Über Corte an die Ostküste
Am Sonntag verlassen wir unseren schönen Campingplatz. Es stehen schon Schweizer parat, die unseren Platz übernehmen wollen (um 10.00 Uhr morgens).
Für uns geht es die kurvige Straße entlang, die ins Landesinnere führt. Corte liegt so ziemlich in der Inselmitte, war in der Unabhängigkeitszeit die Hauptstadt und gilt immer noch als heimliche Hauptstadt Korsikas. Zudem ist es die einzige Universitätsstadt der Insel. Bis heute ist Corte ein Symbol für die Freiheit und Unabhängigkeit der Korsen geblieben.
Die Anlage der Stadt beeindruckt durch ihre Lage auf verschiedenen Ebenen. Ganz oben ist die Zitadelle, im mittleren Teil befindet sich die Altstadt und noch weiter unten liegt die Neustadt. Nachdem wir einen Parkplatz gefunden haben, schlendern wir durch die Gassen. Die Geschäfte sind geschlossen, es ist ja Sonntag, doch es sind sehr viele Touristen da. Corte ist sehr beliebt bei Wanderern. Nachdem wir sehr gut zu Mittag gegessen haben, fahren wir das wildromantische Restonica-Tal entlang. Der Fluss hat sich ein wunderschönes Bett in das Tal gegraben und immer wieder kommt man an Gumpen vorbei, in denen man baden kann. Die Straße ist auch ein Traum für Motorradfahrer, von denen uns einige entgegenkommen. Außerdem begegnen uns die Gruppe Porschefahrer wieder, die wir schon ein paar Mal gesehen haben.
Kurz überlegen wir, ob wir uns hier in den Bergen an einen Campingplatz setzen, doch dann beschließen wir an die Ostküste zu fahren.
Wir haben Glück und finden einen traumhaft schönen Stellplatz nördlich von Aleria, den Camping de Bravone. Hier gibt es einige Plätze direkt am Strand mit herrlichem Blick aufs Meer und da stehen wir nun.
Die nächsten Tage verbringen wir mit langen Strandspaziergängen und Erkundungstouren rund um den Campingplatz. Hier können wir auch wunderbar schwimmen und Timba gefällt es auch. Abends gibt es leckere Holzofenpizza und morgens kommt das Boulangerie-Auto. Nachmittags genehmigen wir uns einen Cap Corse an der Bar. Was will man mehr. Aus einer Nacht werden schnell drei Nächte, doch der Blick hier ist auch nicht zu toppen.
Bastia, das Cap Corse und Saint Florent
Und doch wollen wir noch Bastia und das Cap Corse sehen und machen uns am nächsten Tag auf den Weg in die bekannte Hafenstadt. Auf dem Weg nach Norden fahren wir an einem riesigen Etang vorbei und biegen spontan auf die vorgelagerte Halbinsel ab. Ein kleiner Umweg mit traumhaftem Blick auf den riesigen Binnensee.
Nachdem wir in Bastia einen Parkplatz gefunden haben (Uff), schlendern wir durch die chaotischen Straßen mit ihren vielen kleinen Läden, Kneipen und Cafés. Hier gibt es keine Fußgängerzone, sondern die Stadt "lebt".
Wir wandern zum Hafen und zur Zitadelle hoch und genießen das französisch-italienische Ambiente. Nach einem Kaffee gehts weiter Richtung Norden.
Das Cap Corse ist 40 Kilometer lang und zwischen 10 und 15 Kilometer breit. Wie der ausgestreckte Zeigefinger einer Hand weist die Halbinsel nach Norden. In der Mitte erhebt sich ein Gebirgsmassiv und dadurch ist das keine gerade Straße, die um das Kap führt, sondern wir fahren viele tausend Kurven. Tatsächlich sind wir 140 Kilometer in viereinhalb Stunden gefahren. Die ganze Fahrt wird erschwert durch heftige Sturmböen, die an unserem Auto ordentlich rütteln. Besonders als wir auf die Westseite gelangen, werden wir fast von der Straße geschoben. Und das ständig mit steilem Blick nach unten ohne eine nennenswerte Abgrenzung zum Abgrund. Es ist so richtig abenteuerlich. Die Wellen im Meer sind riesig mit Schaumkronen und das Meer brandet mit Macht an die Steilküste. Einer unserer Führer empfahl uns das Kap gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden und das ist eine gute Idee, auch wenn ich tausend Tode gestorben bin, wenn es wieder einmal sehr steil abwärts ging.
Dies ist eindeutig eine der schönsten und spektakulärsten Straßen der Welt und diese bei Sturmböen zu fahren ist auf jeden Fall eine Herausforderung, die Armin gerne annimmt.
