Korsika 2022

Sartene und Propriano

Heute fahren wir früh los, denn wir wollen das Bergdorf Sartene besuchen. Nach Prosper Merimee ist dies das korsischste aller korsischen Dörfer. Im Mittelalter war das Dorf als Hochburg der korsischen Blutrache bekannt. Wir kommen recht früh an und sind sehr verwundert, dass noch alle Läden zu haben. So kehren wir ersteinmal in ein Café ein und frühstücken dort ein Croissant und einen Kaffee.

Anschließend machen wir uns auf den Weg und schlendern durch die steilen Gassen, eigentlich sind es nur zwei. Sartene ist sehr klein, hat aber hohe Häuser, so dass die Sonne im Sommer die Straßen nicht erreicht. Wir besuchen zwei kleine Deikatessenläden, es ist hier aber alles sehr teuer. Sartene ist bekannt für seinen korsischen a capella Gesang, doch leider sehen wir keine CDs, die man kaufen könnte. Armin findet noch einen Friseur und mit frischem Kurzhaarschnitt geht es dann auf in die 15 km entfernte Küstenstadt Propriano.

 

Propriano ist ein netter Küstenhafen, nichts besonderes, der uns aber recht gut gefällt. Wir bummeln durch die Gassen zum Hafen und genießen die Atmosphäre. Anschließend kaufen wir noch in einem Supermarkt ein.

 

Ein bisschen Westküste

Wir verbringen noch zwei weitere Tage auf dem einfachen, aber deshalb reizvollen Campingplatz Cyrnos und bauen auch noch einmal das Kayak auf. Wir haben einen Fluss entdeckt,  den wir noch erkunden wollen. Über das bewegte Meer tun wir uns noch schwer, doch auf dem ruhigen Flusswasser geht das Fahren doch sehr viel einfacher. Ganz ruhig ist es hier. Wir treffen einige Pferde und Kühe, die am Ufer stehen und eine Schildkröte sonnt sich auf einem Ast im Fluss. Es ist ein schöner Ausflug, auch wenn der Rückweg über das Meer wieder holprig ist und noch Übung erfordert. Abends trinken wir noch einmal den leckeren Cap Corse und fahren dann am Dienstag gleich in der Früh los Richtung Ajaccio.

Unser berühmtes Navi sucht wieder einmal die kurvigste aller Möglichkeiten heraus. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 Stundenkilometern und gefühlten 3500 Kurven kommen wir nach eineinhalb Stunden in Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas, an.

Ajaccio, die Calanches und Porto

Nachdem wir in der Nähe des Hafens einen Parkplatz ergattert haben, machen wir uns auf den Weg in den Ort. Wir finden die verkehrsberuhigte Hauptflaniermeile und frühstücken erst einmal. Da im Hafen ein riesiges Kreuzfahrtschiff liegt, ist es trotz der frühen Stunde schon voll im Ort. Die Geschäfte machen gerade erst auf. Wir bummeln durch die Fussgängerzone und sind recht angetan von den Boutiquen und dem Ort.

Ajaccio ist Hauptstadt, Napoleons Geburtsort und größte Stadt von Korsika. Napoleon begegnet uns hier an jeder Ecke. Hier eine Statue, dort ein nach ihm benanntes Restaurant und natürlich sein Geburtshaus, das heute ein Museum ist. Er ist der wohl berühmteste Sohn der Insel.

 

Nach einem kleinen Mittagessen geht es am frühen Nachmittag weiter Richtung Norden. Wir sind  noch nicht sicher, wo wir übernachten wollen, aber bisher hat uns noch nichts angesprochen. Wir entschließen uns trotz aller Warnungen des einen Reiseführers die Küstenstraße Richtung Cargese zu fahren. Warnungen deshalb, weil ein Wohnmobil zu groß für die Straße sei. Und wirklich, sie ist eng, kurvenreich und stark befahren. Aber ein bisschen Risiko hat uns ja noch nie gestört.  Gefühlte 2000 Kurven später erreichen wir Cargese, doch der eine Campingplatz ist voll, und der andere gefällt uns nicht, denn der Besitzer ist sehr unfreundlich. 

 

So beschließen wir uns die berühmten Calanches im Nachmittagslicht anzuschauen. Wir fahren nach Piana, denn hier starten "les calanches". Die Calanches de Piana sind UNESCO-Weltkulturerbe und die Straße, die durch sie durch fährt ist eine der spektakulärsten Strecken der Insel. Links und rechts begleiten uns rostrote Felsen aus Lavagestein und wuchtige Steineichen und Kiefern säumen den Weg. Fast immer hat man herrliche Ausblicke auf das azurblaue Meer tief unten. Es ist wirklich ein Sträßchen, das man da fährt, an dem der Gegenverkehr oft nicht vorbeikommt, weil die Straße zu schmal ist. Dann heißt es rangieren und Rücksicht nehmen. Außerdem sind einige Fußgänger unterwegs, die das Auto in eine Parkbucht stellen und ein Stück zu Fuß gehen. Doch trotz aller Schwierigkeiten, die Landschaft ist grandios und die vielen bizarren Felsformationen sind einfach sehenswert.

