hier Essen gehen dürfen.

 

Am nächsten Nachmittag erhalten wir von Susi und Frederic einen Anruf, dass sie schon in einer Stunde da sind. Wir hatten sie erst am nächsten Tag erwartet. und freuen uns, dass sie jetzt schon kommen. Wir treffen sie im Hafen und gehen erst einmal schön essen. Sie erzählen uns, dass sie über Italien hergefahren sind und stellen sich auf den Platz neben uns, der heute frei geworden ist. 

Bootstour zu den Brijuni-Inseln

Seit drei Tagen geht jeden Morgen ein Kroate über den Campingplatz und bietet eine Bootstour zu den Brijuni-Inseln an. Er überzeugt uns und wir buchen diese Sonnenuntergangstour, die uns Delphine und ein Abendessen an Bord verspricht. Die Brijuni-Inseln sind ein Nationalpark, der aus 14 Inseln besteht. Die größte Insel ist bewohnbar und dort hatte der jugoslawische Partei- und Staatschef Tito 1947 seine Sommerresidenz, in die er viele illustre Gäste einlud.

Um 16.15 werden wir von einem Bus am Campingplatz abgeholt und nach Pula zum Hafen gebracht. Dort besteigen wir mit ca 30 anderen Touristen ein kleines Boot und legen ab. Wir haben uns zusammen mit einer anderen Familie das Dach des Bootes gesichert. Man kommt nur mit einer Leiter hoch und sitzt auf "Regalbrettern", aber man hat einen tollen Überblick. Timba hiefen wir die Leiter hoch und das etwa 12jährige Mädchen der netten Familie aus Fulda freut sich über den Hund. Bald sichten wir die ersten Delphine und beobachten das Spiel der Tiere. Ihnen scheint es Spaß zu machen um die Boote (es sind inzwischen drei) herum Fangen zu spielen. Die Fahrt ist schön ruhig und wir genießen das Abendessen am Schiff. Es gibt frisch gefangene und dann gegrillte Makrele und leckeres gegrilltes Gemüse dazu. Am Rückweg fahren wir noch an dem entzückenden kleinen Fischerort Fazana vorbei. Um 20.30 sind wir zurück am Campingplatz und trinken mit Susi und Frederic noch ein Glas Wein.

 

Rovinj

Am Freitag Mittag beschließen wir alle zusammen einen Ausflug zu unternehmen. Wir fahren in den sehr pittoresken Küstenort Rovinj, der auf einer kleinen Halbinsel an der Westküste Istriens zwischen Pula und Porec liegt. Wir bummeln über die Uferpromenade und durch die malerischen kleinen Gässchen der Altstadt. Wir steigen durch die Straßen hoch bis zur Kirche St. Euphemia, die über der Altstadt thront und deren Kirchturm dem Campanile Venedigs nachempfunden wurde. Dieser Glockenturm ist das Wahrzeichen der Stadt. Einige der Boutiquen sind geöffnet und wir finden einen wunderhübschen Perlenladen, dessen Besitzerin eine Deutsche ist, die tolle Perlenketten selbst auffädelt. In der Nähe ist auch ein tolles Restaurant das in den Fels der Halbinsel hineingebaut ist. Leider ist es für diesen Abend schon ausgebucht. Nach unserem ausgiebigen Flanieren durch die Kopfsteingassen, finden wir aber ein nettes Bistro in der Hafengegend, das uns begeistert und auch noch einen Tisch in der Sonne hat. Leckere Trüffelnudeln und gegrillte Calamari bilden einen herrliche Abschluss für einen schönen Tag. Als wir zurück zum Auto kommen, erwartet uns allerdings noch eine Überraschung. Wir haben zwar ein Parkticket gelöst, aber übersehen, dass wir in dieser Zone mit dem Wohnmobil nicht parken dürfen. So haben wir zum ersten mal eine Parkkralle am linken Vorderreifen mit der Aufforderung eine Telefonnummer anzurufen. Wir tun dies und nach 15 Minuten kommen zwei junge Kerle, die von uns 80 Kuna bekommen (ca 10 Euro) und die Kralle dann wieder abmachen. Als wir uns beschweren, dass gegenüber auch ein Transporter steht, der so groß ist wie unser Wohnmobil, bekommen wir zur Antwort, dass Wohnmobile im Stadtgebiet nicht parken dürfen. An sich finde ich das auch richtig. Interessant ist nur, dass es hier einen Wohnmobilparkplatz gibt, der allerdings für unsere vierstündige Parkdauer teurer gewesen wäre als die Strafe für die Kralle. So muss sich Armin nicht weiter darüber aufregen und wir fahren beruhigt nach Hause.

Ruhige Ostertage

Das Osterwochenende verbringen wir auf dem Campingplatz. Wir unternehmen einige Radtouren, mal mit Susi und Frederic zum Leuchtturm, mal alleine über Liznjan an die Küste und den "Holperweg" zurück zum Campingplatz. Wir gehen Essen, kochen aber auch selbst , lesen viel  und spielen Skip-Bo, ein Kartenspiel. Insgesamt genießen wir bei herrlichem Sonnenschein einige schöne Tage.

