Von Bergen zum Geirangerfjord

Unser Hochzeitstag

Wir wollen nicht in Bergen übernachten und so düsen wir am Spätnachmittag noch nach Voss. Dort liegt ein schöner Campingplatz direkt am See. Der Stellplatz, der uns gefallen würde, kostet allerdings 60 Euro und das ist uns zu teuer. So stellen wir uns auf den Parkplatz neben den Campingplatz, der kostet 1,80 Euro und der Campingplatzbesitzer meinte, wir dürfen die Duschen trotzdem benutzen. Sehr praktisch. Uns gefällt es da, wo wir jetzt stehen eh besser, weil es nicht so dicht an dicht ist.

Wir spazieren mit Timba noch in den Ort Voss, ein Wintersportort, in den im Sommer viele Sportler zum Gleitschirmfliegen kommen. Der Ort selbst wurde im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört und nicht sehr schön wieder aufgebaut. Nur die Kirche, die frühgotische Vangskyrkja, die 1277 errichtet wurde, ist sehr schön anzuschauen. 

Die Aussichtsplattform Stegastein

Heute ist nun unser 31. Hochzeitstag. Wir haben nichts Bestimmtes geplant und doch jagt heute ein Highlight das nächste. Zuerst geht es zur Aussichtsplattform Stegastein. 650 Meter über dem Aurlandsfjord schwingt sich eine dynamisch geformte Aussichtsplattform über den Abgrund. Nach unzähligen Spitzkehren erreichen wir diese und haben wirklich einen umwerfenden Blick. Die Strecke hinauf und hinunter hat es allerdings in sich und man merkt, wer Autofahren kann und wer nicht.

Die Stabkirche Borgund

Von hier aus fahren wir durch den längsten Autotunnel der Welt (24,5km), der im Jahr 2000 fertiggestellt wurde. Die Monotonie der Fahrt unterbrechen in Abständen von etwa 6 km drei riesige Hallen, die mit blauem Licht ausgeleuchtet sind. Das wirkt sehr mystisch.  

Auf der anderen Seite des Tunnels erreichen wir die berühmte Stabkirche Borgund. Dies ist angeblich die bekannteste und schönste Stabkirche Norwegens und sie ist sehr gut erhalten. Die meisten Stabkirchen wurden zwischen 1130 und 1350 erbaut. Von den ursprünglich über 1000 Stabkirchen in Norwegen existieren heute noch 28. Die komplizierten Bauwerke wurden von fahrenden Handwerkergruppen erstellt, die Können und Erfahrung mitbrachten. Die Kirche in Borgund stammt aus der Zeit um 1150 und steht noch so da wie vor 800 Jahren. Wir haben Glück und kommen gerade zwischen zwei Reisegruppen an. So können wir einige Bilder ohne Leute machen. Das in sechs Stufen aufsteigende Dach ist mit Holzschindeln bedeckt und von den obersten Giebeln ragen Drachenköpfe in den Himmel. Der Glockenturm ist ein Extragebäude neben der Kirche. Wir stärken uns noch in dem Café des Informationsgebäudes und schon geht die Fahrt weiter.

Der Gletscher Jostedalsbreen

Wir fahren durch eine wunderschöne Landschaft. Entweder folgen wir einem Flusslauf oder einem Fjord. Mit einem kleinen Umweg erreichen wir noch eine weitere Stabkirche im Örtchen Kaupanger, welche jedoch leider geschlossen ist. Rechts und links der Straße sind hohe Berge, wir setzen mit einer Fähre über einen Fjord und nähern uns dem Gletscher Jostedalsbreen. Dieser Gletscher ist mit einer Flächen von 480 Quadratkilometern und einer Dicke von bis zu 500m der größte Gletscher des europäischen Festlandes. Der Jostedalsbreen hat 24 Gletscherzungen und zu einer von ihnen, der Boyabreen, fahren wir hin. Vom Parkplatz aus spazieren wir ca 10 min bis zu dem kleinen Gletschersee, über dem wir die Gletscherzunge bestaunen können. Timba ist es egal, wie kalt das Wasser ist und er freut sich endlich aus dem Wohnmobil rauszukommen.