Nach dieser für den Fahrer nervenaufreibenden und anstrengenden Tour landen wir in Porto und gehen dort auf den Camping municipal. Hier stehen zwar alle kreuz und quer, dafür können wir zu Fuß zum Strand gehen. Dies tun wir auch, sobald wir uns eingerichtet haben.

Der Strand ist zwar ein Kieselstrand, doch das Wasser ist herrlich und wir genießen das kühle Nass. 

Nun bummeln wir noch durch das kleine Porto und schauen der untergehenden Sonne zu. Eine Fußgängerbrücke überspannt die Mündung des Flusses Porto, wo Fischerboote und Jachten vertäut sind. Wahrzeichen von Porto ist neben dem kleinen Yachthafen ein alter 1549 erbauter Genueserturm, der nun auch auf unseren Fotos verewigt ist. 

 

Calvi

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir dachten eigentlich, wir hätten die aufregende, kurvige und traumhaft schöne Strecke hinter uns. Doch wir täuschten uns. Weiterhin fahren wir durch tolle Felsformationen und haben das Glück, dass so früh kaum ein Auto unterwegs ist. Nach weiteren vielen, vielen Kurven kommen wir nach einer Stunde an eine Abzweigung, an der das eigentliche Schild nach Calvi beschmiert ist und wir fahren weiterhin an der Küste entlang. Die Straße wird noch enger und holpriger und der Verkehr nimmt komischerweise zu. Jetzt sind auch noch Fahrradfahrer unterwegs. Ein eindeutiges Zeichen, dass wir uns Calvi nähern.

Allerdings lassen wir Calvi im Moment links liegen, denn wir wollen möglichst früh an den Campingplatz kommen, den wir uns herausgesucht haben. Der Camping Dolce Vita liegt direkt am Strand und gefällt uns ziemlich gut. Wir beschließen zu bleiben und lassen uns hier häuslich nieder. Der Strand hier ist wunderschön. Man geht durch Pinien und weißen Sand bis zu einem bunten Kieselstreifen ans Meer und hat einen herrlichen Blick auf Calvi.

Am Nachmittag schwingen wir uns dann auf unsere Räder und radeln die ca vier Kilometer nach Calvi. Calvi ist die Hauptstadt der Region Balagne und berühmt wegen seiner hübschen Altstadt und der eindrucksvollen Zitadelle, die vor der Stadt auf einer Halbinsel thront. Wir stellen die Räder ab, bummeln durch die Einkaufsstraße der Altstadt und steigen hinauf zur Zitadelle. Von hier hat man einen herrlichen Blick und sieht sogar den Strand unseres Campingplatzes.

Die nächsten zwei Tage verbringen wir am Strand. Es ist teilweise sehr windig, aber wenn man in den Dünen eine Kuhle findet, kann man es wunderbar aushalten. Timba freut sich über lange Strandspaziergänge und wir gehen jeden Tag noch schwimmen. Das Wasser hat etwas abgekühlt, ist aber immer noch herrlich.

L'ILe Rousse

Heute ist Regen angesagt, doch der soll erst am frühen Nachmittag kommen. So beschließen wir mit der kleinen Bimmelbahn, die hier an der Küste entlang fährt nach Ile Rousse zu tuckern. Wir suchen zuerst einmal den Bahnhof, der aussieht, als wäre er vor einigen Jahren stillgelegt worden. Doch fast pünktlich kommt die Tramway de Balagne, eine Schmalspureisenbahn, die Calvi mit L'Ile Rousse verbindet, und ruckelt uns mit wunderschönen Ausblicken auf das Meer nach Ile Rousse. Als wir aussteigen, sind wir sehr erstaunt, denn hier tobt das Leben: es findet gerade ein großes Petanque-Turnier statt und es wimmelt nur so von Spielern, allerdings alles Männer. Wir schlängeln uns durch die sicher über 100 Spielfelder, die überall schön säuberlich mit blauen Fäden abgegrenzt sind und erreichen die Altstadt. Trotz einsetzendem Nieselregen haben alle Straßencafes, die Läden und die Restaurants offen. Wir schlendern durch den Ort, schauen den Petanquesspielern zu und essen dann in einer kleinen Bar Muscheln und Galette.