Novigrad

Am Dienstag wird das Wetter schlecht. Es ist eiskalt und mal was Neues: es schneit am Mittelmeer. Wir beschließen an diesem Tag weiterzufahren und uns noch den nordwestlichen Teil von Istrien anzuschauen. Wir fahren an einen Campingplatz kurz vor Novigrad, dem Aminess-Sirena Campground. Es ist kalt geworden und auf der Fahrt werden wir von Schneegestöber begleitet. Wir wollen uns auf dem Weg Porec anschauen, blasen dieses Unternehmen wegen Ungemütlichkeit ab und finden nach zweimaligem Umziehen auch einen Stellplatz, der uns gefällt. Es ist nicht so schön wie in Medulin, aber wir haben Meerblick und es lässt sich gut aushalten. Gegen Abend lässt das schlechte Wetter nach und wir spazieren einen wunderschönen Weg eine Viertelstunde am Meer entlang in den recht netten Fischerort Novigrad. Dort essen wir in einer kleinen Konoba namens Luna (das sind hier die typischen Gaststätten), die aber sehr einer italienischen Pizzeria ähnelt. Immer wieder sind wir von den leckeren Fischgerichten angetan. 

Porec

Wir erwachen bei herrlichem Sonnenschein. Es ist zwar noch sehr kalt, aber in der Sonne lässt es sich aushalten. Wir beschließen einen Ausflug in das 14 Kilometer entfernte Porec zu unternehmen. Susi und Frederic kommen mit und diesmal achten wir darauf, dass wir außerhalb des Ortes parken.

Die malerische Altstadt von Porec erstreckt sich auf einer flachen, kleinen Landzunge, die ins Meer hinein ragt. Sie ist zur Zeit der Römer entstanden und das merkt man immer noch an den Straßennamen wie dem der Hauptflaniermeile Decumanus. Am Freiheitsplatz setzen wir uns in ein Cafe und genießen die Atmosphäre. Anschließend bummeln wir durch die kopfsteingepflasterten Gässchen der Altstadt. Die Hauptsehenswürdigkeit ist die beeindruckende Euphrasius-Basilika. Sie wurde im 6. Jahrhundert errichtet und im Innenraum überwältigen uns die wunderschönen Mosaiken im Altarraum. Doch das ganze Gebäude ist sehenswert. Wir können nicht nur die Kirche anschauen, sondern auch das Atrium und den Bischofspalast. Die Basilika ist ein Paradebeispiel byzantinischer Kunst und seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe.  In der Hafengegend trinken wir zur Feier des Tages noch einen leckeren Cocktail. Susi hat  erfahren, dass Maxi, der mit seiner Freundin auf die Seychellen geflogen ist, dort heute heiratet. Das ist doch eine wunderschöne Überraschung, die auch wir gebührend feiern wollen.

Auf dem Rückweg zum Auto besuchen wir noch eine Wein-Boutique und kaufen den wunderbaren Likörwein Teranino und zwei Gläser Trüffelcreme. Heute Abend gibt es nämlich Spaghetti mit Trüffelsoße bei Susi und Frederic im Wohnmobil. Uns gehts so richtig gut.

Radtour nach Umag

Am nächsten Morgen nehmen wir für Maxi, Susis Sohn, ein Video auf,  mit dem Susi und Frederic dem jungen Paar alles Gute wünschen.

Anschließend geben wir  Timba bei Susi und Frederic ab, die mit ihm eine Wanderung machen wollen. Wir schwingen uns auf unsere Räder und fahren an der Küste entlang nach Umag. Ein wunderschöner Radweg führt uns zuerst durch den Hafen von Novigrad und dann schlängelt er sich an der Küste entlang, fast immer mit Meerblick. Wir sind ganz begeistert und erreichen nach ca 20 Km Umag. Dies ist ein sehr netter Ort, der auch auf eine Minihalbinsel ins Meer gebaut ist und dort reiht sich ein Restaurant an das andere. Alle sind noch in verschiedenen Stadien des Hergerichtet Werdens und nur zwei Bars haben wirklich offen. Die eine hat einen Steg ins Meer hinaus und wir trinken dort einen Latte Macchiato. Anschließend holpern wir noch auf dem Kopfsteinpflaster durch die Stadt, die uns gut gefällt. Auf dem Rückweg kämpfen wir mit dem Gegenwind und einer plötzlich aufkommenden Kälte. Um uns etwas aufzuwärmen besuchen wir noch einen Supermarkt und düsen dann den herrlichen Küstenweg in die andere Richtung zurück nach Novigrad.

Susi und Frederic haben in einem Fischrestaurant einen tollen Tisch in der Sonne reserviert und wir genießen ein letztes Mal Essen zu gehen und bestellen uns leckere Fischgerichte. Abends schauen wir uns noch eine Kabarett-Sendung mit Martin Rütter, dem Hundeflüsterer an. Wir haben sehr viel gelacht.

Die abenteuerliche Heimfahrt

Nach einer Nacht, in der wir nicht so gut geschlafen haben, weil uns viele Gedanken zum Grenzübertritt durch den Kopf gingen, frühstücken wir noch schön in der Sonne. Anschließend packen wir zusammen und müssen nun Abschied nehmen. Durch Slowenien und Österreich fahren wir durch, auch die Grenzen sind kein Problem. Wir haben uns einen kleinen Grenzübergang ausgesucht um nach Deutschland einzureisen. Bei Oberaudorf führt eine Brücke über den Inn und der österreichische Grenzer fragt nur, ob wir auf der Durchreise sind und an dem deutschen Grenzposten war keiner da. So sind wir also ohne unseren Test zu zeigen über die Grenze gekommen. 

Ein schöner Urlaub ist zu Ende. Es tat einfach mal gut aus Deutschland rauszukommen, den Corona-Wahnsinn vergessen zu können und nicht täglich damit so extrem konfrontiert zu werden. Wir werden sicher wiederkommen.