Nach einer weiteren halben Stunde finden wir einen kleinen, sehr netten Campingplatz an einem See: den Gasemyr Campingplatz in Byrkjelo. Er ist günstig und gefällt uns ausnehmend gut. Wir stellen uns direkt an den See und ich lese in den Bewertungen, dass das keine gute Idee sei, wenn es regnet, da dann die Wiese schnell unter Wasser steht. Also wollen wir uns weiter oben hinstellen, doch wir schaffen es fast nicht raus aus der Wiese. Immer wieder drehen die Reifen durch, bis Armin eine Stelle findet, die trockener ist und es schafft. Nun stehen wir nicht direkt am Ufer, haben aber trotzdem einen schönen Blick. Zur Feier des Tages gibt es Lachs mit Rösti.

Unsere Fahrt bis Geiranger

Heute Morgen wachen wir leider bei Regen auf. Doch mit den Highlights geht es auch heute weiter. Zuerst fahren wir nach Stryn, wo es ein leckeres, norwegisches Frühstück (mit braunem Käse) gibt. Anschließend lassen wir uns nicht vom Wetter abschrecken, vertrauen unserem Führer und düsen in ein Sommerskigebiet, dem Strynefjellet. Dies ist eine fantastische Hochgebirgslandschaft unterhalb des Tystig-Gletschers. Hier oben ist es rau und karg. Die Schotterstraße ist so schmal, das Begegnungsverkehr nur an Ausweichbuchten möglich ist. Gottseidank sind bei diesem Wetter nicht so viele Leute unterwegs. Manchmal bumbert es jedoch so stark, dass Timba beschließt bei mir auf den Schoß zu hüpfen. Hier oben fühlt man sich doch sicherer, außerdem sieht man mehr. Schnee ist hier oben keiner, doch wir fahren durch ein wildromantisches Gebiet mit einem Fluss, der ständig seine Form verändert und kleinen Seen. Das Wetter klart etwas auf und wir sehen die Gletscher oberhalb von uns thronen. Wir finden die Landschaft wunderschön und sind froh, dass wir uns auf diesen Abstecher eingelassen haben.

 

Nun folgen wir einer engen Serpentinenstraße, die uns nach Geiranger führt. Von einer Kurve aus haben wir einen traumhaft schönen Blick auf den Fjord. Bald sind wir unten angelangt und reihen uns in die Autoreihe für die Fähre ein. Geiranger ist ein winziger Ort, in dem es mehrere Campingplätze und Hotels, einige Andenkenläden und Cafes hat. Eigentlich hat der Ort nur 300 Einwohner, aber im Sommer ein Vielfaches an Touristen. 

Unsere Fährfahrt durch den Geirangerfjord

Gestern Abend habe ich die Fähre schon reserviert, da wir gelesen haben, dass es sonst schwierig ist einen Platz zu ergattern. Achtmal fährt die Fähre im Sommer von Geiranger nach Hellesylt. Wir zahlen ca 90 Euro und sind dabei. Und es lohnt sich. Es ist ein großartiges Erlebnis durch den Geirangerfjord zu fahren, auch bei Regen. Norwegen zählt über 1700 Fjorde und der wohl bekannteste unter ihnen ist der ca 15 Kilometer lange Geirangerfjord, auch bekannt unter dem Namen König der Fjorde. Rechts und links ragen die Felswände aus dem Wasser und die Enge und Höhe des Fjords lässt die Kreuzfahrtschiffe umso kleiner erscheinen. Wir haben gelesen, dass ab 2026 nur noch emissionsfreie Kreuzfahrtschiffe in den Geirangerfjord einfahren dürfen. Das finde ich eine gute Idee.