Nach gefühlten 7898 Kurven erreichen wir einen Campingplatz, der uns recht gut gefällt. Der Strand ist sehr steinig, doch da das Meer immer noch tobt, verbringen wir da eh keine Zeit, sondern schauen uns das Ganze aus der sicheren Entfernung unseres Wohnmobilplatzes an. Die Nacht wird eher unruhig, da der Wind unser Auto doch immer wieder durchrüttelt. Gegen Morgen lässt der Wind dann allmählich nach und wir können sogar vor dem Auto frühstücken.
Wir verlassen den Campingplatz, der Strand ist jetzt nicht so, dass wir gerne länger hier bleiben wollen und machen uns auf in das nahe gelegenen Saint Florent.
Saint Florent wird auch als das korsische Saint Tropez bezeichnet. Und wirklich der Ort hat einen riesigen Yachthafen, der im Sommer bis zu 1000 Yachten aufnehmen kann. Wir parken am Hafen und machen uns auf den Ort zu erkunden. Nette kleine, kopfsteingepflasterte Gassen, viele Boutiquen (die eher teuer sind) und Cafés haben es uns angetan. Saint Florent ist ein wirklich hübscher Ort, in dem es sich gut aushalten lässt. Wir schnaufen bis hoch zur Zitadelle, genießen den Ausblick und setzen uns dann in eine Bar am Hafen. Dort bestellen wir, wie üblich, zwei Espressi und zwei Gläser heiße Milch und verschnaufen ein bisschen. Wohin jetzt? Das ist die große Frage.
Wir schauen uns zwei Campingplätze hier in der Nähe an, einer würde uns gefallen, leider hat der schon zu.
Die letzten Tage auf dem Camping de Bravone
Kurzerhand beschließen wir wieder an die Ostküste zu düsen und uns noch einmal auf den Campingplatz de Bravone zu setzen, der uns so gut gefallen hat. Nach eineinhalb Stunden und vielen Kurven sind wir wieder dort, wo wir gestern gestartet sind.
Wir ergattern wieder einen Platz direkt am Meer, an einer anderen Stelle zwar, aber das macht ja nichts. Hier wollen wir jetzt die letzten vier Tage verbringen, bis unsere Fähre ab Bastia fährt. Eigentlich hatten wir die Mittagsfähre gebucht, doch Corsica Ferries hat uns benachrichtigt, dass das Schiff schon um 7.45 ablegt. Das heißt dann früh aufstehen.
Doch noch haben wir ein paar Tage.
Am nächsten Tag regnet es. Da es nicht durchschüttet, machen wir uns spontan nach dem Frühstück auf, den antiken Ort Aleria zu besuchen. Zuerst besichtigen wir ein sehr informatives Museum in einer kleinen Festung. Dort erfahren wir viel über die Zeit der etruskischen und römischen Eroberung. Aleria war zur Römerzeit eine Stadt mit bis zu 20.000 Einwohnern (heute ca 2000). Die Überbleibsel dieser Stadt schauen wir uns anschließend in der neben der Festung gelegenen Ausgrabungsstätte an. 40 Jahre wurde hier gegraben und doch sieht man nur ein paar Überbleibsel und angedeutete Mauern. Es ist trotzdem sehr interessant.
Anschließend fahren wir noch zum Etang de Diane, wo seit vielen hundert Jahren Austern gezüchtet werden. Sogar Napoleon hat hier zweimal die Woche Austern bestellt, als er auf Elba im Exil war.
Danach gehts wieder zurück auf unseren Platz und da es jetzt anfängt zu schütten, igeln wir uns ein und lesen unsere Bücher weiter.
Am nächsten Morgen ist das Wetter durch und wir können bei herrlichem Sonnenschein zuerst schwimmen gehen und dann draußen frühstücken. Wir genießen hier noch zwei Tage Sonne, Strandspaziergänge und lesen, bevor wir dann am Montag um 7.45 auf die Fähre müssen.
Unsere Heimfahrt
Rapallo und Portofino
Die Fähre ist diesmal fürchterlich. Wir fahren zwar mit Korsika-Ferries, doch diesmal haben wir kein schönes Schiff erwischt. Erstens warten wir sehr lange in Bastia bis wir an Bord dürfen, dann hat nur eine Bar auf um Frühstück zu bestellen und es gibt kaum Sitzgelegenheiten für die vielen Leute. Die Liegestühle an Deck sind zusammengesperrt und nach langem Suchen finden wir eine Bank, auf die wir uns setzen und lesen.
In Livorno sind wir dann die Ersten, die von Bord fahren und wir düsen die Küste entlang bis nach Rapallo in Ligurien, ca 30 Kilometer vor Genua. Rapallo hat eine sehr hübsche Altstadt mit Fußgängerzone und wir finden ein nettes Café, in dem wir Kaffee trinken, endlich wieder Latte Macchiato, wie wir ihn mögen. Wir schlendern zum Hafen und auch Timba freut sich aus dem Wohnmobil rauszukommen.
Anschließend wollen wir noch zu dem malerischen Fischerort Portofino. Die Straße ist für Wohnmobile, die länger als 6m und breiter als 2,10m sind, verboten und so passen wir gerade so durch. Es ist allerdings eine recht abenteuerliche Strecke. Gut, dass Armin die Kurven von Korsika gewöhnt ist. Hier ist es wirklich eng, und wenn ein Auto entgegenkommt, muss man die passende Ausweichstelle finden. Aber das Licht jetzt am Spätnachmittag ist herrlich und die Strecke wunderschön, immer wieder mit tollen Ausblicke auf das Meer und schöne Herrenhäuser.
Eine Polizistin hält uns an und erklärt uns, dass wir zwar bis Portofino fahren können, dort allerdings nicht parken dürfen. Wir müssten um den Kreisel fahren und wieder zurückkommen. Wir erhaschen also nur einen Blick auf die Fußgängerzone von Portofino, die hinunter zum Hafen führt und mit Cafés und Boutiquen gesäumt ist. Es sieht auch sehr voll aus.
Unser Weg führt uns allerdings diese traumhafte Strecke wieder zurück nach Rapallo und dann weiter nach Pavia, unserem heutigen Übernachtungsort.
Pavia und die Kartause von Pavia
Pavia ist laut Führer eine der schönsten und geschichtsträchtigsten Städte der Lombardei. Sie liegt am Fluss Ticino und hat eine der ältesten Universitäten Europas. Wir erreichen die Stadt abends, bummeln durch die Gassen und finden eine nette Pizzeria. Man merkt, dass man in einer Universitätsstadt ist, auf der Piazza della Vittoria ist noch richtig viel los. Wir schauen uns noch die berühmte Ponte Coperto an und beschließen, dass wir hier unbedingt noch einmal tagsüber Halt machen müssen. Ich würde mir gerne noch die Universität anschauen und die Stadt bei Tageslicht erleben.
Acht Kilometer entfernt ist ein recht schöner Stellplatz, ganz in der Nähe der bekannten Kartause von Pavia, die wir uns am nächsten Tag anschauen wollen. Die Certosa di Pavia ist ein beliebtes Pilgerziel in der Lombardei und wird heute von Zisterziensermönchen bewirtschaftet.
Schon von weitem sehen wir am nächsten Morgen die wunderschöne Marmorfassade der Kirche. Wir schauen uns die Kirche an und versuchen herauszufinden, wann denn eine Führung stattfindet, denn nur mit einer Führung darf man die Kreuzgänge anschauen.
Nach einigem Hin und Her (Organisation ist nicht die Stärke der Zisterziensermönche) erfahren wir, dass man in der Kirche warten muss und wenn genügend Leute zusammen sind, gibt es eine Führung. Nun ja.
Doch das Warten hat sich gelohnt. Ein sehr netter Mönch kommt und erklärt uns auf italienisch die Kirche und dann dürfen wir die berühmten Kreuzgänge sehen und....sind begeistert. Leider ist heute ein nebliger Morgen, doch trotzdem staunen wir über die weiß-rote Pracht, die sich uns zeigt. Auch die Wohnhäuschen der Mönche im großen Kreuzgang angeordnet dürfen wir besichtigen. Es ist wirklich wunderschön.
Como und Chur
Nun geht es wirklich Richtung Heimat. Wir machen noch einen kurzen Stopp in Como und dann fahren wir nach Chur und stellen uns dort auf den Campingplatz. Am nächsten Morgen kommt Julia zum Frühstück. Wir freuen uns sehr sie zu sehen, erfahren viel von ihrem Studium und beschließen eine Wanderung zu unternehmen.
Es ist ein herrlicher Herbsttag und Julia führt uns zum Crestasee und zur Aussichtsplattform "il Spir" bei Conn. Von hier sieht man hinunter auf die Rheinschleife, die tief unter uns liegt. Der Rhein windet sich hier durch die Kreidefelsen.Wir dachten, wir machen einen Spaziergang, doch es wird eine vierstündige Wanderung daraus. Bei tollem Sonnenschein genießen wir die Berge und die Landschaft zwischen Chur und Flims.
Anschließend zeigt uns Julia noch die Innenstadt von Chur. Wir bummeln durch die sehr hübsche Altstadt, bringen Julia wieder zurück zu ihrer WG und fahren schließlich heim.
Ein schöner Urlaub geht zu Ende.